Die Leistungsschau der angesagten Schweizer Modelabels
Text & Bilder: Boris Marberg
Mit einem ziemlichen Elan und Nachdrücklichkeit bleibt das Team um Yannick Aallen bei ihrem Projekt Mode aus der Schweiz bekannter zu machen und eine geeignete Plattform für die Designer zu bieten am Ball. Bereits in der 12. Ausgabe findet nun dieses Format statt. Neben der obligatorischen (Leistungs-)Schau gab es Anfang September im Züricher Schiffsbau auch einen Showroom um die Kreationen direkt zu besichtigen und unkompliziert in Kontakt mit den Kreativen zu kommen. Hierbei erinnert dies sehr an den aufstrebenden Berliner Salon, also eine Konzept welches immer beliebter ist. Abgerundet wird dies noch mit moderierten, thematischen Gesprächsrunden.
Insgesamt haben sich bei der Modenschau folgende Labels und Institutionen vorgestellt: Adrian Reber, COLLECTIVE SWALLOW, DE NIZ · CHRISTA DE CAROUGE, eSJZ, Garnison, HEAD – Genève, Kévin Germanier, Ladina Steinegger feat. SOL SOL ITO, LIDA NOBA, WEER, YVY, Special Presence – de Sede.
Dabei ist die Leistungsdichte ebenso hoch, wie die Bandbreite an unterschiedlichsten Stilrichtungen weit gefächert ist. Neben ein paar wirklichen, interessanten Höhepunkten, ist aber auch feststellbar gewesen, dass teilweise sich eine gewisse Enttäuschung bei einigen Präsentationen und Kollektionen eingestellt hat und die Designer nicht ganz an die Qualität der vergangenen Jahre anknüpfen konnten, oder sich in ihrer modischen Ausdrucksweise neu zu orientieren beginnen. Mancherorts wird auch vermutet, dass die Szene in der Schweiz etwas verunsichert ist, nachdem in den letzten Monaten eine ganze Reihe von Designern ihr Label aufgegeben hat, oder der Schweiz als Standort wohl endgültig den Rücken gekehrt hat. Zu sehr, wird behauptet, sei der enge Markt sei ausgereizt und die Konkurrenz zu groß – bitter empfanden viele in der Szene das Ende von Little Black Dress der Designerinnen Eliane Diethelm und Joanna Skoczylas, die bis zu Letzt im Tessin produziert hatten. Ein weiterer Grund mag auch sein, dass in den relevanten Innenstädten der Großstädte in der Schweiz einheimische Labels kaum noch in der Lage sind auch nur ansatzweise wirtschaftlich vertretbare Räumlichkeiten zu finden. Der Verdrängungskampf in den Flaniermeilen, und den Nebenstraßen in Zürich und in Genf kann hier nicht aus den Augen verloren werden und wird es auch in den kommenden Jahren den einheimischen Modemachern sehr schwer machen. Es wird sich die Frage stellen, ob Netzwerke, Kooperativen, POP-UP Shops, Messen für Endkunden und Online-Marketing so entwickeln lassen, dass geeignete und überlebensfähige Vertriebsmöglichkeiten entstehen.
Neben dieser knappen wirtschaftlichen Betrachtung des Standortes Schweiz, muss man festhalten, dass die Mode Suisse in dieser Edition visuell wieder mit einem ansprechenden Konzept an den Start gegangen ist. Sehr angenehm ist dabei die Präsentation von DE NIZ · CHRISTA DE CAROUGE aufgefallen, die als Intro bereits während dem Einlass des Publikums begonnen hat und einen weichen, harmonischen Übergang vom Warten im Forum zu der eigentlichen Modenschau dargeboten hat. Auch eSJZ hat viel Interesse beim Publikum geweckt. Hinter dem Kürzel stehen das Label und Familienunternehmen EnSoie (Anna Meier) und Julian Zigerli, die mit einer gemeinsamen Kollektion an den Start gegangen sind.
Viel vom Publikum gefeiert wurde auch Kévin Germanier, der mit seinen ausgefallenen Konstruktionen viele beeindruckt hat und ein gutes Geschick bei der Kostümbildnerei – fern der Alltagstauglichkeit – zeigen konnte. Yvonne Reichmuth geht weiter mit ihren Lederkreationen und vollzieht neue Entwicklungsschritte. Ihre Ideen hat sie in den vergangenen Jahren oft schon umgesetzt, bevor ähnliche Ansätze auch von Marina Hoermanseder in ihrer Kollektion aufgegriffen wurden. Beide junge Designerinnen werden international in ähnlicher Weise geschätzt.