… GOES BERLIN, Fashionweek Berlin aw2023 – Haus der Materialisierung
Bilder: Boris Marberg
Text: Gerhard Paproth
Anläßlich der Berliner Fashionweek machte die 8. Klasse einer englischen Schule einen Ausflug nach Berlin, um ihr Abschlussprojekt in Kunst vorzustellen. In einer kalten Baustellenlocation ohne konkrete Ortsangabe nahe Alexanderplatz bauten die Ausflügler ein kleines Podium auf, beschafften ein paar Getränke, luden junge Freunde ein und ließen ihre kleine Schau ins Fashionweekprogramm aufnehmen, mehr oder weniger als letzte Veranstaltung. Fast wie eine Schulhofaktion auf einer lustigen Reise.
Alles war geplant wie bei Profis, Vorlauf mit herbeigeschafften Getränken (nur 2 Euro) und Small Talk, erheblich verspäteter Anfang, mehrere Looks, sogar die Presse durfte kommen und bekam einen kleinen Foto-Platz zugewiesen. Mehr noch als das, jedes „Model“ durfte eine eigene kleine Performance mit den Outfits inszenieren und dazu tanzen und vergnügte Slapsticks vorführen. Und die vielen Freunde und Bekannten im Publikum gingen auch richtig mit, tanzten zur Schlagerkaraokeparodie und verbreiteten ausgelassene Stimmung. Alle konnten sogar genug Englisch um mit den Gästen zu reden und Getränke zu bestellen, denn Deutsch konnten die natürlich nicht.
Die gezeigte Mode war einfallsreich und gut von modernen Designern und Trends abgeschaut. Natürlich Upcycling, das war wohl das Projekt-Thema, und dafür gab es verschiedene Varianten, denn es waren ja Arbeiten verschiedener Schüler. Auch das Thema Schichtung war wohl durchgenommen worden und Bespritzen und Bekleckern statt Printentwurf. Und Patchwork, natürlich. Kreativer Umgang mit Vorgefundenem. Weite Looks für jedermann/frau und Geschlechter, möglichst schon etwas „rotten“ aufgelesen oder bearbeitet, und, ganz wichtig, sehr sexy darunter und offen der Schnitt. Klar, viel Frauentypisches am Männerkörper, das ist jetzt das hippste und wird erwartet und gefeiert.
Selbstverständlich ist auch, dass man im European Songcontest Bescheid weiß, um das im Kleinen etwas überdreht zu imitieren, sowie Musik, bei dem das Publikum mitklatschen kann. Das Allerwichtigste aber, nämlich die Beherrschung von Sound- und Projektionstechnik, klappte wie am Schnürchen, sogar in der Eiseskälte. Das war immerhin zuverlässiger als bei manchen Fashionweekprofis. Licht: halt das, was sowieso da war, da musste man eben genügsam bleiben, die supergelungenen Showeinlagen machten das allemal wett.
So stellte sich die Veranstaltung als ein mega gelungener Ausflug einer ambitionierten 8. Klasse aus dem Brexitland heraus, mit Mode, die voll verstanden wurde und viel Spass macht. That was really cool, wasn’t it? *
* Einge Formulierungen dieses Berichtes sind als Satire zu verstehen und entsprechen nicht ganz der Wahrheit.