MBFW aw 22, Quartier 205
Text und Bilder: Gerhard Paproth
Susumu Ai öffnete während der Fashionweek einen temporären Showroom mit elf Outfits, die den Stil und die aktuelle Kollektion repräsentieren. Das noch relativ junge Label von dem Paar Keiho und Alisa Menkhaus möchte eine Verbindung schaffen zwischen japanischem Modestyle und europäischem, und zwar auf eher alltäglich tragbaren Niveau. Gleichwohl sind die Teile alle handgefertigt in ihrem Berliner Atelier und aus hochwertigen, nachhaltigen Materialien. Die Mixturen, die viele der Outfits ausmachen, sind nicht selten gewagte Zusammenstellungen aus japanischen Stoffen und Prints, westlichen klassischen Kombinationen (z.B. Bluse, Jacke, Hose) und Schnitten aus beiden Kulturkreisen. Sehr dominant sind allerdings die japanischen Elemente und Schnittgeometrien, die häufig aus großen (rechteckigen) Flächen, auch geschichtet, Kimonoelementen und typisch japanischen Mustern bestehen. Die westlichen Einflüsse sind eher so, wie man sie auch in Japan selbst in moderne Kleidung eingebracht hat. Insofern ist die Kollektion Susumu Ais wie eine aus Japan importierte, aber hier hergestellte Modevorstellung.
Das macht es aber trotzdem spannend, denn diese Erscheinung erweitert die auch hier noch gern verwendete Schichtungsarchitektur im Sinne einer exotischen Note, die einer gediegenen Bekleidungskultur entnommen ist und darüber hinaus die Schnittstellen des Entwerfens beider Kulturkreise geschickt herausstellt. Natürlich sind die Versatzstücke japanischer Kleidung auch ein wenig klischeebehaftet und immer aus einer ganzheitlichen Idee heraus gelöst, oft sind es nur noch assoziative, wirkungsvolle Wahrnehmungskicks, aber die werden elegant vorgeführt. Bei manchen Stücken ist das atemberaubend gut gelungen, wie bei der ärmellosen Damen-Jacke aus Kimonostoff oder haoriartigen Männerjacken.
Das Label positioniert sich jetzt mit einem Shop in der Friedrichstraße im Quartier 205 und schließt sich auch einer Gruppierung von Geschäften dort an, die während der Berliner Fashionweek eigene Veranstaltungen initiieren, wenn auch mit bislang eher limitierter Beachtung. Susumu Ai dürfte dabei eine echte Bereicherung mit sehr individueller Note sein.