Festival de mode et de photographie Hyères 2017
Text und Bilder: Gerhard Paproth
Die Ausstellungen und Showroons des Festivals sind vielfältig und mit großer Sorgfalt kuratiert. Die Wettbewerber, Installationskünstler, Fotografen und High-Fashion bekommen elegante Auftritte und trotz der Fülle der Exponate großzügig Raum. Das so entfaltete künstlerische Modepanoptikum ist einzigartig.
Ausstellung der Wettbewerber Accessoires de Mode
Der weich-rosa gestrichene, schmale Raum in unzähligen Stufungen strahlt eine anregend-elegante Stimmung aus, macht aber das Fotografieren schwer. Er lässt einen schmalen Gang für die Besucher und alle zehn Designer sind selbst anwesend um Gespräche über ihre Arbeit und künstlerischen Absichten zu ermöglichen. Die Gestaltungsansätze sind so verschieden wie sie nur sein können, verspielt-verrückt wie die Schuhe von Marina Chedel (Preisträgerin), geometrisch streng wie die edlen Schmuckstücke von Christoph Lhote oder lustig-bunt wie die seltsamen Hüte von Sofya Samareva. Den Prix Publique errang Wendy Andreu mit ihrer Kollektion von Taschen und Hüten, Produkte der Entdeckung ungewöhnlicher handwerklicher Verfahren für praktische Gegenstände des Strandlebens. Ein weiterer Publikumshit waren die originellen Sonnenbrillen der Designerinnen Thibaut Rodde und Paskusz-Koffi, die jeder mal ausprobieren wollte und bei aller Schrägheit dann doch stilvoll daherkamen und sich auch durch handwerkliche Vollendung auszeichneten. Überhaupt dominierten solche Kombination skuriller Ideen mit leidenschaftlich-perfekter Handwerksproduktion die gesamte Ausstellung.
Wendy Andreu -Regen (Frankreich), The Public and City of Hyères Award
Marina Chedel – Over the Peak (Schweiz), Swarovski Fashion Accessories Grand Prix of the Jury
Alexandre Girard – Fernand (Frankreich)
Christophe Lhote – Géométrie variable (Frankreich)
Emma Montague – Orlandini (Dänemark/Australien)
Noémie Nivelet – Set Up (Frankreich)
Mayeul Reignault – Lignée (Frankreich)
Thibaut Rodde und Sandrine Paskusz-Koffi – Méta Terranéen (Frankreich)
Eeva Rönkä – Silent Pieces (Finnland)
Sofya Samareva – Something unreal (Tschechische Republik)
Ausstellung Photographie
Die recht große Ausstellung des Photographie-Wettbewerbs ist der zweite Schwerpunkt des Festivals neben Mode. Große Bilder wie von Cordula Heins und Caroline Speisser (Deutschland), die merkwürdige Raum-Mensch-Beziehungen inszenieren, und klassische, eher kleine Genreporträts wie von Lucie Khahoutian (Armenien) sind beispielhafte Pole eines weit diversifizierten Spektrums zeitgenössischer Fotografie und auch hier sind skurille Ideen und ungewöhnliche Gestaltungsansätze letztendlich die Träger der Faszination. Die Ausstellung reicht über viele Räume und ist sehr aufwändig aufbereitet, manche Fotoarbeiten begegneten dem Besucher auch an Durchgangsorten und sogar im Freien. Die Künstler sind zugegen. Ein großer schwarzer Kellerraum war reserviert für eine Sonderschau des Fotografen Tim Walker, der auch Gast einer Podium-Publikums-Gesprächsveranstaltung war.
Aus der Ausstellung Tim Walker
Nolwenn Brod (Frankreich) Preisträger
Cordula Heins und Caroline Speisser (Deutschland)
Lucie Khahoutian (Armenien)
Themba Mbuysa (Südafrika)
Nancy Newberry (USA)
Sofia Okkonen (Finnland)
Roos Quakernaat (Niederlande)
Luis Alberto Rodrigez (USA/Schweden), Public and City of Hyères Award
Paul Rousteau (Frankreich)
Daragh Soden (Irland), The Photography Grand Prix of the Jury
Still Life, Wettbewerber zum Thema
Ausstellungen Objekte
Zwischen Kunst, Design, Installation und Fotografie sind beispielsweise die Arbeiten von Xenia Laffely, BLESS, Antoine Grulier, Pierre Hardy (Schuhdesigner) und Vendula Knopovà (živijó) konzipiert. Diese konzeptuelle Erweiterung des Festivals nimmt der gesamten Präsentation die Strenge und macht Spaß. Unglaublich witzig ist zum Beispiel die vielfältige Interpretation des Themas Hochzeit von živijó (Preisträgerin Fotografie 2016) und sehr spannend erleben sich die kreativen Installationsideen zwischen Bild und Realität von BLESS, einem Künstlerinnenduo aus Berlin.
Xenia Laffely (Designerin, Frankreich/Schweiz)
BLESS (Deutschland)
Vendula Knopovà (živijo) (Tschechien, Fotografin und Objektkünstlerin)
„živijó ermöglicht Ihnen, die beste Wahl um Ihren Hochzeit unvergesslich zu machen. Wir kümmern uns um alles: Die Wahl des Ortes, des Menus, der Atmosphäre, bis zur Fotoreportage und der Dekoration. Wir beraten das Paar beim Kleidungsstil und klären die modische Ausrichtung. Wir sind überzeugt dass živijó seinen Platz in der modernen Welt des Hochzeitsbooms finden wird. Die ersten zehntausend Kunden erhalten eine Tasche Reis kostenlos.“
Antoine Grulier (Frankreich)
Pierre Hardy (Schuhdesigner, Frankreich)
Sonderschau Schiaparelli
Krustentiere und Mediterranes waren die Leitthemen des Hauses Schiaparelli im Jahr 2016. Der Tradition des surrealistischen Gestaltens von Mode nach wie vor verpflichtet, verwandelte das Couture-Haus Elsa Schiaparelli vorwiegend Kulinarisches – Früchte, Meerestiere und assoziative Anlehnungen – und Bildsymbolisches in feinste Modeapplikationen auf klassischen Silhouetten und raffinierten Stoffarbeiten. 28 Jacken und auch Mäntel der großen Kollektion fanden nun ihren Weg in eine Ausstellung, die einem den Atem raubt: handwerklich extrem aufwändig, liebevoll und zum Teil experimentell ausgeführt, komplex auch in den Materialien und einfallsreich in den Variationen. Viele erinnern an die wertvollen Boleros von Toreros. Haute Couture vom Feinsten und ein absolutes Highlight der Ausstellungen des Festivals.
Showroom Paris Fashion-Shows
Von ihren Shows in Paris gaben große Häuser Haute-Couture-Stücke für einen exklusiven Showroom. Sie repräsentieren verschiedene handwerkliche Techniken und repräsentieren die veredelte Sicht auf Fashion als Kontrapunkt oder verlängerte Sicht zu den jungen Kreativen.
Zu sehen warenExponate von Liselore Frowijn, Rabih Kayrouz, Nehera, Chanel, Chloé, Dries van Noten, Koché, Kenzo u.a.