Showroom-Walk III: DACH

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Paris Fashion Week – Spring/Summer 2019 – Prêt-à-porter

Bilder und Text: Gerhard Paproth

 

Der dritte Showroom-Spaziergang führte uns zunächst ins dritte Arrondissement zum DACH-Showroom, der knapp 30 Designer aus Deutschland, der Schweiz und Österreich präsentierte. Nur ein Teil der Labels war auch für Medienpräsenz aufgeschlossen, nach außen erscheint der Paris-Auftritt zwar eher als ein kollektives Interesse, im näheren Gespräch waren die Motivationen dann doch eher partikular und der Name DACH steht deswegen wohl eher für ein offenes solches. Auch im gestalterischen Ansatz reichte die Bandbreite der jungen Designer von eher konventionellen bis hin zu recht exzentrischen Konzepten, die dann letztlich auch die reizvollsten waren. Sieben Labels stellen wir beispielhaft vor.

 

 

 

 

 

 

YVY
ist ein Schweizer Label (seit 2013) für luxuriöse Damen-Lederbekleidung und Accessoires, denen in der vorgestellten Kollektion „brut“ zum Teil ein deutlicher Touch von Fetisch-Wear anhaftet. Das hat aber keineswegs anrüchige Qualität, vielmehr trägt die Designerin Yvonne Reichmuth damit eine reizvolle ästhetische Eigenheit in das gesellschaftlich hochwertige Luxus-Segment und bereichert es sehr zeitgemäß und geschmackvoll. Hochwertiges, feines italienisches Leder und sorgfältige Handarbeit des Reichmuth-Teams erlauben außerdem, spezifizierende Kundenwünsche zu erfüllen und wertvolle Couture zu lancieren. Faire Produktionsbedingungen und umweltbewußtes Material sind für Schweizer Modedesigner dabei eine erfreuliche Selbstverständlichkeit. Wir finden aber gerade den stilistischen Ansatz in hochwertiger Couture sehr konstruktiv und reizvoll – kombiniert mit Klassischem vermittelt das einen guten Anteil Coolness – auch wenn er zeitgeistig nicht so ganz überraschend daher kommt, ist er im Sinne des Schweizer Modedenkens doch recht straight und innovativ verwirklicht.

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GON
aus Österreich gibt es seit 2011 (Christina Steiner) und agiert eher im konventionellen Sinne. Oft übergroße Schnitte lassen die lockeren Teile flattern und die farbenfrohen Drucke handgemalter Motive und großflächiger Muster stehen für einen spielerischen Auftritt. So kann man auch den aktuellen Trend der Textparolen integrieren.

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HUI-HUI
Hamburg, existiert bereits seit über 15 Jahren und hat einen vergleichbaren Ansatz, ist aber breiter aufgestellt. Die Designerin Duitse Anne Schwätzler und die Schwestern Johanna und Katharina Trudzinski verstehen ihr Label außerdem als alternativ/nachhaltig. Farbenfrohe, oft aus der Bildenden Kunst inspirierte Muster und interessante Texturen stehen für einen unkomplizierten, optimistischen Auftritt im Alltag.

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JACQUELINE LOEKITO
aus Basel verortet sich deutlich näher an der Kunst und mutigen Designoptionen als am kommerziellen Mainstream. Entsprechend kreativ und unkonventionell ist die Kollektion des kleinen Labels und der Spaßfaktor auf verschiedenen Gestaltungsebenen führt zu innovativen und beeindruckenden Lösungen, nicht selten in die Nähe von Kostümdesign. Das Farbspektrum dieser Kollektion changiert im Rotbereich und schafft starke Präsenz und emotionale Kraft.

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JULIA HEUER
aus Deutschland hat (handgemachtes) Plissée als starke Gestaltungsbasis entdeckt und die Möglichkeiten mit ungewöhnlichen Prints und rasanten Schnitten zu einer beeindruckenden Kollektion ausgebaut. Oft werden die farbintensiven Prints schon vor dem Plissieren auf den Stoff aufgebracht und bzw. oder danach in der japanischen Verarbeitungstechnik nach Arashi Shibori weiterverarbeitet. Hoher Tragekomfort, sehr elegante, oft extravagante Erscheinung, feines Material und viel raffinierte Handarbeit kennzeichnen diese Kollektion mit Classe.

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SIGHTLINE
von Vivien Sakura Brandl ist in Wien ansässig und positioniert sich im praktischen, aber gehobenen Alltagssegment. Eine etwas spezielle, subjektiv geprägte Gestaltungsbasis, die auf fast asiatische Schlicht- und Klarheit reduziert ist und in diesen Minimalismus ausgeklügelte Details unterbringt.

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TATA CHRISTIANE
ist ein Berliner Label (Julie Bourgeois und Gabriel Santini) und entspricht auch in vielerlei Hinsicht dem Image der Stadt als kreative, expressionistische Vision von „Machern“. Die Arbeiten der beiden produktiven Modedesigner entfalten sich aus – zum Teil wuchernden – Zusammensetzungen verschiedener Elemente, die meist aus handgemalten Stoffteilen oder daraus abgeleiteten Musterflächen auf Textilien bestehen oder aus Kombinationen unterschiedlichster textiler Materialien. Gabriel Santini ist dabei eher für die bildhafte Gestaltung zuständig, Julie Bourgeois für die Zusammensetzung bzw. Verwandlung in Kleidung.
Mit großformatigen, expressiven Zeichnungen und dem oft offenen Weiterverarbeitungsprozess entstehen meist sehr komplexe und eigenwillige Stücke, die nicht selten zu teuren und etwas verrückten Unikaten heranwachsen. Doch immerhin: das als experimentelle Handarbeit Anmutende ist mittlerweile, jedenfalls zum Teil, auch als reproduzierbare Kollektion konzipiert, denn die Nachfrage in Berlin, Tokyo und Paris steigt.

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