Roshi Porkar – Von Prinzessinnen und Amphoren
MBFW SS2015
Text: Gerhard Paproth
Bilder: Boris Marberg
Auf der Modeschau in Hyères gewann sie den Chloé-Preis und auch sonst ging schon viel Lob der Berliner Schau voraus, die ja auch von Elle mitpräsentiert wurde. Mit Abschluss 2013 an der Universität für Angewandte Künste Wien tritt wieder eine von vielen auftauchenden, sehr jungen Österreicherinnen, die erfolgreich in Berlin präsentieren( z.B. Hoemanseder, Rebekka Ruétz) auf den Berliner Schauenplan. Und auch Roshi Porkar zeigt eine ungewöhnliche und faszinierende Kollektion. Nicht ganz so exzentrisch und spannend wie in Hyères kamen recht streng konzipierte und deutlich gegliederte Kleider und Kombinationen auf den Berliner Laufsteg, Zusammenstellungen von fellartigen, grau melierten und strukturierten, meist aufgebauschten Oberflächen, die sich bei näherem Hinsehen als geschickt aufbereitetes bzw. aufgedröseltes Gewebe erweisen und sich auch sehr sanft und hautfreundlich anfühlen. Ein weiteres Kleid, das wie eine wunderbar-federbestückte Textur erschien, war auf vergleichbare Weise realisiert. Kein Fell, keine Federn und dennoch bestechend.
Kontrastierend dazu leichte und glatte Stoffoberflächen wie Organza und sogar floureszendierende Elemente im systemischen Aufbau, meistens noch mit strukturierenden Farbstreifen abgesetzt.
Die Formen sind streng strukturiert, ausgehend von einer Mittelsenkrechten und einer Waagerechten etwa in unterer Brusthöhe, die manchmal eine hohe Taille andeutet, aber auch Ausschnitttiefe oder eine Gliederung der Ärmel festschreibt. Abgeleitet ist die Gesamtform aus klassischen Amphoren und Vasen, sodass sich im unteren Hüftbereich eine ausfallende Breite ergibt, die dann schräg nach unten wieder zusammenläuft.
Schon die früher von der Designerin erwähnten „Musen“, nämlich die Baktrischen Prinzessinnen (sehr alte, hockende bzw. sitzende Stein-Figuren mit extrem ausladenden Gestalten) führten zu einer ungewöhnlichen Formgebung mit zwar schöner Gliederung aber nicht immer idealer Proportionalität. Das ist vielleicht auch Geschmackssache, immerhin repräsentieren die Stücke eine gewisse Erhabenheit und auch nicht unspannende Klarheit. Darüber hinaus fühlt man sich bei einigen Stücken auch an japanische Ästhetik erinnert, sogar an das, was man mit Samurai und straffer Körperverpackung assoziieren kann. Sanft gebrochen wird die strenge Gliederung mit eingebauten, sanften Kurven, besonders im Hals- bzw. Kragenbereich, meistens abgesetzt mit himmelblau kontrastierenden Einlagen.
Insgesamt sahen wir auf dieser Schau der Modedesignerin ein durchaus ungewöhnliches und elegantes Kleiderkonzept, gut durchdacht und geschmackvoll gemacht. Einer Presse-Einladung ins „Fashion-Studio im Bikinihaus“ folgend, sahen wir dann gleich nach der Schau noch eine interessant gestaltete, schöne Installation der Designerin, fotografieren war uns dort merkwürdigerweise PR-organisatorisch streng verboten. Schau und Schau, das lernten wir hier auch noch, sind wohl nicht dasselbe.