Lala Berlin AW11 & Interview
Text: Boris Marberg
Bilder: Boris Marberg
Leyla Piedayesh gehört mit ihrem Label Lala Berlin zu einem der aufstrebenden Deutschen Modehäusern und steht wie kaum ein anderer Name für Mode aus Berlin, nicht nur wortwörtlich. Wir hatten die Gelegenheit ihre Schau in Berlin zu besuchen und anschließend an sie per E-Mail fragen zu stellen. Die neue Herbst- / Winterkollektion 2011 greift „Keine Macht für Niemand!“ der Band Ton Steine Scherben begrifflich auf. Freiheitsliebend, unangepasst, hochenergetisch sind die tragenden Begriffe wie man uns mitgeteilt hat. Das macht neugierig und steigert die Spannung, was uns da erwarten wird.
Die Handschrift, welche die Kollektion auszeichnet ist gradlinig und reduziert ohne aber zu streng zu wirken. Freie Kombinierbarkeit steht im Mittelpunkt der Kollektion. Bei den Oberflächen zeigt sich ein klares Statement zu Drucken – Jacquardmuster stehen im Vordergrund. Mit romantischen Anlehnungen entsteht dabei ein neuer, moderner Businesslook, der auch eine gewisse, angenehme Distanz vermittelt, und dennoch sehr fröhlich, optimistisch auftritt.
Ein weiterer Schwerpunkt der Kollektion, bildet der gefühlt massiv ausgebaute Anteil an Strickkreationen, die sich in den gesamten Style von Lala Berlin, wie wir ihn die letzten Jahre beobachten konnten einreiht.
Danke Leyla, für die wunderschöne Kollektion und die Zeit, welche Du Dir für unsere Fragen genommen hast:
Bei der Kollektion fällt auf, das neben erdigen Farbtönen auch regelrecht strahlende Elemente zu finden sind. Wie wichtig ist für Dich Farbe bei einer Herbst / Winter Kollektion?
In meinen Kollektionen verstehe ich knallige Farben vor allem als Kontrast zu gedeckten Tönen. Dadurch entstehen Highlights, die insbesondere Herbst/Winter-Kollektionen aufwerten. Zudem setzen expressive und leuchtende Farben wie gelb und grün starke Akzente – ein Plädoyer zum Mut zur Farbe!
In Berlin haben wir viel Strick in Deiner neuen Kollektion gesehen. Was ist der Reiz für Dich an diesem Material?
Strick vermittelt ein ganz besonderes Wohlfühlgefühl, das mit keinem anderen Material vergleichbar ist. Zudem ist Strick immer lässig, leger und bequem – das ist ein zentraler Aspekt in meiner Arbeit. Und letztlich lässt sich der Winter mit Stricksachen leichter ertragen – besonders im kalten und dunklen Berliner Winter.
Auf den ersten Blick, erscheint die Kollektion sehr warm ausgelegt. Ist die Kollektion wirklich eine Herbst / Winter Kollektion, oder wolltest Du Elemente einer Cruise Collection ebenfalls einfliessen lassen?
Nein, eine Cruise-Collection im Winter war nicht die Absicht. Es ist eher eine mutige Herbst/Winter-Kollektion, die den grauen und tristen Tagen entgegenwirkt! Aber gewiss erinnern Farben und Schnitte an den Sommer. In Kombination mit grauem und beigem Strick wird die Kollektion wieder warm und winterlich.
Dein Label steht ja sprichwörtlich für berliner Mode. Die Fashion Week in Berlin hat ja nahezu gleichzeitig mit den Herrenschauen in Paris sattgefunden. Ist das nicht für die Designer in Berlin ein Handycap, wenn es darum geht ein internationales Publikum anzusprechen, oder ist und bleibt die Berlin Fashion Week ein Brennpunkt für Berlin?
Ein Handicap ist es nicht unbedingt – die Herrenschauen kollidieren nur bei den wirklich großen Labels und den großen Häusern mit den Berliner Schauen. Da sind die meisten wichtigen Journalisten natürlich bei den Männerschauen in Paris. Trotzdem gewinnt auch die MBFW in Berlin langsam aber sicher auch an internationalem Zulauf.
Und sicher bleibt die Fashion-Szene in Berlin immer noch ein ganz eigener Kosmos. Berlin ist natürlich keine Fashion-Stadt wie Mailand oder Paris – das macht aber auch eben den besonderen Charme Berlins aus.
Im Rahmen Deiner Schau in Berlin, was war da für dich persönlich Dein Höhepunkt und was wenn es einen gibt Dein persönliches Ärgernis schlechthin?
Der Höhepunkt ist immer der erste Momente nach der Show: Wenn sich der Adrenalinspiegel langsam wieder normalisiert und alles einfach von einem abfällt! Mein persönliches Ärgernis war, dass die Säume an einigen Hosen erst in den letzten Sekunden vor der Show umgelegt wurden – so etwas kann einem da wirklich die Nerven rauben!
Herzlichen Dank!