Paris-Seoul FW aw2022/23 (women), Tranoï Palais Brongniart
Bilder und Text: Gerhard Paproth
Teilnehmende Designer der Seoul Fashionweek waren von der Trade Show Tranoï eingeladen, vier von ihnen konnten darüber hinaus eine Laufstegschau präsentieren. Eine gute Wahl, denn auch nach unserer Beobachtung ist die Fashionweek Seoul auf hohem und spannendem Level und viele Protagonisten können es locker mit dem aufnehmen, was die als Stars gefeierten Designer in Paris oder New York vorführen. Umso mehr, wenn die Fundamente traditionell asiatischer Ästhetik nicht an amerikanische Beliebigkeiten verraten werden, kommen geschmacklich sehr subtile Modernismen auf den Laufsteg, die auch über viele Saisons hinweg tragfähig sind.
Das Label EENK der Designerin Lee Hyernee steht den endlosen Zyklen schneller Wechsel ebenfalls entgegen und versteht sich eher als “Collectables”. Dabei folgt originellerweise die Inspiration zu jeder saisonalen Kollektion dem nachfolgenden Buchstaben des ABCs und versucht dabei, die Basics mit zeitgemäßen Anschauungen zu verknüpfen. Diese Saison ist das V Ausgangspunkt und soll für Vintage stehen. Die daraus abgeleitete Idee ist der Bezug auf kraftvolle Eleganz in Kombination mit majestätischer Glamour der 80er Jahre des Vogue-Magazins. Der EENK-Stil benutzt die Schnitte und Farben sowie noch härtere Schwarz-Weiß-Kontraste, grobe Strickware, “denim on denim”, traditionelle Jacquart-Muster und, bei Männern, Juwelenknöpfe, illusionäre Farben für Dreiteiler und Military-Kleidung. Und gleichzeitig schimmert ein Touch Disco-Charme mit durch.
Der unbelastete Mix verschiedener Strömungen und Ideen jener Epoche schafft gleichwohl völlig neue Bilder, eigentlich fließen tatsächlich nur inspirierende Elemente ein, frei neu kombiniert, ohne das ganze Styling der Ära neu herauf beschwören zu wollen. Das sah, wenn wir uns erinnern, ganz anders aus und vertrat auch eine andere Ideologie.
