UdK Berlin: Wenn Mode-Studenten gendern

UdK Berlin: Wenn Mode-Studenten gendern

Modenschau der Universität der Künste, Berlin 2019, Straße des 17. Juni

Text und Bilder: Gerhard Paproth

 

Die Schau fand statt, obwohl es regnete und windig war. Am Abend des 13. Juli zeigten Studierende und Absolventen des Instituts für experimentelles Bekleidungs- und Textildesign der UdK Berlin Arbeiten aus verschiedenen Kursen, Projekten und ihren Abschlüssen. Eine Catwalk-Choreografie auf einem Seitenarm der großen Berliner Strassenachse, vor dem Haus der Universität. Zugegen war vorwiegend studentisches Publikum, aber auch andere Interessierte und ein wenig Presse. Die Choreografie des Ablaufes und die Arbeiten waren vom Experiment geprägt – konzeptuell in den Überlegungen und der Gestaltung und natürlich visionär in der Anschauung.

Abgesehen davon, dass dergestalt spielerisch-ernste Entwürfe grundsätzlich mehr visuelle Abenteuer bereit halten als kommerziell angelegte Kollektionen, wird an solchen Beispielen ansatzweise deutlich, wo zeitgenössische Interessen liegen und wie diese neben technischen Errungenschaften und ästhetischen Haltungen zu möglichen Neupositionierungen der Mode führen können. Das ist das eigentlich Reizvolle an Veranstaltungen wie dieser.

Natürlich konzentrieren sich die verantwortlichen Professoren und Dozenten neben dem Handwerk wesentlich auf Kreativität, zivilisatorische Problemstellungen besonders der Gegenwartsdiskussion und auf geschichtliche Phänomene. Wenn man sich vorstellt, was dabei herauskommt, findet man eine – manchmal bizarre – Mischung von alledem in den gezeigten Ergebnissen, in unterschiedlichen Ausprägungen der Reife. Der Spagat besteht zwischen Anspruch und Offenheit.

Eines aber war mit dieser Schau allgemein offenkundig: Gender ist ein fast durchgehend relevantes Thema. Die Kleidung orientiert sich nicht mehr an der Spezifik eines Geschlechtes, alle können alles tragen und die herkömmlichen Zuordnungen für Kleider, Anzüge, Accessoires (Männer mit süßen Handtäschchen etc.) bis hin zum Makeup werden bewusst und konsequent über den Haufen geworfen.

Zweitens: Gestaltungen unterwerfen sich nicht mehr einer ästhetischen Grundforderung. Sie werden vielmehr bestimmt durch konzeptuelle Überlegungen aus dem gesellschaftlichen Umfeld, das kann in diesem Kontext manchmal auch praktische Nützlichkeit sein. Ästhetische Liebhabereien dürfen schon noch erscheinen, aber sie kommen nahezu beliebig aus dem großen Fundus des Vorfindlichen und sind frei im Einsatz und Kombinationen. Der persönliche Geschmack ist maßgeblich, kein mühsam ausgebildeter. Und der spielerische Anteil erlaubt sehr viel. Und nicht zuletzt: Scheußlichkeiten beherbergen immerhin provokative Kräfte und haben deswegen ein Recht auf Programmatik.

Drittens: Materialien sind zu entdecken und (sachfremd) erprobend anzueignen und zu verwenden. Teppiche, Gardinen, Folien, Kunststoffe – alles Denkbare kann für Bekleidung dienlich sein. Das ist Recycling im besten Sinne. Kleidungsunikate mit handwerklichem Aufwand werden in diesem Sinne zwingend und sind auch gewünschtes Prinzip: Das Originelle ist ein relevantes Qualitätsmerkmal, hieran muss sich Individualität des Trägers festmachen.

Alles in allem versteht Mode sich so als konzeptuelles gesellschaftliches Statement ungezwungener Vielgestaltigkeit. Das Individuum soll sich mit originärem Auftritt hervortun und setzt selbst die Grundlagen dafür. Vorbei sind die Zeiten, wo das ästhetische Erscheinungsbild visuell so etwas wie Zeitgeist pointierte, jetzt bzw. hier sind visionäre Positionen zur gesellschaftlichen Selbstverortung anvisiert, bei denen Schönheit, Chic oder subtiler Geschmack keine Rolle mehr spielen.

Auch wenn die gezeigten Arbeiten jeweils aus thematischen Projekten erwachsen sind, wird es problematisch, sie als Außenstehender kommentieren zu wollen. Manchmal ist es schon schwierig, überhaupt zu verstehen. Das dürfte aber auch gar nicht gefordert sein, denn die meisten Sachen behaupten und begründen sich in ihrem So-Sein. Und so zieht das große Défilé aus hunderten von Arbeiten wie ein offenes Panoptikum an einem vorbei, in Gruppen, Duos, Solos und performativen Konstellationen. Varianten, Solitäre, Versuche. Und das demonstriert natürlich den Ausbildungsunterschied zwischen einer Schneiderwerkstatt und einer Universität, die der gesellschaftlichen Forschung verpflichtet ist und damit einen anderen Bildungsmaßstab setzt. Und die im Ergebnis ein wunderbares Panorama des gestalterischen Denkens vorführen kann (möglichst kulturrelevant), wie wir es hier gesehen haben.

Vielleicht – und da werden wir sehr spekulativ – kann eine solche Schau sogar darüber hinaus etwas repräsentieren, was in der Konsequenz seiner Abseitigkeit Berliner Kultur-Geist ausmacht.

Entsprechend der vielfältigen Ansätze präsentieren wir eine zufällige Bildauswahl ohne Wertungsmassstäbe, namentliche Zuordnungen sind soweit nicht möglich:

 

UdK Berlin: Wenn Mode-Studenten gendern

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