Augustin Teboul Herbst/Winter 2012
Der Ariadnefaden – Trip durch ein mentales Labyrinth
Bilder und Text: Marcello Rubini
Wenn das Designerduo Augustin Teboul eine Fashionshow ankündigt, verspricht das stets etwas Besonderes, wofür man gerne die üblichen Catwalks verlässt. Mit ihren „Shows“ betten die Modedesignerinnen ihre Mode bevorzugt in ein geistiges oder kulturelles Ambiente und zeigen damit, dass Mode eben nicht nur ein ästhetischer Selbstbezug oder ein kommerzielles Unterfangen ist.
Auf der Fashionweek Berlin präsentierten die beiden jungen Modemacherinnen ihre Sachen in Tableaux Vivants, die zusammengenommen den Aktionsraum einer Performance von Ariane Andereggen bildeten welcher wiederum von sehr spannendem, hörspielartigem Klanggebilde dramatisiert wurde. Licht, Ton, Installation, Aktion umrankten die hochwertigen Outfits als eine imaginäre Projektion, durch die der Betrachter hindurchwandeln konnte und sich stets aufs Neue visuell an den wundervollen und fantasiereichen Kleidungsideen ergötzen konnte. Schwarz ist dabei die dominierende Farbe, und die wunderbaren Verwirrungen und Verstrickungen der zum Teil exzentrischen Kleidungsstücke bilden einen parallelen Ausdruck der gedanklichen Irritation. Phantastisches verknüpft sich mit Einfachem und tragbare Kleidungsstücke werden mit dramatischen Accessoires, Applikationen und Einfügungen dramatisiert. Erotik, Mythos und Phantasmagorien durchdringen die gestalterischen Ambitionen – und, erstaunlicherweise, es werden die Vorstellungen tragbarer Kleidung letztendlich mehr denn je bedient.
Damit bleibt Augustin Teboul ihrem charakteristischen Stil treu. Dahinter steht nach wie vor der Anspruch bester handwerklicher und künstlerischer Verarbeitung mit überbordend vielen Raffinessen im Ganzen und allen erdenklichen Details. Materialien wie Seide, Leder, Wolle und Samt verknüpft mit Swarowski, Perlen, Fransen und Pailletten werden zu kunstvollen Gebilden zusammengeführt. Opake dicke oder feste Oberteile wechseln mit durchbrochenen oder transparenten Schichten, Drunter und Drüber korrespondieren gleichberechtigt.
Löst man das große Gesamtgebilde auf in seine Bestandteile, verbleiben zarte Tops, Bustiers, Lederjacken, Lederhosen, Handschuhe, Schuhe, Mantel, Pullover, Blusen, Strümpfe, Kleider und Abendkleider, nicht selten schon ganz klassisch und für sich genommen hervorragend tragbar und elegant.
Diese Präsentation setzt den ungewöhnlichen und recht rasanten Aufstieg und Erfolg des Designerduos fort, gänzlich unbeirrt der traditionellen Erwartungen des Marktes. Wir haben von Anfang an an Augustin Tebouls Konzept geglaubt und sind immer noch begeistert, dass dieses dezidiert kulturell orientierte Modeentwerfen dem üblichen Moderummel stets etwas Eigenes erfolgreich entgegenzuhalten weiß.
Berliner Mode at it’s best!