Kollektion „Douceur“, E-Werk Berlin
Bilder: Andreas Hofrichter
Text: Gerhard Paproth
Die Kollektionen von Sophie Oemus sind stets eine Mischung von klassischem, eher bodenständigem Design und klug erkannten, relevanten Zeitgeistaspekten. Wie wir schon letzte Saison bemerkten, ist ihre Lust auf Mode für Mädchen außerdem ein besonderes Merkmal, denn das, was sie für Kinder und Heranwachsende entwickelt, bezieht sehr deutlich die Wunschpalette der betroffenen Zielgruppe mit bemerkenswert viel Gespür ein. Dieses Mal liefen erwachsene Models und Kindermodels in beliebigen Folgen über den Laufsteg, diese Aufhebung der Generations-Trennung kann man sicher als programmatisch verstehen, zeigt aber auch sinnfällig, dass viele Stilmittel letztlich übertragbar sind ohne den Anspruch der Zielgruppengerechtheit verlassen zu müssen. Und – das noch am Rande bemerkt – es macht auch Spass zu sehen, wie der „Modelnachwuchs“ lässig und trotzdem stolz und selbstbewusst “seine” Modesachen vorführt.
Die Frauenkollektion korrespondierte mit einem angedeuteten Selbstverständnis, das vielseitige gesellschaftliche Rollen vergegenwärtigte, von Freizeit über Büro bis zur Rolle der jungen Mutter, wofür sogar Kinderwagen über den Laufsteg geschoben wurden. Alles also auch mit einem Hauch moderner Pragmatik, ohne den Sinn für Weiblichkeit zurückzustellen. Leder (beliebtes Maisonnoée-Material), dieses Mal mit gestanzten Mustern an den Säumen, entspricht dem urbanen Touch, gepaart mit sportiven Streifen, T-Shirts, Kapuzen oder Ansteckobjekten bzw. verhaltenen Streetwaerelementen. Unterstrichen wird das von kraftvollen Electrosounds und -rhythmen. Außerdem steht da noch eine romantische Note im Raum, in der Projektion sehen wir Frühlingsgras in seichtem Wind und der Kollektionstitel „Douceur“ ist darüber hinaus ein Statement für sich.
All das nimmt man aber nicht widersprüchlich wahr, das vorgeführte Panorama der vielen Aspekte behält eine überzeugende Stimmigkeit. Insofern ist das so verstandene Frauenbild durchaus an der Realität orientiert und naheliegend. Erwähnenswert bleibt noch die Farbpalette, sonniges Gelb, Schwarz, Braun und Oliv sind prägnant vertreten, aber eher nicht an modischen Trends orientiert. Das betrifft auch die Schnitte, die achten auf Bequemlichkeit, es gibt wieder Plissée und die Lederkleider fallen schlicht und glatt, ihre Anbindung an Konventionellem und zeitgemäßen Gouts wird dabei nicht aufgegeben.
Unterm Strich eine Kollektion „für die moderne Frau“, aber nicht im abgegriffenen spießigen Sinne, sondern lebendig, realistisch und erlebbar positiv.