Ein Gespräch mit dem Designerpaar
Text, Interview und Bilder: Gerhard Paproth
Letztes Jahr waren Thibaut Rodde & Sandrine Paskusz-Koffi mit ihren Brillen bei den Wettbewerbern der Abteilung Accessoires de Mode vertreten und erlebten viel Aufmerksamkeit. Auch wenn man den großen Preis dann nicht gewinnt, ist es ein wichtiger Erfolg. Denn die Vorauswahl zum Wettbewerb respektive die Präsentation auf dem Festival gibt der Karriere von Jungdesignern anschließend einen beachtlichen Kick. Außerdem kann es sein, dass die Festivalleitung im Folgejahr noch einmal zu einer kleinen Showroomausstellung der “Formers” einlädt, wenn die neuen Arbeiten außergewöhnlich zeigenswert sind, wie das jetzt für die beiden Kreativen der Fall war.
ModaCYCLE: Wir sind neugierig welche positiven Folgen die Teilnahme am Wettbewerb hier in Hyères hat. Was hat es euch gebracht?
Sandrine Paskusz-Koffi: Wichtig war für uns, dass wir den professionellen Markt kennen gelernt haben. Sowohl während des Festivals als auch danach haben wir viele professionelle Kontakte knüpfen können, sowohl mit den Medien als auch mit der Branche. Die Lunetterie (Brillenbranche) ist recht speziell, das war schon sehr wichtig für unsere Weiterarbeit. Nicht zuletzt sind wir Autodidakten und hatten bis dahin keine Berührung mit dem Markt.
Zweitens, und auch das war für uns als Autodidakten wertvoll, erhielten wir einmal Kritik der Profis. Und da war die positive Resonanz ebenso überraschend wie die des Publikums, das ja selbst überrascht reagierte.
Und wir hatten ein unerwartetes Medien-Echo, sogar ziemlich international – bis nach Japan. Damit hatten wir auch nicht gerechnet.
Thibaut-Rodde: Der entscheidende Impuls war sicher, dass wir mit der Handarbeit weiter machen. Wir haben mittlerweile auch klassischere Modelle gemacht, quasi als Erweiterung des Spektrums. Ich selbst trage so ein Beispiel im Alltag. Wir stehen aber noch zum Einzigartigen. Die Ausweitung des Programms erlaubt uns gleichzeitig, die Industrialisierung auszuprobieren.
Positionierung, Bekanntheit, Kontakte, das sind wesentliche Ergebnisse unserer Teilnahme am Wettbewerb gewesen.
ModaCYCLE: Eure Brillen sind schon sehr speziell. Wie könntet ihr das Publikum, das auch diese Modelle kauft, beschreiben?
Thibaut-Rodde:Es sind sehr viele junge Modedesigner interessiert. Die möchten gerne mit uns kooperieren. Ansonsten überhaupt alle, die die Evolution der Dinge schätzen und die sinnliche Kraft von Form und Material lieben. Zum Beispiel die Modelle aus Holz fanden sehr viel Aufmerksamkeit.
Sandrine Paskusz-Koffi: Außerdem natürlich Menschen, die das Seltene lieben und einen Sinn für Ausgefallenes haben. Da ist kleine Handarbeitsproduktion möglich.
Thibaut-Rodde: Abgesehen von denen, die das mit Vergnügen tragen, gibt es Sammler. Das kleine Format als “objet d’art” hat viele leidenschaftliche Interessenten.
ModaCYCLE: Das ist eine mutige Perspektive, auch den eher exzentrischen Markt bedienen zu wollen. Die meisten passen sich schnell und weitgehend den Marktregularien an, wenn es darum geht, wirtschaftlich gut zu überleben.
Thibaut-Rodde: Das Credo ist für uns: Das Produkt soll lange halten und gute Kenntnis von Handarbeit repräsentieren. Wir verfolgen die Kombination von Tradition und dem Schritt in die Zukunft. Das zeigt sich durchaus als eine tragfähige Perspektive.
Aktuelle Arbeiten von Thibaut-Rodde und Sandrine Paskusz-Koffi: