MBFW SS23 – Kulturforum Berlin
Bilder: Andreas Hofrichter
Text: Gerhard Paproth
Der Umzug des Berliner Salons in das Kulturforum hat der Veranstaltung mehr als gut getan, nachdem sie die letzten Saisons ein eher untergeordnetes und damit völlig unterbewertetes Dasein fristen musste. Viel Platz, eine neue Struktur und eine nach wie vor liebevolle Konzeption sicherten der Ausstellung das, was sie beansprucht: Eine Schau der besten Modemacher Deutschlands (+ Accessoires) mit hoch kultiviertem Präsentationsniveau. Dabei liegt das Augenmerk besonders auf lokale Nachhaltigkeit, Zukunftsorientierung und Qualität als Kennzeichen gerade deutscher Modeideologie. Mit vornehmem Grau und guter Beleuchtung lehnt sich die Präsentation der Gruppenausstellung an moderne Techno-Ästhetik an und bietet zugleich einen cool-eleganten Flair, die den Exponaten durchweg gut tut und die ästhetische Qualität wieder stärker in die Wahrnehmung rückt.
Wesentlich ist diese Ausstellung auch deswegen, weil viele wirklich gute Designer sich nicht in Form einer eigenen Schau auf dem Laufsteg der Fashionweek-Veranstaltungen präsentieren können und wollen. Man kann leicht vergessen, dass das Programm der Berliner Fashionweek keineswegs repräsentativ ist und gerade darum ist der Berliner Salon so wichtig. Auch wenn hier jeweils nur wenige Kollektionsmodelle gezeigt werden, ist der Einduck der Schaffensleistung doch sehr prägnant, nicht zuletzt weil man in Ruhe betrachten kann. Und an relevanten Teilnehmern sehr umfassend. Erstaunlicherweise war bei unserem Besuch nicht viel Publikum zugegen, vielleicht muss der gute Ruf erst wieder etabliert werden und die Werbung dafür bei den Fashionweek-Organisatoren den Platz einnehmen, den die Veranstaltung verdient.
Angelehnt an frühere Formate des Berliner Salons war die Präsentation gegliedert in drei Bereiche: „Die Gruppenausstellung“, „Fashion and Craft“ und „Rising Voices Award“. Die Gruppenausstellung zeigte Exponate von insgesamt über 30 Designern. Diese Ausstellung wird mit einer sogenannten „Alumni-Installation“ von 24 Designern und Manufakturen erweitert, mit Fashion and Craft überschrieben, darunter – der Bezeichnung entsprechend – viele Labels, die schon lange auf dem Salon vertreten sind und mittlerweile auf ein solides Renommée zurückblicken können. Einen eigenen Platz bekam ausserdem Jean Gritsfeldt, der ukrainische Designer, der auch für ein Podiumsgespräch (mit Christiane Arp) anwesend war – auch dies ein Teilformat des Berliner Salons, das jetzt wieder angemessen in die Aufmerksamkeit gerückt wurde. Der dritte Bereich namens Rising Voices Award präsentiert das Ergebnis eines Schuhdesign-Wettbewerbes, der vom Fashion Council Germany und der kalifornischen Schuhmarke UGG ausgelobt wurde. Er soll die Nachwuchsdesigner-Generation im Sinne nachhaltiger Produktion unterstützen, motivieren und fördern. Aufgabe war es, ein Modell des ikonischen UGG “Classic Mini” Stiefel unter dem Aspekt von Nachhaltigkeit und Handwerkskunst neu zu erfinden. Zehn Teilnehmer kamen ins Finale und wurden ausgestellt, den ersten Preis gewann das Label Milk of Lime.
Die Gestaltung des Berliner Salons war seit seiner Gründung stets liebe- und geschmacksvoll ausgerichtet, die Wahl der Orte und damit des Raumes sowie die Integration in die Berliner Fashionweek dagegen nach dem Auszug aus dem Kronprinzenpalais oft stiefmütterlich behandelt (vgl. Beitrag). Außerdem war die Öffnung der Schau meistens nur kurz und nicht für jedermann. Das hat sich jetzt endlich geändert, der Ort ist wieder angemessen und die Öffnung war auch für mehrere Tage allgemein zugänglich.
Es wird Zeit, dass dieser ausgezeichneten Veranstaltung die Bedeutung auf der Fashionweek zugesprochen wird, die ihr gebührt.
DER BERLINER SALON
DIE GRUPPENAUSSTELLUNG
RITA IN PALMA
HORROR VACUI
FASSBENDER
RICHERT BEIL
MYKITA
SF10G
RIANNA + NINA
SUSUMU AI
SOCIÉTÉ ANGELIQUE
LML STUDIO
DETLEV DIEHM
MAISON BAUM
GOLPIRA
DANNY REINKE
KHULAN KLECKER (UDK BERLIN)
JONATHAN AUREL (UDK BERLIN)
JULIA LEIFERT
ODEEH
AVENIR
ATELIER BALAGANS
RENÉ STORCK
PB 0110
FADE OUT LABEL
STUDIO 163
OFTT
ALEXANDRA BIRON VON CURLAND
KONRAD
FIONA BENNETT
FASHION x CRAFT
JANA HEINEMANN / JULIA BALLARDT & NICO VERHAEGEN
PHILIP KOFI WAGNER
MIRJAM VON MENGERSHAUSEN
SVEA KATHARINA BECKEDORF
RISING VOICES AWARD
JEAN GRITSFELDT
ALUMNI INSTALLATION
DAWID TOMASZEWSKI
BRACHMANN
SMINFINITY
I’VR ISABEL VOLLRATH
ANTONIA ZANDER
VLADIMIR KARALEEV
WILLIAM FAN
WORKING TITLE
MICHAEL SONTAG
ALEKSANDRA VIKTOR
PETER O. MAHLER
TALBOT RUNHOF
ALLUDE