GRETCHENfrage

Text: Marcello Rubini

Bilder: Gretchen PR

Einer Frau die Gretchenfrage zu stellen, warum sie so viele Handtaschen braucht, wird natürlich keine befriedigende Antwort finden. Aber man(n) kann der Sache schon deutlich näher kommen, wenn man sich z.B. die Kollektion gleichen Namens anschaut. Das Label GRETCHEN präsentiert nämlich Taschen, da würde es mich als Mann nicht mehr verwundern, wenn meine Begleiterin Begehren äußerte, obwohl sie schon längst ausreichend wunderbare Stücke besitzt.

Die Gretchenkollektion AW11 der Designerin Anne-Christin Hofmann führt vor, was raffinierte Eleganz aus Berlin schon in den Zwanzigern zu bieten hatte, und bei vielen Stücken ist man tatsächlich stark an Art-Deco-Ästhetik erinnert: die Verbindung geometrischer Spielerei mit geschickten Akzenten, klarer, und dennoch ungewöhnlicher Formgebung, raffinierten Mustern mit linearen Dynamisierungen und strengen Flächengliederungen, die der Gesamtgestalt eine raffinierte und charakteristische Binnenstruktur verleihen. Dabei wird dieses Formspiel selten zum applizierten Muster, viel eher begründet und facettierte es die elegante Gesamtform und nicht selten auch seine Funktionalität. Eine Bezeichnung wie „Diamond“ für eine Modellfamilie trifft entsprechend gut die Gestalt und die Wirkung.

Fein ausgesuchte Farbgebung, interessante Oberflächenkontraste, ganz unterschiedliche Arten der erstklassig genähten Verarbeitung (in Italien) ergänzen den Gestaltungsanspruch kongenial. Das Zeitgemäße an diesen Taschen ist die faszinierende Einheit formaler Eleganz und lässiger, unkonventioneller Erscheinung.

Die Gretchenkollektion ist eigentlich eher untypisch für ein „Berliner“ Design, was der aufstrebenden Modestadt aber ein anspruchsvolles, sehr interessantes, außerordentlich elegantes und tatsächlich exklusives Extra hinzufügt.

Pure Lust an edlem Geschmack – vermutlich ist das eine Antwort auf die Gretchenfrage.

GRETCHENfrage

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