Berlin Fashion Week SS2024 – Alte Münze
Text und Bilder: Enrico Drews (Gastautor)
Die Neo.Fashion Show ist seit Jahren fest im Programm der Fashion Week Berlin etabliert. Auch in diesem Jahr luden über 80 junge Designer*innen ein zahlreiches Fachpublikum und Modeinteressenten in das historisch modernisierte Gebäude der„Alten Münze“ Berlin ein, um ihre Kreationen getreu dem Motto „Fashion for Future“zu präsentieren. Dabei zeigten die besten Bachelor-und Masterstudent*innen Ihre außergewöhnlich kreativen Abschlusskollektionen der Mode & Design- Akademien und Hochschulen in Berlin, München, Hamburg, Düsseldorf und Wiesbaden sowie weitere. An zwei Tagen wurden dabei bis zu 10 Show gezeigt der Laufsteg zur größten Bühne für Designtalente verwandelt – zur Präsentation ihrer Kollektionen, zur Weiterbildung, zum Knüpfen von Kontakten zu Modemarken und der Industrie und zum Netzwerken. Im Folgenden stellen wir acht verschiedene Kollektionen der Eröffnungs-Graduate-Shows der Hochschulen AMD und Hannover vor.
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Danata Shaikenova – Did I? (Dissociative Identity Disorder):
Durch den Drang Ihrer Eltern, Ihre Tochter zu einer Sportkarriere zu bewegen und den immensen Druck, der dahinter stand, distanzierte Shaikenova sich von anderen und vor allem auch von sich selbst. Dadurch entwickelte die junge Designerin eine dissoziative Identitätsstörung (DID). Diese zwang Sie, sich von Ihren positiven Gefühlen zu distanzieren und sich stattdessen durch körperliche und geistige Erschöpfung weiter zu pushen. Nach zwei Jahren intensiver Therapie schaffte Sie es, sich von Ihrer Last zu befreien. Heute möchte Sie vor allem anderen helfen, ihre DID in den Griff zu bekommen und setzt sich für eine korrekte Diagnostizierung der Krankheit ein. Mit Modegestaltung versucht sie nun, konstruktive und kreative Wege zu nutzen. In dieser Kollektion greift Sie das Thema Sport aus Ihrer Kindheit auf und verbindet es mit Eleganz und Schönheit, die Ihrer Meinung nach immer objektiv ist.
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Solange Richter – Solangism:
Diese Kollektion zeigt einen surrealen, jungen, handwerklichen Charakter und dient gleichzeitig einer höheren Idee von einer nachhaltigen Modeindustrie. Dafür wurden keine neuen Ressourcen verwendet, sondern ausschließlich Zero-Waste Patterns, Prevolved-Kleidung und Deadstoffe verarbeitet. Dadurch soll dem massivem globalen Konsumverhalten entgegengewirkt werden, indem Waren nun nicht mehr als bloße Gegenstände angesehen werden. Kleidung soll vermenschlicht und Gegenstände emotionalisiert werden. Jeder Look soll beim Verbraucher durch Geruch, Klang und Optik Emotionen wecken. Die Vielfalt der Materialien wie Denim, Mohair, Schafwolle, Angora und Spitze bedient darüber hinaus das sensorische Erlebnis.
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Türkü Karaoglan – Emotional Textile:
Die Looks der jungen Modedesignerin sind aus Ihren Leidenschaften für das Strickdesign und das Philosophieren entstanden. Letzteres bildet die Grundlage Ihres künstlerischen Schaffens, indem der Anfang eines Kleidungsstückes nach philosophischen Fragen über das Leben und ihre eigene Existenz inspiriert sind. So schreibt Sie Ihre Gedanken zunächst in einer lyrischen Form nieder und transformiert aus Ihnen dann Strickwaren in Form von Textilien. Ihre Kollektion EMOTIONAL TEXTILE basiert auf einer Reihe von sechs Interviews und der Frage nach der Bedeutung von emotional aufgeladenen Textilien. Jedes Designelement entstand aus einer individuellen Erzählung über eine tiefe Verbindung zu einem Objekt, das die Seele des interviewten Individuums berührte. Die Designerin versteht sich als Vermittlerin und setzte die verschiedenen Emotionen jeder Geschichte intuitiv in Elemente wie Farbe, Form, Textur, Material und Gesamtästhetik um.
