Designers Apartment: Showroom für den offiziellen Nachwuchs

Designers Apartment: Showroom für den offiziellen Nachwuchs

PFW SS2020, Palais de Tokyo

Text und Bilder: Gerhard Paproth

 

Das Designers Apartment ist ein Showroom im Palais de Tokyo bei der Fashionweek Womanswear im Spätsommer. Es ist das Supportprogramm für Nachwuchsdesigner der Fédération de la Haute Couture et de la Mode und wird von DEFI unterstützt. Teilnehmer sind zumeist Designer, die in Paris geschäftlich und gestalterisch Fuß fassen wollen und schon einen Abschluss und oft diverse Preise vorweisen können. Nicht selten wurden sie zuvor für Hyères entdeckt und die meisten waren schon im Vorjahr dabei. Sie haben mit ihrer Arbeit meist besondere Ansprüche, sei es im Ästhetischen, im sozialen oder im geschäftlichen Bereich – soweit die Selbstdarstellung der Institution.

Die von einer Jury bestimmte Teilnahme am Designers Apartment ist begehrt, denn damit einher geht ein professionelles Coaching und auch professionelle Betreuung über die Fashionweek hinaus. Wenn sie überzeugend arbeiten, bleiben die Designer auch zukünftig im Programm. Mit der “offiziellen” Präsentation im Palais de Tokyo und im Internet geht es auch darum, kommerzielle Kontakte mit etablierten Unternehmen zu ermöglichen, was auch meistens gelingt (dieses Jahr z.B. eine Kollektion für La Redoute von Dawei).

Wie gesagt, das Designers Apartment ist eine Einrichtung, die einem Anspruch der Fédération de la Haute Couture et de la Mode, Nachwuchs zu fördern, gerecht werden soll. Das ist gut, gut gemacht und funktioniert darum. Aber die Ambition ist damit quasi ausgelagert, denn es passt wenig zu dem Image, das die große Institution uns sonst vermittelt hat: sie selbst zeigt sich in der Realität Sympathisanten und Unterstützern der Nachwuchsunterstützung gegenüber französisch unbeweglich, selbstherrlich und arrogant – mitnichten partnerschaftlich. An der Stelle ist der französische Dachverband noch nicht auf der Höhe internationaler Gepflogenheiten.

Aber die Fördermaßnahme Designers Apartment wird ambitioniert realisiert, funktioniert und wäre ein gutes Beispiel für Berlin.

Dieses Jahr vertreten waren immerhin 13 Teilnehmer: ALPHONSE MAITREPIERRE, ARTHUR AVELLANO, BOYAROVSKAYA, DAWEI, EGON LAB, ESTER MANAS, GAMUT, GNDR, KENTA MATSUSHIGE, MARIANNA LADREYT, MOSSI, SADAELS, SAVOAR FER, einige davon kennen wir schon aus Hyères, viele aus dem letzten Jahr am selben Ort.

 

Alphonse Maitrepierre war früher Assistent bei Jean Paul Gaultier und ist 24 Jahre alt, sein Label erst eins. Die Kollektion ist zwischen Prêt-à-porter und Couture angesiedelt. Upcycling ist ein Schlüsselprinzip dabei, Leder, Seide, Spitze und Kunststoffe sind bevorzugte Materialien. Konstruktion und Dekonstruktion, Kontraste, Epochen- und Verfahrensmixe interessieren ihn besonders und er schätzt die Bezugnahme zu berühmten Designern der Vergangenheit. Gestalterisch entstehen daraus Mischungen zwischen klassischem Verständnis und moderner Anschauung.

 

Designers Apartment: Showroom für den offiziellen Nachwuchs

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Arthur Avellano war schon letztes Jahr unter den Teilnehmern. Hinzugetreten zu den Latexexperimenten sind große Streifenmuster, die er verschieden akzentuierend erprobt.

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Boyarovskaya war ebenfalls schon letztes Jahr vertreten, zu dem typischen Manteldesign sind nun ungewöhnliche Drucke hinzugetreten und kleine Experimente ungewöhnlicher Schnitte.

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Dawei sahen wir auch schon letztes Jahr, der Gestaltungsansatz ist eher klassisch mit innovativen Akzenten, hier ebenfalls Streifen.

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Egon Lab ist ein noch junges Label und zeigt hier seine erste Kollektion. Laut Selbstauskunft ist Sid Vicious eine Hauptinspiration, das große Schwarzweiß-Muster über Hosen und Mantel ist ein sichtbarer Bezug. In den eigenen Kollektionsbeschreibungen tauchen überhaupt diverse Plattitüden zu Zukunft und Unisex auf, die in der Gestaltung aber wenig durchschlagen. Irritierend dazu sind dann Kleidungsstücke mit romantisierenden Rokoko-Motiven.

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Ester Manas kennen wir aus Hyères mit ihrer One-Size-Fits-All-Philosophie. Überraschend war eine Vitrine, in der sie Alltagsprodukte witzig mit ihrem Namen vorführte und rätselhafte Accessoires zeigte.

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Gamut („Heute steht der Begriff im Zusammenhang mit der Farbpalette und ist die Menge aller Farben, die ein Gerät darstellen, wiedergeben bzw. aufzeichnen kann.” Wikipedia) ist ein Pariser Modekollektiv mit drei männlichen und drei weiblichen Designern. Eine eher familiäre Verbindung mit trotzdem sehr individuellen Gestaltungsvorstellungen. Oft hat die Gestaltung spontan-intuitiven Charakter, die Kollektion an sich ist sehr verschieden. Jedes Einzelteil hat aber etwas Besonderes mit Pfiff und versteht sich als Element zwischen Menswear und Womenswear, zwischen Sportswear und Couture, alles als eine Art „Kaleidoscopic Style“.

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GNDR war letztes Jahr auch schon dabei, das Prinzip provokanter Textaufdrucke setzt sich fort.

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Kenta Matsushige hat die leicht japanisierende Gestaltungsästhetik aus dem letzten Jahr fortgeführt, besonders eine Hose zeigt da ein raffiniertes Experiment.

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Marianna Ladreyt hat in Hyères 2017 den Prix Chloé gewonnen und den frischen Badeurlaubsstil weiter ausgebaut. Das kleine Palmenmotiv als Aufdruck hat sie, quasi als Code des Gedankens, wieder in die neue Kollektion übrnommen.

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Mossi selbst stammt ursprünglich aus Mali und hat bereits seit einigen Jahren bei rennommierten Fashionschauen anderer Designer maßgeblich mitgewirkt. Ungewöhnliche Schnitte und innovative Ideen führen sonst eher bodenständig-klassische Kleidungsstücke zu ganz neuer Repräsentanz.

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Sadaels ist ein Belgisch-Argentinisches Label mit Sitz in Paris. Mit klaren Schnitten und Farben, ungewöhnlichem Material wie gelackte Oberflächen und einem deutlichen Touch Futurismus sucht das Label einen Platz zwischen klassischer Ästhetik und radikalem Modernismus. Kleine Akzente für Sexyness ergänzen die lebendigen Entwürfe.

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Savoar Fer war ebenfalls schon im letzten Jahr im Designers Apartment. Das Bodenständige ist den Kleidungsstücken erhalten geblieben aber das Raue in den Nähten und Schnitten ist deutlich zurückgenommen. Eliane Heutschi besetzt damit eine recht eigenständige Position, die, so kann es etwas verwundern, im eleganten Pariser Spektrum immerhin eine respektvolle Aufmerksamkeit erhält.

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