Paris Fashion Week – Spring/Summer 2019 – Prêt-À-Porter
Bilder und Text: Gerhard Paproth
2009 hat Lilia Litkovskaya ihr Label in Kiev gegründet, mittlerweile zählt es zu den bekanntesten der Ukraine. Ihre Arbeiten siedelt sie im Luxussegment an, gleichzeitig verleiht sie aber diversen Stücken zum Beispiel eine etwas raue und dekonstruktivistische Note.
Die aktuelle Kollektion ist ohnehin stilistisch nicht sehr geradlinig konzipiert, insgesamt zeigt sie eine Mischung von angedeuteter, zum Teil verspielter Spitzen-Romantik, hart-dekonstruktivistischen Zugriffen, klassischen Jacken und Röcken, verspielten Bändern und Rüschen, Offenem und Geschlossenem, Strengem und Lockerem, Komplexem und Schlichtem nebeneinander und nicht selten auch kombiniert. Neben zurückhaltenden Grau- und Beigetönen gibt es dann aber auch poppig kräftiges Blau und sehr oft bonbonhaftes Pink in verschiedensten Schnittvarianten.
Auch wenn einzelne Stücke durchaus attraktiv gemacht sind, schließt sich die ganze Kollektion nicht zu einer erkennbaren konzeptuellen Linie zusammen. Viele zeitgenössische Modetrends sind hier eingebracht, insofern werden auch viele aktuelle Geschmacksrichtungen angesprochen. Am besten ist Litkovskaya allerdings wohl da, wo sie auf klassisch zurückgenommene Stilmittel setzt, die sie dann eher behutsam zeitgeistig modifiziert und sinnlich aufeinander abstimmt oder wo sie nur einen besonderen Akzent hinzufügt, zum Beispiel bei Mänteln und Jacken. Da, wo zu viel Divergierendes gemixt wird, schafft die Designerin eher Irritationen als positive Spannungen, Einfälle konkurrieren anstatt zu einer reizvollen Synthese zu gelangen. Und da, wo eine improvisierende Note angestrebt ist, fehlt die genialisch-elegante Lässigkeit dafür.
Gleichwohl liegt Litkovskaya mit ihren Gestaltungen gut im allgemeinen modischen Trend, auch der Touch des Ostens schwingt oft als eigene ästhetische Qualität mit. Insofern wird es vielleicht spannend werden, wie das Design sich trotz langjähriger Erfahrung der Künstlerin noch stilistisch entwickelt und auf internationalem Terrain eigenständig etablieren kann. In der Avenue Montaigne war diese Schau schon mal an recht renommierter Adresse.