Berlin Fashion Week SS2026 – Fürst
Text & Bilder: Boris Marberg
Hinter dem Label Orange Couture steht der aus Nigeria stammende Designer Adebayo Oke-Lawal. Das Label wurde von ihm bereits 2011 gegründet. Ursprünglich trat Adebayo Oke-Lawal an, in der Finanzwelt beruflich Fuß zu fassen. Dass es dann Mode wurde, ist ein Glück, denn mit der neuen Kollektion für den Sommer 2026 hat das in Lagos geborene Talent die Berliner Modewoche mehr als bereichert, vielmehr die Internationalität unterstrichen, die Berlin modisch bieten kann. Kurz vorweggenommen: eine der spannendsten und ansprechendsten Kollektionen, die gezeigt wurden.
Das kommt aber nicht wie aus dem heiteren Himmel, sondern ist der aktuelle Höhepunkt einer langen Reise und Entwicklung. Das Label konnte schon in Paris, London und New York präsentieren und hat über die Jahre nicht nur eine Fangemeinde, sondern vielmehr eine Bewegung um sich herum von treuen, aber auch immer wieder neu begeisterten Menschen scharen können. Gezeigt wurden im „Fürst“ am Kudamm Herren- wie auch Damenkreationen, die vielfach stilistisch als emotional, androgyn und kulturell durchdrungen beschrieben werden können. Die Kollektion spricht mit sehr warm gestalteten, freundlichen und reflektiert positiven Impulsen Seele und Gefühl an. Die Silhouetten sind sowohl bei den Damen als auch bei den Herren verspielt, vermitteln durch die Konstruktionen Bewegungsfreiheit und sind sehr abwechslungsreich gehalten. Dabei geht die Bandbreite von klassischen und formellen Grundideen hin bis zu sportlich lockeren Freizeitassoziationen. Das ist nicht beliebig, sondern stets fein aufeinander abgestimmt und stilgetreu. Der Humor schwingt bei den Konstruktionen stets mit, wenn zum Beispiel ein Damenrock direkten Bezug zu einem Blazer nimmt und der Bund auch die Überreste von einem Revers sein könnten.
Schön kombiniert werden solche flächigen Konstrukte mit Transparenz, die eng anliegend den Körper betont, ohne aufdringlich zu sein. Da zeigt sich, dass mit der Materialwahl schöne Kombinationen aus Regenesis-Stoffen aus recyceltem Plastikmüll, handgewebtem Aso-Oke aus dem Südwesten Nigerias, Baumwolle und Wolle realisierbar sind. Nachhaltigkeitsaspekte und Regionalität sind hier selbstverständlich. Besonders stolz kann man auf die Textildrucke sein, die extra für die Kollektion entwickelt wurden und sich gut integrieren. Die Modelle tragen Blumensträuße oder die Looks abrundende Taschen. Das Herz, großflächig appliziert auf mehreren Oberteilen, setzt bewusst einen Bezug zur Emotionalität: Man lebt und fühlt, ist nicht von der Umgebung und Umwelt isoliert.
Adebayo Oke-Lawal hat in der Vergangenheit immer wieder durch solche Symbole zu vermitteln versucht, dass es ihm um mehr als nur um Bekleidung geht, sondern auch um ein gesellschaftliches Statement auf der emotionalen Ebene.