Ein junger Designer begeistert Berlin
Text: Bea Twenning
Bilder: Andreas Hofrichter
Jedes Jahr wird ein Termin, jeder Saison, für einen ganz bestimmten ausländischen Designer reserviert, den das international bekannte Modemagazin Elle und der Hauptsponsor der Mercedes Benz Fashion Week einladen. Bisher zeigten all diese verschiedenen und hochtalentierten Designer immer ganz neue, spannende Facetten in der deutschen Modewoche. Erst ein Jahr zuvor beispielsweise zeigte die junge Designerin Iris van Herpen ihre Haute-Couture-Kreationen, die einen so künstlerischen Anspruch vertraten, wie man es so zuvor noch nie gesehen hatte.
Am Donnerstag, den 17.01.2013 war schließlich der Japaner Yu Amatsu an der Reihe und bat den Zuschauern ein Kontrastprogramm der Sonderklasse. „A Degree Fahrenheit“ lautet das 2009 gegründete Label und gab zugleich sein Debüt auf der Berliner Modewoche, denn selbst in Japan wird „A Degree Fahrenheit“ erst seit einigen Wochen vorgestellt.
Angesichts all seiner begnadenden Vorgänger, hatte „A Degree Fahrenheit“ also hohe Erwartungen zu erfüllen. Selbst jemand, wie Amatsu, der schon für Namen wie Zac Posen oder Phillip Lim gearbeitet und in New York als Musterschneider für Marc Jacobs und Jen Kao gearbeitet hat, war es enorm wichtig, seine Kollektion auf der Berliner Fashion Week präsentieren und somit in große Fußstapfen treten zu dürfen.
Und natürlich, die handwerklich eindrucksvolle und konzeptionell durchdachte Kollektion punktete bei den Zuschauern.
Viel Schwarz, Grau und Brauntöne, gern auch oft als Farbverlauf. Hautenge Einteiler mit „Cut-Outs“, Wollkleider, aber auch kantig geschnittene Blazer und Oberteile zierten die Kollektion. Im Kontrast dazu fließende Drapierungen. Mal zog er den Stoff eng an die Haut und schaffte glatte, puristische Oberflächen, mal ließ er seidige Stoffbahnen elegant flattern, mal fasste er sie zu geometrischen Volumina zusammen.
Doch nicht nur die Leistungsschau des Designhandwerks war etwas ganz besonderes. Yu Amatsu schickte, ganz untypisch für den Jugendwahn der Modebranche, zwei Damen auf den Laufsteg, die alterstechnisch weit entfernt von ihren faltenfreien 20-jährigen Kolleginnen waren. Selbstbewusst und zu ihrem Alter stehend verharrten sie im Blitzlichtgewitter der Fotografen. Egal ob jung oder alt – Yo Amatsu hat mit „A Degree Fahrenheit“ bewiesen, was in ihm steckt und wird mit seiner schneiderischen Raffinesse noch viele Menschen in aller Welt begeistern.