Sommerlich geradlinig
Vektor SS16
Text: Gerhard Paproth
Bilder: Alex Mader
Die Berliner Designer Kristina Puljan und Martin Eichler Haben vor etwa zwei Jahren das gemeinsame Label Vektor gegründet, hauptsächlich mit dem Ziel, mit sogenannter Urban Wear in ihrem Laden in der Gormannstrasse zu reüssieren. Die gezeigte Kollektion von Streetstyle-Looks arbeitete mit sehr dünnen und zum Teil transparenten Stoffen (Organza), manchmal in mehreren Schichtungen. Die Formen aus Rechtecken und Kuben ignorieren die Körperformen sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen und streben eine eher geradlinige Lässigkeit an. Die Idee von Unisex-Kleidung wird gottseidank aber nicht ganz konsequent durchgehalten, auch wenn es Röcke für Männer gibt und die transparenten Elemente bei Männern und Frauen in gleicher Weise auftauchen. Für die Frauenteile werden die kombinierten Rechtecke an der Gestalt manchmal etwas modifiziert, das sind aber eher die einzigen Zugeständnisse an sexuelle Identität, wenn man mal von den transparenten Effekten absieht.
Wie der Name es vorgibt, sind die Kleidungsstücke sehr graphisch bestimmt: Senkrechte, Waagerechte und rechteckige Silhouetten mit höchstens gelegentlichen Schrägen variieren ein formal eher schlichtes, reißbrettartiges Konzept im Baukastensystem durch Additionen. Einen dynamischen Akzent in diese formal statischen Kombinationen bringen die leichten Flatterstoffe und bewegte Körperteile unter transparenten Bereichen. Die Farbgebung ist mit Nude und Weiß bei vielen Teilen allerdings wirklich luftig geprägt, hinzu treten aber tristes Taubenblau, Grau und Schwarz.
Ein mutiges, lebensfrohes Erscheinungsbild im städtischen Raum wird mit dieser Kollektion nicht gerade evoziert, eher freudlos und unsexy kommen die meisten Beispiele daher – auch wenn das Flattern und ein paar Einblicke hie und da die explizite Fadheit etwas in Bewegung zu bringen vermögen.
