Wie fühlt sich Mode an?

Wie fühlt sich Mode an?

Doing Fashion Graduate Show 2019

Text & Bilder: Boris Marberg

In der Tiefgarage des Basler Casinos präsentierten die Absolventen des Studienganges Modedesign ihre Abschlusskreationen am 9. März. Insgesamt zeigten 21 Designer jeweils eine Reihe von Kreationen. Die gesamte Veranstaltung und Schau stand unter dem Motto „Player“, was wohl dem Veranstaltungsort geschuldet war und als größerer Rahmen gedacht war.

Manchmal erweist es sich als vorteilhaft, wenn man sich Eindrücken, die man gewonnen hat erst wieder mit einem gewissen zeitlichen und räumlichen abstand zuwendet. Nun sind es schon einige Wochen, dass die Schau in Basel einen guten Aufhänger geboten hat, sich aus einem anderen Blickwinkel Mode zu nähern und eine spezifische Fragestellung in den Raum zu stellen – Wie fühlt sich Mode an? Die Frage mag angesichts dessen, dass landläufig Mode meist als etwas visuell Erfahrbares und Gegenständliches wahrgenommen wird, irritieren. Würde der visuelle Standpunkt doch in erster Linie in dem Raums stellen, wie wird Mode gesehen, gezeigt und welche Metaebene wird dem Zeigen zugesprochen. Farben, Formen, Muster und das ganze gestalterische Spektrum bis hin zu Flächen-Rhythmen und Volumen sind im fachlichen Diskurs über Mode sehr präsent. Kurz denkt  man an Wasili Kandinskys Grundwerke der Bauhausschule.

Weitergehend stellt sich hieran dann die Frage, wer nimmt wahr und welchem Kontext entspringt diese Wahrnehmung. Was will ich mit Mode zeigen, was sehe ich in Mode, mit der ich konfrontiert bin? In welchem sozio-ökonomischen Kontext spielt sich dieser visuelle Dialog ab? Über dieses Feld an Fragestellungen gibt es sowohl in der Populärliteratur (bis hin zu den einschlägigen Zeitschriften für Endkonsumenten), als auch in der wissenschaftlichen Literatur mannigfaltige Quellen und Abhandlungen. Anders sieht es aus, wenn man sich der Fragestellung, wie sich Mode anfühlt, aus anderen Sinnesfeldern annähert. Wenn hier von „fühlen“ im Folgenden geschrieben wird, dann ist dieser Begriff zum einen im Sinne von Emotion in der Definition und Abgrenzung zu einem Gefühl nach Aman Virani (Gefühle, 1. Auflage 2007, ISBN 978-3-940-77311-1) zu sehen, also eine komplexen emotionalen Mischlage. Diese Emotionalität, welche wir hier im Kontext von Mode betrachten, steht auch in einem engen körperlichen Zusammenhang. Mode erfordert Körperlichkeit. Wenn man dies als Narrativ anerkennt, zeigt sich schnell, dass unsere heutige weitgehend visualisierte Methodik einen Diskurs über Mode zu führen nur ein Bruchteil dessen aufgreifen kann, was Emotionalität und Mode verbinden kann.

Wie fühlt sich Mode an?

Widmen wir uns also exemplarisch einem einzelnen (körperlichen) Aspekt, dem Material und wie sich dieses Material in der Mode anfühlt und wie es zu den gestalterischen Mitteln steht. Es ist eine Unterscheid, ob eine Skizze von einer Kreation betrachtet wird, oder reale Textilien an der Schneiderpuppe, am „Körper“ zum Beispiel durch Drapierung entsteht. Den Stoff in den Fingern zu haben, seine Eigenschaften zu spüren, ist von anderer Qualität, als eine deskriptive, visuelle Darstellung dessen zu haben, was dann im Endprodukt verarbeitet wird. Seide, Viskose, oder Elastan, das sind andere Sinneswahrnehmungen, als Denim, Wolle oder Polyester. Was sofort einleuchtet, spielt aber offenkundig in der visualisierten Welt eine andere Rolle, als wenn man eine Kreation direkt trägt. Wolle fühlt sich anders an, als Denim – sowohl auf der eigenen nackten Haut, also auch wenn man den Stoff zwischen die Finger bekommt. Die Bewegungsfreiheit, die Dehnbarkeit, das Absorptionsvermögen von Feuchtigkeit, wie auch kühlend und wärmend sind alles Aspekte, die sich direkt auf die Emotionalität über Körperlichkeit und körperliche Sensorik auswirken. Dies ist scharf davon zu trennen, welche Emotionalität die Mode-Kreation auslöst im soziologischen Sinnen und im sozialen Umfeld. Wird eine Kreation getragen um Status zu vermitteln, zu provozieren, um abzugrenzen ein entsprechendes Lebensgefühl zum Ausdruck zu bringen? Auch das hat mit Fühlen zu tun und mit Emotionalität, ist aber meist zwangsläufig wieder visuell ausgerichtet und mit der Funktion von Mode im sozialen Kontext verbunden (für die vertiefte Auseinandersetzung mit diesen Fragestellungen und Designtheorien sei verweisen auf Barbara Schmelzer-Ziringer, Mode Design Theorie, 2015, ISBN 978-3-8252-4403-3). Wie fühlt sich also die junge Mode, die in Basel präsentiert wurde an? Von dem Gesehenen und gezeigten kann nur anhand von eigenen Erfahrungen abgeleitet werden, solange die Kreaturen nicht in die Hand genommen werden, auf der eigenen Haut getragen werden. Hier haben die Modelle die auf einer Modenschau die Kreationen präsentieren dem zuschauenden Publikum natürlich etwas voraus. Hier zeigt sich auch die Grenze dessen, was eine Schau bieten kann, was aber auch jegliche rein visuelle Präsentation von Mode, sei es in einer Schau, in einem gedruckten Magazin, selbst in einer digitalen virtuellen Realität an Grenzen hat. Mode sollte sich gut anfühlen, wir sollten uns in Mode gut fühlen und sie sollte auch unseren emotionalen Grundbedürfnissen auf funktional gerecht werden – wärmen, bedecken, schützen. Hier könnte man natürlich den Begriff Funktionsbekleidung ins Spiel bringen um eine thematische Abgrenzung zu Mode zu generieren. Dies würde aber auch zwangsweise dazu führen, dass Mode aufgeteilt werden muss in die Felder Mode-Design, also dem Funktionellen verpflichtet und Kostümbildnerei, dem darstellend Gestalterischen. Gerade bei letzterem spielt das Fühlen dessen was man wie trägt im körperlichen Sinne wohl keine Rolle mehr. Hier steht im ausschließlichen Fokus, wie Mode beim Rezipienten, dessen der mit dem Kostüm und dem darin verkörpertem Ideeninhalt konfrontierten emotional bewirkt wird. Der Funktionsbegriff ist hier ein ganz anderer als im Design.

Zurück zu der konkreten Schau und Veranstaltung. An obigen Überlegungen orientiert, waren die gezeigten Entwürfe weitestgehend kein Mode-Design und auch keine Funktionsbekleidung. Vielmehr hat sich hier gezeigt, dass auf eine auf Außenwahrnehmung abzielende Gestaltung gesetzt wurde und nahezu alle Protagonisten vielmehr Kostümbildnerei betrieben haben, als sich mit Mode-Design auseinander gesetzt zu haben. Das mag legitim sein, auch eine gewissen Charme haben und eine Verspieltheit zu Tage bringen, aber wohl bei den meisten Menschen eher abschreckend wirken.

 

 

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