Destry Rides A Bike
Herbst-Winter-Kollektion von Mongrels in Common
Text: Gerhard Paproth
Bilder: Marcello Rubini
Es war doch eine gute Anregung, endlich mal wieder “der große Bluff” zu schauen, die Westernkomödie von George Marshall mit Marlene Dietrich. Denn der neuen Herbst-Winter-Kollektion von Mongrels in Common liegt (den Designerinnen zufolge) die Vorstellung zugrunde, dass Marlene Dietrich mit einem Gaucho auf dem Motorrad durch die Pampa düst. Da die Designerinnen den Film aber gar nicht kennen, in dem zwar auch Cowboys, aber keine Motorräder auftreten, bleibt die Vision eher im Reiche der ästhetischen Kicks: Eleganz paart sich mit etwas Derbem, Farben wie Petrol, Schwarz, Grün dominieren und werden kombiniert mit Rosa, Weiß und Himmelblau, auch Kupfer spielt eine akzentuierende Rolle.
Stellvertretend dafür die lockere, seidene Ponchobluse mit petrolfarbenen Flecken oder auch der grüne Anzug, dessen Relief-Muster das vor den Augen verschwimmende, vorbeihuschende Moos suggerieren könnte.
Der Mantel zum Beispiel kommt mit recht elegantem Schnitt daher, an den Schultern sind jedoch reliefierte Polster wie von einer Bikerjacke eingearbeitet und die Schnittkanten wirken eher harsch und direkt.
Innovativ sind die pfiffigen Stäbchenverschlüsse, die die üblichen Knöpfe ersetzen und den Blusen einen starken Wiedererkennungsakzent verleihen. Ansonsten sind sie eher klassisch, weit und mit kleinem Kragen, hochgeschlossen wirkend – aber die Designerinnen tragen sie selbst locker und offen, in Kombination zu hauteng geschnittenen Hosen erscheinen die Blusen plötzlich doch sehr sexy.
Besonders gut gefallen hat uns das „Smokingkleid“, das ebenfalls die Kombination von eleganter Linie und lässigem Fall vorführt. Wir hätten es gerne getragen gesehen auf der Fashion-Cocktail-Party im Berliner Luxushotel am Kudamm, wo die Kollektion vorgestellt wurde – als kleine Entschädigung vielleicht. Während nämlich die Dietrich auf der Saloonparty im Film eine wüste Schlägerei startet, zunächst mit einer Gegnerin sich raufend auf dem Boden wälzt und dann sich auch noch mit James Stewart prügelt und reichlich Mobiliar zertrümmert, bleibt die Kollektion von Mongrels in Common doch vergleichsweise sehr kultiviert.