Graduate Show 2016 – Basel
Text & Bilder: Boris Marberg
Modedesign an der Fachhochschule Nordwestschweiz firmiert gerade unter der Bezeichnung – INSTITUTE OF FASHION DESIGN BASEL – ACADEMY OF ART AND DESIGN. Die in Basel vorgestellte Graduiertenschau wurde entsprechend mit „some wear totally else – Graduate Show 2016” tituliert.
Zugegebenermaßen fällt der Einstieg in die Gesamtbetrachtung der Veranstaltung reichlich schwer. Hierzu ziehen wir die folgende Selbstbeschreibung heran – Zitat: “Das Institut Mode-Design zeichnet seine Philosophie mit einem eigenen Titel aus: Doing Fashion. Doing Fashion heisst, sich zu involvieren und verantwortungsbewusst an der Gestaltung von Gegenwart und Zukunft teilzuhaben. Das Institut Mode-Design Basel begreift Bildung als Investition in die Zukunft und Kultur/Kunst/Design als unverzichtbares Sprachrohr zur Welt, um kritisch die Gegenwart zu hinterfragen. Doing Fashion ermutigt junge Talente, sich kühn vom konventionellen Modeverständnis, von dessen Schönheitsbegriff und Körperbildern zu lösen. Das Entwickeln einer eigenen Gestaltungssprache als Modedesigner steht im Zentrum der Wissensvermittlung.“
Was ist also „doing fashion“ im allgemeinen Kontext des aktuellen wissenschaftlichen Diskurses darüber, was Modedesign ist (welche Definitionen hierfür herangezogen werden können) und worin zeigt sich gerade bei den vorgestellten Kreationen und Ansätzen der entsprechende Beitrag?
Bei der Definition von Design wird gerne auf die Funktion zurückgegriffen, die ein „Produkt“ erfüllen soll, technisch, als auch kulturell – sozial-gesellschaftlich und zunehmend in einer ökonomischen Betrachtung. Es wäre etwas vermessen, davon auszugehen, dass Modedesign tatsächlich in der Lage wäre maßgeblich ein Gestaltungswerkzeug für Gegenwart und Zukunft zu sein. Diese Aufgabe kommt wenn überhaupt der Kunst als Reflektion zu, nicht aber Design als Projektionsfläche und Wiederhall gesellschaftlicher Entwicklungen. Als (übersetzt) Akademie für Kunst und Design, ist die Betrachtung des in Basel im Gesamtkonzept gezeigten, allemal wert.
Entsprechend fällt eine große konzeptionelle Ambivalenz auf. Musikalisch wird in machen Begleitmusiken zu den einzelnen „Kollektionen“ auf Englisch Konsumkritik geäußert. Dem steht der Anspruch gegenüber, ein Produkt zu entwickeln und schlussendlich auch am Markt zu platzieren. Wenn also negativ auf (Mode-)Konsum gezeigt wird, und auf der anderen Seite Produkte entwickelt werden, wäre es schlussendlich konsequenter, entweder das Kind gleich Kunst zu nennen, oder von dem Unterfangen in dieser Art Abstand zu nehmen. Der Schau an sich gelingt es nicht den Widerspruch aufzulösen. Modedesign wurde per Definition nicht wirklich präsentiert.
Zudem ist das Konzept der Schau wohl auch nicht darauf ausgelegt gewesen, die eigentlichen Entwürfe einem Publikum näher zu bringen. Vielmehr ist der Eindruck entstanden, dass die Schau eine (künstlerische) „Performance“ darstellen sollte. In sehr beengtem Raum, kunterbuntem Licht, und Unmengen an Nebel war von einem Großteil der Entwürfe nicht viel zu sehen. Von den restlichen Kreationen konnte das Publikum zudem oft nur die Rückseite sehen.