Nanna Kuckuck, Oksana Schlee-Keil – Die Pracht des Populären

Nanna Kuckuck, Oksana Schlee-Keil – Die Pracht des Populären

Fashion Open Air, Berlin Alexanderplatz

Text und Bilder: Gerhard Paproth

 

Es ist Buden-Kirmes auf dem Berliner Alexanderplatz und mittendrin ein großer Laufsteg mit einem Sechstagesprogramm mit Schlager, Tanz, Party, Drag-Show und – Fashion für alle: „Fashion Open Air“. Präsentiert wird ein umfassendes Programm mit vielen populären und weniger bekannten Sternchen, B- und C-Promis und einer typischen Moderation („so bezauberndes Publikum!“, „Diese hinreißenden Kleider!“, „Wie kommst du nur auf so tolle Ideen?“), alles liebevoll und ambitioniert zusammengestellt und verantwortet von Samira Günther, die schon mehrmals mit der Fashionhall eine Alternative zur Fashionweek organisierte, die sich an das ganz breite Publikum richtete. Das zeigt sich auf dem Alexanderplatz soweit interessiert aber – ganz berlinerisch – den Superlativen gegenüber etwas reserviert.

Mode steht also im Zentrum der Veranstaltungsreihe und die Ankündigungen sind schon sensationsheischend aufgetragen und alles ist natürlich ganz toll! Die Social Media Kanäle werden geflutet, alles wird unaufhörlich gefeiert. Verknüpft mit auftretenden Schlagersternchen, andauernd hingerissenen, auch singenden Moderatorinnen und Moderatoren, Showeinlagen mit springenden Geigern, Akrobaten, Performances und donnernden Discosounds ist das Programm mit Dauerunterhaltung gefüllt. Das Modeprogramm selbst umfasst mehr als 40 Designer und ist in diesem Sinne sehr ambitioniert. Von Hochzeitskleidern über Björk-Inspiration bis hin zu subversiver Clubmode der Heroin Kids ist ein großes Spektrum angekündigt, wenn auch jenseits der völlig anders orientierten Modeschöpfung, die auf der Fashionweek eine ernsthafte Trendbestimmung erkundet. Da gibt es keine Überschneidungen. Die Zielgruppe und der Qualitätsmaßstab sind anders angelegt und orientieren sich an der Lust und Faszination des „Durchschnittsbürgers“ und eher herkömmlichen Gestaltungsprinzipien.

Daraus ergibt sich keine Herabstufung, besonders nicht im handwerklichen Sinn, es ist eben eine andere Zielrichtung der geschmacklichen Orientierung – Romantik, Üppigkeit, Dekor und Prächtigkeit folgen grundsätzlich einer anderen Perspektive. Die Eröffnungsschau der populären Berliner Designerin Nanna Kuckuck, die schon lange erfolgreich im Geschäft ist, ist ein gutes Beispiel dafür, ihre geschickten Drapierungen, die wertvollen Stoffe und die aufwändigen, exotisch beeinflussten Bestickungen sind wirklich atemberaubend und die mit massenhaftem Tüll und aufgesetzten Stoffblumen gefertigten Kleider von Oksana Schlee-Keil sind auf ihre Weise ebenfalls beeindruckende und konsequente Stylings. Alles scheint mit der Vorstellung „Roter Teppich“ oder Traumhochzeit irgendwie assoziiert und das wird auch von der quirligen Moderation ständig so herausgestellt. Real allerdings beträfe es wohl den roten Teppich für Sternchen und B-Promis und auch das liegt näher am populären Modeverständnis als die Stars und Kleider der großen Prominenz in Cannes.

Insofern sind die Modeauftritte auf der Bühne des Buden-Kirmes am Alex schon ein besonderes Erlebnis für jedermann und jedefrau, die dort unterwegs sind oder extra kommen, denn sie sind auf ihre Weise gut, aufwändig, stimmig und handwerklich perfekt. Und sie sind stets prächtig angelegt. Mit dieser verallgemeinernden Einschätzung greifen wir allerdings schon etwas vor, und stellen nachfolgend zunächst die repräsentativen Opener des großen Schauenprogramms vor, von dem wir hoffen, dass es im Weiteren nicht dem launischen Wetter zum Opfer fällt und dass es auch sein Publikum über den ganzen Zeitraum finden möge.

 

Nanna Kuckuck

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Oksana Schlee-Keil