Positions 2025 – Modedesigner machen Kunst

Positions 2025 – Modedesigner machen Kunst

POSITIONS Kunstmesse 2025, Berlin Tempelhof H7

Bilder und Text: Gerhard Paproth

 

Auf der zwölften Positions stellt das neue Kuratorenduo Diandra Donecker und Dao Tran zwanzig Designer und Designerinnen für den Bereich Fashion vor. Manche sind wie zuvor wieder dabei aber spannende Neuentdeckungen gibt es auch und die Schnittstellen von angewandter Kunst und freier Kunst zeigen sich dabei scheinbar noch evidenter und vielseitiger als bisher, umso mehr, als auch in der freien Kunst auffällig viele Modebezüge eine wichtige Rolle spielen. Im Gefüge der Kunstmessen erscheint die Positions wie eine Entdeckermesse, denn auffälliger als anderswo wird sie nicht nur von Fachpublikum frequentiert sondern auch von sehr diversen Interessierten, nicht zuletzt weil die Positions sich noch im Zusammenhang mit der Berliner Art Week aufstellt. Diese etwas populärere Zielgruppenorientierung setzt weniger auf große Namen sondern eher auf künstlerische Trends und auch in der Fashionabteilung wird das deutlich. Und gerade hier, bei der Mode, zeigt sich, dass die Berliner Kulturszene doch eigen und zugleich herausragend ist.

Die Vielseitigkeit im künstlerischen Ansatz der Modedesigner ist bemerkenswert und offenbart sich nicht mehr nur als quasi erweiterte Installationsgestaltung einer Modeposition sondern dezidierter in den inhaltlichen Ansätzen – mehr oder weniger offen oder gezielt. Und nicht nur die geläufigen zeitrelevanten Themen (Umwelt etc.) kommen zum Zuge sondern auch rein künstlerische Ansätze stellen textiles Gestalten in neue beziehungsweise deutlichere Zusammenhänge, die über Mode hinausgehen. Das entspricht letztlich auch einem allgemeinen Trend der Gegenwart, wo Mode mit Kunstausstellungen zusammen geht und wo Kunsthandwerk und bildende Kunst näher zusammen rücken. Dem jungen Publikum kommt dieses Kulturverständnis sehr entgegen, denn das entspricht seiner Vorstellung eines kreativen Lebensumfeldes mehr als elitäre Abgrenzungen von Gebieten.

Erfreulich ist auch die Beobachtung, dass das Berlinspezifische sich nicht auf einen subkulturellen Kern berufen muss, sondern im Anspruch mittlerweile weit darüber hinaus ein kreatives Selbstverständnis entwickelt. Renommierte Repräsentantinnen wie Claudia Skoda und Esther Perbandt haben das zwar schon längst vorgeführt, aber die neuen beschreiten den gleichen Weg in ihrem Selbstverständnis. Und dieser Anspruch läßt die flüchtige Insta-Kultur hinter sich. Selbst Labels wie Haderlump, die sich eher dem modischen Zeitgeist verschrieben haben, versuchen, einen essentiellen Kern herauszustellen oder wie Danny Reinke die verzaubert-romantisch verklärte Märchen- und Naturwelt seiner eher pragmatischen Mode als ideelle Basis des Schaffens zuzuspitzen. Interessant sind auch Bezüge zur Kunst- und Kulturgeschichte wie auf gotische Altäre (Elodie Carstensen) und, besonders faszinierend mit Stillleben erarbeitet, das Thema Les liaisons dangereuses von Laclos bei Plaid-á-Porter. Auf die Faszination eleganter und schillernder Zweckverfremdung von Schneidermaterial verweist Maximilian Gedra, Krankenhaus-SM thematisiert äußerst witzig Lilian Brade und die Gestaltaffinität zu Autodesign als ästhetische Spezifik überträgt Selva Huygens in Kleidung. Besonders erwähnenswert sind die groß angebrachten, aufschlussreichen Texte zu den Designern und Designerinnen und zu ihren jeweiligen Arbeiten. Die sind sorgfältig kuratiert und kommen besonders dem kunstaffinen Publikum zugute, das damit anspruchsvoll an das Thema aktuelles Modedesign herangeführt wird.

Stets zeigt sich, dass die Modedesigner ihr Selbstverständnis am liebsten im künstlerisch-kreativen Tun verorten, was bekanntlich schwierig ist, weil Mode als angewandte Kunst eben kommerziell funktionieren muss. Bei der Herausforderung dieser Kunstmesse kann und muss diese Selbstreferenz zu einer überzeugenden Demonstration herausgearbeitet werden. Und das fällt natürlich den ganz jungen noch leichter als den bereits etablierten. Spannend bleibt dann auch die Frage, inwieweit ein künstlerischer Ansatz in der Mode in ein kommerzielles Gefüge überführt wird oder werden kann. Im umgekehrten Sinne hatte die Kunstgeschichte nie ein Problem damit, Mode war immer ein Teil ihrer Bildwelten. Und wie man hier in der freien Gegenwartskunst beobachten kann, ist sie gerade besonders präsent (siehe Bildbeispiele unten): Cranach-Modelle tragen Chanel-Bikinis (Ieva Il Tnere), Modestickerei überdeckt das Porträt (Idowu Oluwaseun) und Glasbläserei assoziiert textile Skulptur (Maria Bang Espersen) – nur zum Beispiel.

 

Alexander Gigl:

 

 

Cbui:

Claudia Skoda:

 

Cruba:

 

Danny Reinke:

 

Elodie Carstensen:

Esther Perbandt:

Fiona Bennett:

Format: :

 

 

Haderlump Atelier Berlin:

Karen Jessen:

 

Lilian Brade:

 

Maximilian Gedra:

Nadine Aurin:

Plaid-À-Porter:

Raufaser:

Selva Huygens:

Vanessa Baernthol:

Yannic Pretzlaff:

Modebezogene Kunst aus den Galerien der Positions 2025:

Carolina Bazo:

Carole Feuerman:

 

Henry James:

Idowu Oluwaseun:

Ieva Il Tnere:

Jonathan Esperester:

Maria Bang Espersen:

Norman Gebauer:

Sarah Geppert: