Berlin-FW-ss2019 E-Werk
Bilder: Andreas Hofrichter
Text: Gerhard Paproth
Akzentuierend-kontrastierende Streifen, senkrecht, waagerecht oder v-förmig, sind das auffälligste Gestaltungsmittel der Sommerkollektion für 2019 von Maisonnoée. Damit werden die Formen in sich strukturiert und die häufig eingesetzten Transparenzen formal reizvoll gebunden. Gleichzeitig löst die Designerin Sophie Oemus damit auch die eher konventionelle Schlichtheit der Kleidungsfiguren etwas auf, ohne exzentrische Experimente machen zu müssen.
Lockerheit durch die weich fallenden, dünnen und edlen Stoffe kombiniert sie mit diesen breiten Streifen als geometrisch geradlinige Gefüge zu einer reizvollen Gestaltungseinheit, die sich farblich auf Weiß/Beige und Schwarz reduziert (und Silber). Dank der stilistischen Geradlinigkeit sind die Teile auch gut kombinierbar und mit dem konventionellen Grundtypus der Kleider, Tops und Röcke recht alltagstauglich, wenn man von den Transparenzen mal absieht. Die Leichtigkeit macht die Sachen sehr feminin und angenehm sommerlich, die hochwertigen Stoffe, schönen Plissées und sorgfältige Verarbeitung verleihen luxuriöse Eleganz.
Ausserdem sah man wieder tolle Blousons und enge Hosen, meist in schwarz, bekanntes Element der Maisonnoée-Kollektionen, das die selbstbewusste, emanzipierte Sexyness der modernen Frau herausstellt.
Und dann war da noch eine Kinderkollektion („Maisonnoée Kids“). Schon mal ganz abgesehen davon, dass die Kindermodels ihre Sache mit großem Vergnügen und gleichzeitig ernsthafter Hingabe verrichteten, verbreitete das großen Spaß und kam sehr überzeugend daher. Auch hier waren die Outfits locker und teilweise sogar bunt – eine wirklich gekonnte Mischung der oben beschriebenen Eleganz und altersgerechter Gestaltung, und zwar so wie Kinder das mögen und selbst Modernität verstehen. Es war jedenfalls offenkundig, dass sie das mochten, was sie da vorführten (mit einem Touch von launiger Coolness) – und die Erwachsenen auch.
Und dann noch eine Kollektion für Jugendliche, bei der die Designerin genauso deutlich den Bedürfnissen moderner Adoleszenten entsprechen konnte – schwarz, ledrig, tough aber lebendig und bequem. Für die Vorführung hatten sie sich dann auch eine eigene ballettartige Performance ausgedacht, die den Laufsteg gut aufmischte. Neben der Live-Jazz-Gesangsaufführung (Nova Miller, siehe erstes Bild) war diese Einlage eine wirklich gute Idee, die sonst eher eintönigen Catwalks neu zu beleben und den üblichen versteinerten Gesichtern der Modelle etwas Frisches entgegenzusetzen. Mit diesen beiden Sonderkollektionen hat Maisonnoée sehr einfühlsam und anspruchsvoll Marktlücken gefüllt.
Eine Schau also aus drei verschiedenen Segmenten eigener Zielrichtungen, die übergreifend ein Grundanspruch geschmackvoller Eleganz mit durchgehenden Stilmitteln verbindet und die im Einzelnen sehr markt- und generationsgerecht orientiert sind, ohne sich stilistisch verbiegen zu müssen. Es wäre auch schön, wenn das bis zu den Jugendlichen durchdringt, denn eine geschmacklich kultivierte Gestaltungsqualität wäre in europäischen Regionen doch mal eine wirklich nötige Alternative zu den groben US-Rapper-Vorlagen ….