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Zoe Akalin – Mystique:
Das Motiv der Meerjungfrau mit Schwerpunkt auf dem Bild der Weiblichkeit ist der Leitfaden der Bachelor Kollektion von Zoe Akalin. Sie sieht das Bild einer Meerjungfrau als eine perfekte Projektionsfläche für Weiblichkeit und die Kraft und Unabhängigkeit einer Frau. Dennoch sieht sie Weiblichkeit nicht nur als reines Merkmal einer Frau sondern definiert so viele, als gesellschaftlich stereotypische weibliche Merkmale, nicht geschlechtsspezifisch. So ist für Sie Weiblichkeit allumfassend, welche sich frei von Grenzen der Geschlechter entfalten kann. Darüber hinaus möchte die Designerin mit Detailgenauigkeit und vielen Nuancen mit Ihrer Kollektion Mystique erreichen, dass sich der Besitzer wohl fühlt, indem vor allem auch seine/ihre Persönlichkeit darin zum Vorschein kommt.
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Lea Theres Lahr-Thiele – Potential of Two:
Auch in Potential of Two ist der Nachhaltigkeitsaspekt ein wesentlicher Bestandteil der Kollektion, indem die Couture Kollektion die Deadstockmaterialien durch Lasertechnik zu extravaganten, neuen Kreationen upcycelt. Dies stellt sicher, dass Materialen fast komplett genutzt werden können und selbst Verschnittreste zu einzigartigen Designerstücken werden. In Kombination mit graziler handwerklicher Arbeit wie applizierten Blüten, Stickereien und Drapagen werden aus einst als Überproduktionen, Mangelware und Anmusterungen großer Textilhersteller verworfene Textilien, neue Kreationen geschaffen. Sie setzt so den Grundstein ressourcenschonender Designmethoden und zeigt den zeitgenössischen Ausdruck einer nachhaltigen Textilindustrie.
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Patrick Brendan Hübbers – Ambra:
Der Designer Patrick Brendan ist für seine Entwürfe immer auf der Suche nach etwas Göttlichem. Für ihn ist der Weg bis hin zum Kleidungsstück ein spiritueller Prozess. Die aktuelle Kollektion des Designers soll eine Kritik an aktuell vorherrschende Trends sein, die der Mensch als seine eigene Authenzität verorten will. So wird die Vieldeutigkeit und die Unsicherheit, die jeder ertragen muss, mit dieser Kollektion zum Ausdruck gebracht. Viele Elemente seiner Inspiration gehen dabei auf das Antike Griechenland und vor allem dem Dionysos Kult zurück, indem der Mensch als gegensätzliches Wesen zelebriert wird. So ist nach seiner Vorstellung nicht nur der äußere Gegensatz an sich, sondern in sich gegensätzlich zu sein, das Konstrukt der Ambiguität, auf dem Dionysos und sein Gefolge im Kult funktionieren. Durch die Vielschichtigkeit der Ambiguitäten, werde die Eindeutigkeit untergraben und lasse sich als Kritik an eine konventionelle Wahrnehmung der Realität betrachten.
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Anna Toftgaard-Hansen – Eine Ritterfrau im Schwesterngewand:
Die Kollektion Eine Ritterfrau im Schwesterngewand soll die Erfahrungen der Frauen in der dänischen Minderheit in Deutschland widerspiegeln. Durch ihre lauten Muster sollen leise Frauen hervorgehoben werden und durch viele Symbole, die in der Kollektion verarbeitet wurden, Emanzipation gezeigt werden. So soll durch das Element der übergroßen Herrenkleidung die Abhängigkeit der Frau von ihren Männern symbolisiert werden. Der einhergehende Aktivismus der dänischenFrauen gipfelte im öffentlichen Widerstand, dessen Farben sich auch hier wiederfinden sollen. In Kombination mit silbernen Pailletten, die als Assoziation eines Ritters dienen, um den andauernden Kampf der Minderheitenidentität zu symbolisieren, wird das Thema abgerundet.
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Lara Stöbe – Ich gehe mit meiner Narbe spazieren:
Maria Gath – StrukturChaos:
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