Majère – Unzucht

Majère – Unzucht

Berlin Fashion Week SS2025 – Stadtbad Oderberger

Text: Gerhard Paproth

Bilder: Andreas Hofrichter

 

Die experimentelle Lust an neuen, schönen und nachhaltigen Materialien führt bei Majère zu faszinierenden Erscheinungen. Das macht viel Freude, mal ganz abgesehen von der thematischen Orientierung der gezeigten Kollektion.

Diese beruft sich auf die niederländische Malerei, respektive Hieronymus Boschs „Garten der Lüste“ mit dem Bedeutungsspektrum von Sünde und zwangsläufig folgender Verdammnis, greift also traditionelle religiöse und gesellschaftliche Paradigmen auf, die längst keine allgemeine Gültigkeit mehr haben. Inwieweit mit den gestalterisch ausgespieleten Aspekten dieses Backgrounds nun wirklich so ein memento mori zu Nachdenklichkeit führt oder führen kann, muss dahingestellt bleiben, von selbst teilt sich das Anliegen ja auch gar nicht mit. Es ist wohl auch eher locker zu verstehen.

Andererseits führt diese Bezugnahme zur Bildenden Kunst der Kulturhistorie schon zum Nachdenken, denn es ist nicht die einzige Veranstaltung der Fashionweek, die damit auftritt. Diese Referenzen sind meistens oberflächlich, höchstens geeignet als ästhetische und thematisch lockere Inspirationen. Angesichts einer Gegenwart, die eher negativen Input bereitstellt, kann man das verstehen – man kann aber auch vermuten, dass irgendjemand zufällig auf solche Bildthemen gestoßen ist und die oberflächliche Faszination ausreicht, sich mit einer solchen Inspiration kulturell zu schmücken. Darüber hinaus gibt es Waldelemente als Raumdeko,  freundliche Verweise auf Natur.
Wenn es einer schönen und reizvollen Kollektion dient, ist das alles ja auch positiv zu nehmen.

Die ist zweifellos gelungen. Genremäßig finden sich alle Bezüge, die die Mode momentan gerne nimmt, etwas SM, etwas queer, etwas Natur etc. Wirklich beeindruckend sind aber die Spielereien mit den schimmernden Oberflächen, ihrer Haptik und den Formgestalten, sie sind immer liebe- und geschmackvoll angelegt und sogar spürbar ausgekostet. Die Pastellfarben sind delikat ausgesucht und abgestimmt. Linien-, Typo-, Spitzen- und Ausstanzgeflechte werden ebenso geschickt auf die Haut gebracht wie formal akzentuierende Besätze angefügt. Dem Schuhwerk wird angemessene Beachtung geschenkt und es passt gestalterisch durchgehend gut. All das mit Abwechslungsreichtum und vielen Ideen. Die kleinen Zusätze (Geweihe, Blüten, Fellstücke, Ketten) sind, manchmal rätselhafte, Extras, derer es eigentlich nicht bedurft hätte, um den verspielten Charakter zu unterstreichen. Vielleicht dienten sie als Symbole für die beschriebene thematische Inspiration, die sich aber, wie gesagt, auch nicht als wirklich wichtig darstellt.

In jedem Fall ein gelungener Einstand für die Designer Alawi Harris, Anaïs Fabricius und Luis Steigleder. Erwähnenswert ist vielleicht noch die Zusammenarbeit mit dem avantgardistisch-queer-feministischen Produktionslabel Vproud, das sich gerne provokativ gebärdet. Aber provokativ kam die Schau gar nicht daher und angesichts der schönen Arbeiten mit edlem Touch ist das auch so ganz überzeugend.

 

Majère - Unzucht

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