Berlin MBFW AW 2015 – Lena Hoschek
Gedämpfte Pracht
Bilder: Andreas Hofrichter
Text: Gerhard Paproth
Dieses Mal war der Termin erst auf den 2. Tag der Fashionweek gesetzt und auch sonst war bei Lena Hoschek nicht mehr alles wie gewohnt. Gedämpfte Farben wie Schwarz, Blau und Anthrazit bestimmten den größten Teil der Schau und die prächtigen Muster und spielerischen Applikationen waren jetzt eher die Ausnahme. Ein wenig Pop schien hier und da zwar auf, aber die Erwartungen an ein prächtiges Kaleidoskop von Herbstfarben und optimistischen Mustern wurden dieses Mal nicht bedient. Was blieb und nach wie vor begeisterte, waren die unendlich vielen Schnittvarianten, die Lena Hoschek den 40er und 50er Jahren stets geschickt abschaut und unendlich zu variieren weiß. Damit sind und bleiben ihre Kreationen betont weiblich und attraktiv.
Keine Frage, die Schau hatte auch ein paar hervorstechende Akzente zu bieten, zwischendurch mal ein leuchtendes Rot oder ein buntes bzw. kontrastierendes Muster. Highlights waren am Ende ein wundervolles, glamouröses Abendkleid in Metallic-Kupfer und danach ein tief ausgeschnittenes Hochzeitskleid zum Abschluß.
Im Publikum war übrigens kaum die sonst übliche Hoschek-Fangemeinde launiger und üppiger 50s Pinup-Ladies vertreten (die hätten vielleicht an Farbenpracht dem Catwalk die Schau gestohlen…) und auch die choreografische Inszenierung hatte die Designerin auf das allgemein Übliche und mit beruhigter Swingmusik heruntergefahren.
Damit kann man nun nicht behaupten, die neue Hoschek-Kollektion wäre in der „Mitte“ angekommen, denn da waren ihre Sachen eigentlich schon immer zu Hause – aber die betörende, offensive Verve, mit der die Designerin ihren Ideenreichtum üblicherweise ausbreitet, ist dieses Mal in Österreich oder sonst wo verblieben.
