Berlin Fashion Week SS2025 – Tempodrom
Bilder: Andreas Hofrichter
Text: Gerhard Paproth
Zum zweiten Mal zeigte der Modedesigner Shayne Oliver im Rahmen des „Intervention Showcase“ in Berlin. Die Schau war angelegt als eine Bühnenperformance mit tief donnernden Sounds und künstlichem Dschungelgezwitscher, vielen tief und in Kreisen hängenden Strahlern und dazwischen herumgeisternden Modellen.
Gezeigt wurden dekonstruierte Sportswear, Trikot-inspirierte Designs, extra-weite Layering-Silhouetten und kurze, Oberkörper verhüllende und eiförmige Looks mit Kapuzen – dazu Ballerinas oder Boots. Dominant dabei dichte Vermummungen: Viele dicke Stoffe in Verwicklungen und Verdrehungen ließen gerade noch Gesichter – gegebenenfalls mit großen Sonnenbrillen – und Extremitäten hervorlugen und auch einfache Capes, Jacken und Mäntel waren sehr volumig angelegt. Beziehungsweise deutlich Nummern zu groß. Wie auch schon bei Lueder stand alles stets im Kontext eines großen Mummenschanz‘, so dick aufgetragen wie möglich und mit Pseudo- und echtem Schutz vor dem Klima und der heftigen Welt überhaupt.
Abgesehen von den geschickten Verwicklungen sieht man auch breite Streifenmuster in Rot-Schwarz/Weiß mit Verläufen, farblich waren allerdings Schwarz oder Weiß dominant, gelegentlich auch intensives Blau oder gedecktes Oliv. Wenn nicht durch riesige Hosen eingehüllt sieht man viel Bein, bei allen Geschlechtern, und die Shorts erhalten gestalterisch neue Definitionen.
Im Detail der offenbar guten Verarbeitung taucht, immerhin, sogar manchmal ein Hauch von Eleganz auf: gestickte Schrift, symmetrische Prints oder austarierte Graustufen, schöne Oberflächen. Von ausschließlich grob kann also nicht die Rede sein.
Symbolisch erschienen alle Zutaten der Vorführung wie eine kollektive Schau der Macht, Macht der Sounds, der Lichter und der voluminösen Kleidung. Das extrem hohe Zelt des Tempodrom in tiefer Dunkelheit unterstreicht die Konstellation. Wie schon oft erlebt, ist die Wucht der geradezu atemberaubenden Inszenierung schon selbst ein schlagender Effekt, hier setzt sich das durchaus in der Kleidung fort.