HYÈRES 38 – Acessoires innovativ

HYÈRES 38 – Acessoires innovativ

38. Festival de Mode, de Photographie et d‘Accessoires de Mode, Hyères, Oktober 2023

Text und Bilder: Gerhard Paproth

 

Der Wettbewerb der Designer im Bereich Accessoires war dieses Mal in anderer Konstellation präsentiert, nicht so klar geordnet wie 2022. Die Entwürfe für den großen Preis der Jury, Accessories und den Preis von Hermès wurden vermischt und darum dokumentieren wir die Beiträge auch so in eins. Ungünstig ist das aber deswegen, weil man schon auf Anhieb sieht, dass dann bei jedem Designer die gestalterische Ausrichtung für die beiden Preise doch ganz verschieden ist und jeweils die rote Linie im Konzept oft schwer nachvollziehbar erscheint.

Wie immer sind die Exponate vorwiegend von handwerklicher Intensität und zugleich originellem Konzept geprägt, wobei manchmal das eine das andere bedingt. Besonders herausstechend sind die Entwürfe von Gabrielle Huguenot, Schweiz, die dann auch den Grand Prix de la Jury erhalten hat. Verspielt und widerspenstig zugleich, offensiv im Erscheinungsbild, hochglänzend, kontraststark und komplex im Ausspinnen der Ideen faszinierten die Stücke das Publikum am nachdrücklichsten. Den Publikumspreis bekam allerdings der Franzose Victor Salinier, der besonders durch seine klare, aber formal exentrische Gestaltung besticht. An ihn ging auch der Prix Hermès und zugegebenermassen ist die Idee mit den Pferdesteigbügeln für die Marke schon sehr treffend und verrückt.

Aber auch das totale Gegenteil zu den krachenden Entwürfen von Hugenot war vertreten, die geradezu winzigen Schmuckstücke des Duos Jovien Panné & Marcel Mariotte (ThreadSetting) erfordern nahes Herantreten, um die Kostbarkeit detaillierter Herstellung und Ideen zu erfassen – fast wie unter dem Mikroskop gefertigt. Ähnlich filigran sind die Schmuckstücke bei Thomas Manil (Frankreich) und auch bei ihm ist der Entwurf für Hermès stilistisch ganz anders angelegt.

Christiane Schwambach aus Deutschland entwickelt Handtaschen aus vorgefundenen Materialien und baut die Teile dann so überbordend aus, dass die ursprüngliche Funktion optisch kaum noch erkennbar ist. Das Verspielt-Kreative der endgültigen Gestalt erlaubt sich große Freiheit ohne inhomogen zu werden und wer mit solch einem Stück unterwegs ist, wird von diesem Image auch positiv geprägt sein. Dem gegenüber steht die Schlichtheit ihres Entwurfes für Hermès, hier ist allerdings die originelle Verpackung dafür überzeugender als das Objekt Haarspange.

Handtaschen, die ein geradezu barockes Eigenleben dank der Materialien und ihrer Verarbeitungsweise erreichen, gibt es bei mehreren Wettbewerbern, zum Beispiel bei Lisa Kwoczek (Deutschland) und Mathilde Hiron (Frankreich).

Was Yeonghyeon Kim aus Südkorea aus Leder entwickelt, ist sehr skulptoral angelegt und verläßt die pragmatische Ebene des Alltags konsequent. Realistisch (wenn auch vielleicht nicht praktisch) dagegen ist ihr sehr feiner Entwurf für Hermès, ein sehr eleganter, grafischer Unterarmschmuck über Handschuhe gelegt. Mit Handschuhen für Hermès bewirbt sich auch Xin-Yu Weng aus Taiwan, auch dabei ist eine zweite grafisch angelegte Schicht über Handschuhe gelegt, allerdings als freies Liniengebilde und monochrom. Ihre aus vorgefundenen Schuhen entwickelten neuen Schuhgebilde sprechen ebenfalls eine andere Gestaltungssprache und folgen eher spontanem Witz und überraschenden Ideen.

Surrealistisch und traumhaft ist der halbtransparente Gesichtsschmuck von Ruby Mellish (England), sogenannte Augen Accessoires. Die Augen verselbständigen sich ganz eigenwillig wie unter Drogen wahrgenommen zu eigenartiger Geistererscheinung – Schmuck, der bewußt sich aus banalem Alltag erhebt und ins Traumland führt. Ihre Kappe für Hermès reduziert dieses Anliegen auf eine ornamentale Bestickung und überzeugt als stilistische Ungewöhnlichkeit weniger.

Wie für dies ganze Festival grundlegend, erfährt man von den anwesenden Designern stets den nachhaltigen Anspruch der Arbeit auf die eine oder andere Weise und auch hier ist man eher erfreut, wenn das nicht ausschließlich die Gestaltungserscheinung prägt, sondern eine Selbstverständlichkeit für innovatives Design geworden ist und Kreativität und Schönheit keineswegs begrenzt.

 

Gabrielle Huguenot, Schweiz: Artificial Flowers Need Water, Still. Schmuck, Schuhe und Taschen:

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Gabrielle Hugenot für Prix Hermès:

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Victor Salinier, Frankreich: Katie. Taschen:

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Victor Salinier für Prix Hermès:

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Jovien Panné & Marcel Mariotte, Frankreich-Spanien: ThreadSetting. Schmuck:

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Jovien Panné & Marcel Mariotte für Prix Hermès:

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Thomas Manil, Frankreich: Meta.H2O. Schmuck:

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Thomas Manil für Prix Hermès:

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Christiane Schwambach, Deutschland: Fragment. Taschen:

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Christiane Schwambach für Prix Hermès:

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Lisa Kwoczek, Deutschland: Rua Do Ferrel. Taschen:

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Lisa Kwoczek für Prix Hermès:

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Mathilde Hiron, Frankreich: Gems. Taschen:

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Mathilde Hiron für Prix Hermès:

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Yeonghyeon Kim, Südkorea: Delusion. Handschuhe, Masken:

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Yeonghyeon Kim für Prix Hermès:

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Xin-Yu Weng, Taiwan: Second Life. Schuhe:

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Xin-Yu Weng für Prix Hermès:

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Ruby Mellish, England: Contemporary Self-Portraiture. Augen Accessoires:

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Ruby Mellish für Prix Hermès:

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