Marek Witt AW11 – „Oversexed and underfucked?“
Text: Boris Marberg
Bilder: Boris Marberg
Marek Witt ist ein polnischer Designer, der seinen Abschluss in Düsseldorf machte und bereits eine ganze Reihe von Kollektionen für Frauen, Männer und Accessoires bei Modenschauen in Deutschland und Polen präsentiert hatte. Neben der Tätigkeit als Designer ist er auch als Autor in den Bereichen Design und Style mit vielen Artikeln bekannt geworden. In Berlin präsentierte Marek Witt im Rahmen des Berlin-Showfloors, mit Hauptsponsor Lavera. Entsprechend ist die Veranstaltung, welche parallel zur Berlin Fashion Week stattfindet „überwiegend“ ökologisch ausgerichtet. Leider konnten wir auch auf mehrfaches Nachfragen bei Marek Witt nicht herausfinden, in welchem Umfang ökologische Gesichtspunkte in seine präsentierte Kollektion eingeflossen sind.
Präsentiert wurde eine knallig bunte (nahezu durchgängige) Damenkollektion. Leider hat man darauf verzichtet in der Schau auch die ansprechenden Taschendesigns von Marek Witt einzubinden. Dafür sind uns teilweise ansprechende Schuhe aufgefallen. Neben sehr knalligen Farben und fast schon Neonlook reihen sich in die Kollektion auch dunkle und schwarze Nuancen ein. Stilistisch wirkte die Kollektion aggressiv, laut, verspielt bis hin zu naiven Konnotierungen, worunter unserer Auffassung nach die Tragbarkeit leider sehr leidet und visuell ins Klischee abgleitet. Während andere Designer zuletzt in Berlin und London auch sehr wohl mit transparenten Materialien spielen und eine Gradwanderung bei Eleganz und Akzeptanz bei der Darstellung plakativer Weiblichkeit wagen, gelingt bei vielen Outfits dies Marek Witt leider nicht sehr ansprechend. Viel zu offensichtlich ist die Anlehnung an sexuelle Untertöne, wenn Modelle, vollbusig nur in Netzkleidchen und Tops gezwängt sind. Volumen und Leichtigkeit in Schwung und Fall der Kleider spielen kaum eine Rolle, vielmehr sind die Silhouetten oft sehr hauteng gehalten und nur mit gröberem Tüll aufgelockert.
In Bezug auf den Lifestyle spielt Marek Witt mit offensiver Darstellung von weiblichen Reizen was leider, wenn man sich zum Beispiel die programmatischen Ansätze zum Umgang mit Gender anderer Designer ansieht, wenig ausbalanciert ist. Über den Sinn und den Zweck auf Schlüsselreize abzuzielen kann man lange diskutieren – in einer sich immer mehr im Spannungsfeld von sexistisch geprägter Werbung und einem individuellen, privaten Rückzug in die Asexualität im sozialen Leben verlierender (westlichen) Gesellschaft. Fest steht diesbezüglich aber, dass der Trend eindeutig in der Mode zu klareren (Gender-) Konzepten geht, statt sich in Provokation und Plakativem zu manifestieren.