Berlin Fashion Week SS2026 – Ölgarten
Text & Bilder: Boris Marberg
Erneut bringt der Designer Kusi Kubi in Berlin im Rahmen der Modewoche seine Kollektion Frühling-Sommer 2026 auf den Laufsteg, die sich dieses Mal mehrheitlich Damen-Looks zuwendet, geradezu eine Ode an die Frauen. Sie knüpft stilistisch und gestalterisch an den starken Auftritt vom Januar 2025 an und bleibt, sowohl, was die Farbpalette, als auch was die Materialwahl betrifft, der bisherigen Konzeption treu.
Für die Präsentation wurde der Hinterhof eines Clubs gewählt, im sogenannten Ölgarten auf der Lohmühleninsel in Berlin-Kreuzberg. Dies war atmosphärisch eine viel besser geeignete Location als das Berghain letztes Jahr. Die hochsommerlichen Temperaturen brachten das Publikum bei der Schau zum Schwitzen, während die Modelle leicht abgeschattet unter einem lichten Blätterdach recht lebendig die neuen Kreationen vorführten.
Kusi Kubis Mode greift auf den reichen kulturellen Fundus der mehr als 100 verschiedenen Ethnien und zahlreichen indigenen Sprachen des Landes zurück und verarbeitet zeitgenössische Strömungen von Street- und Clubstyle. Es finden sich bei den Entwürfen Anlehnungen an Kente-Stoffe und Adinkra-Symbole, die vor allem bei den Applikationen und den schmucken Accessoires der Damenlooks zu finden sind. Diese Kollektion präsentiert, wie erwähnt, eine fokussiertere Interpretation der Damenmode, mit sinnlichen, verspielten und feierlichen Silhouetten, vielen hautengen, taillierten Schnitten, die die Wärme und Energie der Saison widerspiegeln und deren durchgängig sehr warme und kraftvolle, erdig gehaltene Farbpalette – Braun, Dunkelrot, Orange und Grüntöne – Westafrika assoziiert.
Die Kollektion entstand in Zusammenarbeit mit traditionellem, lokalem Handwerk in Ghana. Dabei war Upcycling dem Designer nach wie vor besonders wichtig – vor allem bei der Verwendung von Leder. Dafür wurde auch auf Restbestände von Baumwollstoffen (sog. Deadstock) zurückgegriffen und dekorativ leichter und transparenter Organza in Kombination mit Mesh verwendet. Letzterer ist insbesondere bei Sport- und Streetwear sehr beliebt. Durch Mesh und vor allem Organza sind viele Looks von luftiger Struktur entstanden, die mit Flächen- und Materialkontrasten spielen. Die Flächenkontraste sind deutlich ausgeprägt bei Herrenwesten und Jacken, während Organza vor allem die kurzen Damenlooks verfeinert. Hier finden sich bei den Damen freche Shorts, knappe Röckchen – teilweise aus Leder mit Fransen – oder ein kurzes, körperbetontes Schlauchkleid in geschecktem Goldgelb und passenden Opernhandschuhen. Als Gegenstück finden sich bei den Herrenlooks lederne Shorts, die lässig daherkommen.
Insgesamt vermittelt die Kollektion eine positive Einstellung zur Körperlichkeit, sie ist dekorativ und repräsentativ, ohne sich dem Formellen anzulehnen und findet einen sehr eigenen, atmosphärischen und menschlich warmen Charakter. Alles das in der konkreten Umsetzung gekonnt, stilsicher, mit elegantem Geschmack – und unaufgeregt von ökologisch hohem Anspruch.