Lueder – RUBEDO

Lueder – RUBEDO

Berlin Fashion Week SS2025 – Tempodrom

Bilder: Andreas Hofrichter

Text: Gerhard Paproth

 

Im Zuge der Post-Goth-Bewegungen hat Marie Lüder eine recht verschattete Kollektion vorgestellt, die letztlich das Gegenteil von dem repräsentierte, was sonst als exhibitionistische Tendenz in der aktuellen Modekultur ausgemacht werden kann. Weite, zum Teil ausladende Kleidung verbirgt den enthaltenen Körper und neutralisiert ihn geradezu.

Der Präsentationsort, eine intim erscheinende, runde Kleinarena, ist dunkel gehalten und mit düsteren Klängen atmosphärisch aufgefüllt. In der Manege bewegen sich die Modelle eher schleichend auch im Schummrigen und huschen nur für wenige knappe Sekunden in den einzigen Strahler, dass man das Gesamte Erscheinungsbild kurz komplett erfassen kann.

Diese Art des Auftrittes entspricht kongenial der modischen Ambition, die sich selbst sehr verschattet geriert. Natürlich stehen die hochgezogenen Kapuzen schon offensichtlich für die Hülle des Verschwindens des Menschen darin, aber die gedeckte Farbgebung, das zumeist weite Volumen und das etwas Grobe in Stoff, Oberfläche, Schnitt und Verarbeitung kreiieren die eigentliche Anmutung. Gleichwohl mangelt es nicht unbedingt an Dekorativem: es gibt Muster, geometrische Strukturierungen, Applikationen, Typospielereien und architektonische Experimente, die die Schlichtheit des Ganzen eher von innen heraus beleben und den Outfits eine individuelle Charakteristik verleihen. Das bedient den leicht adoleszenten Charakter des Versteckens, sich Schützens, Individualisierens und Hereinwachsens auf eine ästhetisch sehr überzeugende Weise und findet trotzdem zu einer starken Souveränität.

Andererseits gibt es, wie gesagt, auch die Gothic-Seite der Inspiration: Mönche, Ritter und mystischen Wesen, mittelalterliche und spätgotische Anmutungen, oberflächlich aus der Kostümgeschichte abgeleitet, bestimmen die Leitideen und setzen die Leidenschaft aus der Kindheit und Jugend der Designerin für jene tausendjährige, meist düster und schlicht vorgestellte Epoche fort. Assoziative Stichworte wie „Zauberkreis“ und „Alchemie“ spielen in diese Mittelalterklischees mit hinein und werten den ideellen Kosmos auf. Brüche mit der Moderne sind keine, beziehungsweise sollen keine sein: Selbst gewöhnliche T-Shirts, extrem weite Jeans, eine Basecap und kurze Männerhosen(-röcke) folgen diesem mythologisierenden Subtext genauso wie Fantasyprints, ja sogar Pumaschuhe werden eingebunden.

Insofern bedient und ästhetisiert die Kollektion nicht nur eine bestimmte Jugendszene sondern auch eine ihr eigene gesellschaftliche Befindlichkeit verschatteter Erscheinung und geheimnisvoller Evokation.

 

Lueder - RUBEDO

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