Berlin MBFW SS2019, E-Werk
Bilder: Andreas Hofrichter
Text: Gerhard Paproth
Zitronengelb ist schon die Farbe der Eintrittskarten, Reservierungen, Giftbags und der großen Laufsteg-Kulisse: Lena Hoschek denkt gesamtkonzeptionell und stets erfrischend. Tropische Flora und Fauna, Früchte und Bestiarium sind dieses Mal ihr Thema. Aus solchen optischen Signalen und Assoziationen entwickelt sie Prints in Kombination mit ihrem umfassenden Schnittknowhow in unzähligen Varianten. Nicht nur dank entsprechender Musikbegleitung stellt sich exotisches Feeling ein. Ihren sehr direkten Focus auf 50s-Lifestyle und Ästhetik hat die Designerin ohnehin seit einigen Saisons sehr gelockert, diese Leidenschaft schwingt nur noch lose mit. Auch der furiose Verve ihrer Anfangsperiode ist einer Mischung aus Solidität und Frische gewichen, wie auch ihre kommerziellen Anfangsexperimente von einem soliden Geschäftsmodell abgelöst wurden.
Gleichwohl, Witz und Esprit blitzen noch gelegentlich auf und man findet, abgesehen vom Thematischen, immer noch gute neue Einfälle, zum Beispiel bei den Accessoires. Auch die klassisch-bürgerlichen Kleidungsstücke aus dem konventionellen Gestaltungsfundus sind zwar noch ausreichend vertreten, fallen aber weniger unangenehm auf als früher. Stattdessen ist ihr wieder ein Potpurri der guten Laune gelungen mit sehr frischer und sommerlicher Farbgebung und reizvollen Mustern. Der Hang zu österreichischer Folklore erscheint deutlich gemäßigter als gewohnt und ist eigentlich nur noch im Hoschekschen Schnittkanon zu finden. Stattdessen zeigt sie auch Inspirationen aus Afrika, Südamerika und Spanien.
Wie so oft ist die neue Kollektion von Lena Hoschek geprägt von Lebensfreude und positiver Kreativität, farbenfroh und freundlich, und sogar die Modelle durften wieder mit charmantem Habitus auftreten – lachen, schäkern und tanzen. Letzteres hoffentlich ein Signal an viele andere Designer, bei denen gewohnheitsmäßig Blässe, Trockenheit und Distanziertheit die Regel des Modelhabitus sein sollen.