Berlin Fashion Week SS2024 – Kronprinzenpalais
Bilder: Andreas Hofrichter
Text: Gerhard Paproth
Podyh liebt akzentuierende, kleingeometrische Formen in angeordneter Reihung, am liebsten Quadrate und Dreiecke, und erzielt damit die Wirkung großer Sorgfalt und sehr klarer Musterung. Nicht als Prints, sondern als Reihung textiler Applikationen. Also plastisch denkend. Dazu Streifen, die ebenfalls eine klare Ordnung suggerieren und – vertikal oder horizontal – der Kleidung so etwas wie belebte Ruhe verleihen. Die Schnitte sind recht klar gehalten und suggerieren Jugendlichkeit, manchmal verknüpft mit einem romantischen Touch oder einer sportlichen oder eleganten Grundnote. Somit macht der Reiz des Ganzen eine eher schlichte und zurückhaltende Präsenz aus, die aber immer sehr sorgsam austariert erscheint. Auf dieser Grundlinie leistet sich die Designerin dann auch kleine Verspieltheiten, in die eine oder andere Richtung, aber nie den Rahmen sprengend, eher behutsam.
Der dünn gestreifte Stoff ist zwar kontraststark, mit Schwarz und Beige aber eine elegante Farbkombination, die eher frisch als offensiv daher kommt. Überhaupt bleiben alle Farben – bis auf das Blau – eher blass beziehungsweise dezent und wirken behutsam abgestimmt.
Die Assoziation mit Architektur- und Fassadengestaltung liegt nahe und die ukrainische Designerin Daria Plaksyuk (Labelgründung 2020) gibt auch an, Erfahrungen in dem Bereich gesammelt zu haben und daher nicht nur ihre Inspiration zu ziehen, sondern auch die Liebe zur Sorgfalt im Vorgehen mitgenommen zu haben. Damit gelangt sie zu einer ästhetisch geradlinigen, recht konsequenten Kollektion.
Aber jenseits aller architektonischer Zu- oder Ableitung im Formalen und im Prozess entwickelt Daria Plaksyuk so etwas wie einen diskreten Charme und erst der gibt den Teilen und der ganzen Kollektion das gewisse Etwas, einen wirklich liebenswürdigen Stil: er wirkt zuverlässig, geordnet, zurückhaltend und zugleich angenehm lebhaft – Tugenden, die eigentlich nicht gerade modern sind aber dafür umso sympathischer. Als Stilsetzung ist das eher bei ganz jungen Frauen wirkungsvoll vorstellbar, eine sehr unaufdringliche Bekleidung für den dezenten Typus, angenehm und trotzdem selbstbestimmt. Das klingt vielleicht etwas allgemein, ist aber doch ein prägnanter und charakteristischer Stil und eine echte Bereicherung im Getöse der aufgeregten „Berliner Bewegung“. Und auch völlig losgelöst von Ukraine-Assoziationen.
Ein schöner Start, wie zumindestens wir finden.
