#Damur – KI im Modedesign – Interpolation und Neuanfang

#Damur – KI im Modedesign – Interpolation und Neuanfang

REVIVER, Fashionweek Berlin aw2023 – St. Elisabeth-Church

Text: Boris Marberg

Bilder: Andreas Hofrichter

 

Sehr gespannt waren wir auf die Präsentation der neuen Kollektion von Damur Huang im Rahmen der Modewoche in Berlin. Präsentiert wurde in der Kirche St. Elisabeth. Gespannt deswegen, weil wir uns im Vorfeld der Schau dazu entschieden, uns mit den Auswirkungen der aktuellen Entwicklungen rund um künstliche Intelligenz im Bereich Modedesign zu beschäftigen. Dazu haben wir die vorangegangenen Kollektionen von #Damur in unser Experiment einbezogen, um dann zu sehen, wie nahe wir in unserer „Prognose“ an die neue Kollektion von DAMUR herangekommen sind. Nun aber eins nach dem anderen.

Weiterhin bleibt der „Hashtag“ ein Markenzeichen und findet sich gestalterisch in der Kollektion eingestreut. Dennoch kann man diese Kollektion als einen radikalen Neuanfang betrachten. Damur Huang wendet sich, wie viele andere Designer, welche auf der Modewoche in Berlin präsentiert haben, dem „Up- und Recycling“ zu. Ein Neuanfang hat uns in mehreren Hinsichten überrascht. Die Kreationen sind zwar nach wie vor an ein jüngeres, sportliches und urban orientiertes Publikum gerichtet, brechen aber formal die Flächenkonstruktionen immer wieder radikal auf, sind dekonstruktiv gehalten und setzen sich aus Fragmenten neu zusammen. Dabei werden viele Ein- und Durchblicke auf die Haut generiert und sowohl mit Farbflächen als auch mit Flächen aus unterschiedlichen Materialien verspielte Schichtungen aufgebaut. Das ist insoweit neu, als Damur in den vergangenen Kollektionen stets eine Ausrichtung auf eine klare und formelle Handschrift bei den Silhouetten, wie auch Schnittkonstruktionen an den Tag legte. Die Farbpalette ist weitestgehend in Blau gehalten, ergänzt durch Beige, Lachsrot bis Rot und Schwarz.

Erwartet haben wir aber, dass sich die vorgestellte Kollektion näher an jenem ist, was wir in unserem Experiment versucht haben zu prognostizieren. Mit dem sind wir davon ausgegangen, dass in den kommenden 2-3 Jahren sich die Produktions- und Kreativprozesse durch den Einfluss von künstlicher Intelligenz (KI) massiv verändern werden.

Es klingt, wie aus einem Sciencefiction Roman zitiert. Eine kurze verbale Beschreibung dessen, was man heute anziehen möchte und die Maschine produziert ad hoc die Kleidung für den Tag – selbstverständlich modisch, individuell und im Zeitgeist schwingend. Weit sind wir hiervon nicht mehr entfernt, dass die KI die klassische Tätigkeit des Modedesigners ersetzen werden kann. Dabei ist die Verwendung von KI in der Modeindustrie nichts mehr, was fremd ist. Bisher hat sich die Verwendung aber darauf beschränkt, Kundenpersonalisierungen der Produkte zu ermöglichen, Trendvorschauen zu erstellen, um das Volumen der Produktion zu optimieren (z.B. Anzahl der Produkte und Größen), Virtuelles Marketing – insbesondere Werbeplatzierungen in Sozialen Medien zu optimieren, oder auf der technischen Ebene bei der Produktionsunterstützung zum Beispiel den Materialeinsatz und Verschnitt zu optimieren. Nun stehen weitere Möglichkeiten vor der Tür.

Seit knapp einem Jahr verbreitet sich KI-basierte visuelle Kunst und Kreativität massiv und das hat für tiefgreifende Diskussionen und Befürchtungen gesorgt. Auf dem Markt und in der Szene tummeln sich mittlerweile zahlreiche Softwarekomplexe und Projekte wie midjourney oder Dall-E 2, die es zu einer gewissen Bekanntheit gebracht haben und Nutzer mit sehr verblüffenden Bildergebnissen überraschen, die zumindest bei Illustratoren die existenzielle Sinnfrage in den Raum stellen.
Kurz zusammengefast generieren diese Programme, basierend auf der verschlagworteten Bilderflut im Internet, anhand von textbasierten Beschreibungen aus konkreten Beispielsbildern neue Bilder, die fotorealistisch daherkommen. Entscheidend ist hierbei zu verstehen, dass es sich nicht um Kollagen handelt, sondern um Interpolationen dessen, was die Maschine anhand dessen, was wir Menschen an begrifflichen Zuordnungen visuell ableiten. An dieser Stelle wollen wir nicht vertieft beschreiben, wie diese Systeme konzeptionell funktionieren. Wichtig ist aber für das Grundverständnis die Erkenntnis, dass, wenn der Nutzer zum Beispiel als Bildbeschreibung in das System eingibt: “generiere ein Bild von einer Banane auf einem Skateboard”, das System nicht ein beliebiges Bild von einer Banane und einem Skateboard aus einer Datenbank nimmt und diese zusammenfügt, sondern frei assoziiert, was wir Menschen unter einer Banane und einem Skateboard verstehen und versucht zu interpretieren, was wir uns darunter vorstellen könnten, wenn diese beiden Begriffe in Relation zu einander stehen.

In unserem Experiment haben wir nun versucht vorauszusehen, wie eine zukünftige Kollektion und entsprechende Entwürfe von einem Designer aussehen könnten, wenn man dessen bisheriges Werk, seine Art kreativ zu arbeiten und seine kreativen Prozesse anhand von bereits vorliegenden Werken möglichst genau beschreibt. Im Falle von Damur Huang haben wir also eines unserer Bilder von einem typischen Look seiner vorangegangenen Kollektion genommen und sein vorliegendes Werk und das, was wir darunter verstehen, der KI beschrieben:

#Damur - KI im Modedesign - Interpolation und Neuanfang

Damur, Fashionweek Berlin Kollektion ss2020, E-Werk

Basierend auf der Beschreibung und dem der KI neben der Bildfülle im Internet mit entsprechender Verschlagwortung sind in Bezug auf eine mögliche Winterkollektion aw2023 von der KI diese Beispiele generiert worden:

#Damur - KI im Modedesign - Interpolation und Neuanfang

KI-Vorschläge aus Damur: Kollektion ss2020

Unserer Meinung nach ist es der KI verblüffend gut gelungen, basierend auf der Beschreibung eine Ergänzung dessen, was Damur Huang bisher an Looks vorgestellt hat, zu generieren. Etwas eigenständig Neues ist dabei unserer Meinung nach noch nicht herausgekommen. Dieser Eindruck wird auch noch verstärkt, wenn man sich die tatsächlich in Berlin vorgestellte neue Kollektion anschaut. Diese ist offensichtlich auch stilistisch ein erheblicher Bruch und Neuanfang des Designers im Vergleich zu den vorangegangenen Kollektionen.

Im Fazit bedeutet dies hinsichtlich unseres Experimentes: Die KI unterschlägt kreative und innovative Erneuerungen, die ja letztlich gute Mode ausmachen sollten. Das macht Hoffnung, solange dieses grundlegende Credo aufrecht erhalten bleibt und wir freuen uns, dass gerade dieses Beispiel nun so schlagend ist. Was wir allerdings trotzdem im Hinterkopf behalten müssen, ist, dass diese Technologie die Möglichkeit eröffnet, im Volumenmarkt noch schneller Looks zu generieren, die auf kreativen Vorlagen basieren. Das heißt, die neue, innovative Vorlage kann schnell in Varianten ausgebaut werden. Im nächsten Schritt würde die digitale Bearbeitung von der zweidimensionalen Darstellung in eine dreidimensionale Umsetzung übergehen, in welcher die KI direkt Schnittmuster und Konstruktionspläne generiert, die wiederum direkt in den Produktionsprozess übergehen.

Das berührt natürlich noch nicht die Überzeugungskraft des Neuen, sondern nur des Prinzips. In Bezug auf die kreative Gestaltung überlassen wir es darum den Lesern zu entscheiden, welche Ergebnisse die gefälligeren sind. Hier nun die tatsächliche Kollektion REVIVER von #Damur:

 

#Damur - KI im Modedesign - Interpolation und Neuanfang

#Damur - KI im Modedesign - Interpolation und Neuanfang

#Damur - KI im Modedesign - Interpolation und Neuanfang

#Damur - KI im Modedesign - Interpolation und Neuanfang

#Damur - KI im Modedesign - Interpolation und Neuanfang

#Damur - KI im Modedesign - Interpolation und Neuanfang

#Damur - KI im Modedesign - Interpolation und Neuanfang

#Damur - KI im Modedesign - Interpolation und Neuanfang

#Damur - KI im Modedesign - Interpolation und Neuanfang

#Damur - KI im Modedesign - Interpolation und Neuanfang

#Damur - KI im Modedesign - Interpolation und Neuanfang

#Damur - KI im Modedesign - Interpolation und Neuanfang

#Damur - KI im Modedesign - Interpolation und Neuanfang

#Damur - KI im Modedesign - Interpolation und Neuanfang

#Damur - KI im Modedesign - Interpolation und Neuanfang

#Damur - KI im Modedesign - Interpolation und Neuanfang

#Damur - KI im Modedesign - Interpolation und Neuanfang

#Damur - KI im Modedesign - Interpolation und Neuanfang

#Damur - KI im Modedesign - Interpolation und Neuanfang

#Damur - KI im Modedesign - Interpolation und Neuanfang

#Damur - KI im Modedesign - Interpolation und Neuanfang

#Damur - KI im Modedesign - Interpolation und Neuanfang

#Damur - KI im Modedesign - Interpolation und Neuanfang

#Damur - KI im Modedesign - Interpolation und Neuanfang

#Damur - KI im Modedesign - Interpolation und Neuanfang

#Damur - KI im Modedesign - Interpolation und Neuanfang

#Damur - KI im Modedesign - Interpolation und Neuanfang

#Damur - KI im Modedesign - Interpolation und Neuanfang

#Damur - KI im Modedesign - Interpolation und Neuanfang