Laurin Schuler – Perspectiversial

Laurin Schuler – Perspectiversial

Berlin Fashion Week AW2025 – Reinbeckhallen Schönefeld

Text und Bilder: Gerhard Paproth

 

Wie zuvor schon einmal ausgeführt, ist das Berliner Clubleben die wohl wichtigste Inspiration dessen, was man als Berliner Modestyle bezeichnen könnte. Allerdings glaubt man manchmal, der eine oder andere Designer kommt aus dem Clubkeller gar nicht mehr ans Tageslicht. Diesen Eindruck hatte man jedenfalls bei der Schau des Newcomers Laurin Schuler: Man tritt ins Dunkel, man kommuniziert im Dunkeln und dann schließt sich eine Art Performance im Dunkeln unmittelbar an. Hie und da flackert für Sekundenbruchteile ein grellweißes LED-Licht auf, man nimmt diverse verhusche Gestalten wahr, die sich im Publikum aktiv bewegen, mit diffusen Kostümierungen und leicht vermummten Köpfen.

Gelegentlich wird ein rechteckiges, farbig gebatiktes oder bemaltes Gaze-Tuch vor den Körper gehaten, wie ein aufflackerndes Statement ohne Botschaft. Schließlich öffnet sich im herumstehenden Publikum dann doch noch eine Schneise als kurzer Runway für die Vorführung der dafür bestimmten Exponate, in einer plötzlich zugeschalteten Lichtlinie. Es läuft ein sehr schneller Durchgang in nur wenigen Minuten, dann ein längeres Standbild. Vermutlich ist Verwirrung gewollt, die dient aber wenig dem Erkenntnisgewinn. Man merkt nur, es geht wohl um das Diffuse.

Schon die Lueder-Schau der letzten Saison setzte auf Dunkelheit und schwaches Aufleuchten. Das war aber auch dem Gothic & Mittelalter – Touch geschuldet und machte daher noch entfernt Sinn. Jetzt kommen noch verschleierte Auftritte hinzu und entsprechende kulturelle Bezüge sind nicht erkennbar. Vielleicht die Sehnsucht zu Verschwinden im Erscheinen? Es bleibt rätselhaft.

2020 war Laurin Schuler erstmals in München bei einer Fashionveranstaltung vertreten, danach studierte er an der Kunsthochschule Weißensee in Berlin. Seine Modegestaltung auf der aktuellen Schau ist wesentlich geprägt von handgefärbter Gaze, flächig oder fleckig oder in Fetzen am Körper befestigt, manchmal mehrfach geschichtet. Laut eigener Auskunft benutzt Schuler die Gaze als Tüllschichten übereinander und schätzt den daraus resultierenden Moiré -Effekt als „das eigentliche Bild einer teilweise täuschenden Wahrnehmung“. Was Schnitte und Silhouetten betrifft, erkennt man wenig stilistische Prägnanz, vieles ist möglich, manches wird probiert, nicht Weniges erinnert an Studentenexperimente. Oft bestimmen Farbverläufe in gebrochenen Tönen die Kleidungsstücke, nur gelegentlich werden Formgestalten konkret. So setzt sich der Eindruck des Diffusen in der Wahrnehmung durch, im Anliegen, in den Ergebnissen und letztlich auch in der Präsentation.