Freiburg Fashion and Food Festival 2023, Augustinermuseum
Text & Bilder. Boris Marberg
Im Rahmen der Veranstaltungsserie „Fashion and Food Festival“ in Freiburg konnte die Designerin Kim Schimpfle am 29.9.2023 ihre Kreationen im Rahmen einer Präsentation im Augustinermuseum dem interessierten Publikum vorstellen.
Schön aufgearbeitet wird das Thema Schwarzwald und Trachtenmode momentan und bis zum 24. März 2024 in der Ausstellung „Wilhelm Hasemann und die Erfindung des Schwarzwalds“. Diese Ausstellung hat einen idealen Rahmen und eine gute Plattform für die Präsentation der Mode von Kim Schimpfle geboten, und diese Kooperation wurde erfreulicherweise vom Publikum angenommen und hat die Gesamtveranstaltung „Fashion and Food Festival“ bereichert.
Seit mehr als 20 Jahren arbeitet die Modedesignerin Kim Schimpfle in Freiburg mit Atelier und Ladengeschäft. Spezialisiert hat sie sich dabei auf zeitgenössische Interpretationen von Trachten und Dirndl mit regionalem Bezug. Das Ganze firmiert unter dem Label Schwarzwald Couture. Seit einigen Jahren schon erfahren Trachten und Dirndl vermehrt Aufmerksamkeit und Nachfrage. Gerade in diesen Tagen sieht man landauf und landab Damen und Herren in entsprechender Aufmachung, überwiegend in der Nähe von Biergärten und Festwiesen. Die Nachfrage nach dieser Kleidung ist aber nicht nur dem herbstlichen Bedürfnis nach „Oktoberfesten“ geschuldet, sondern auch einer schleichenden Idealisierung ländlichen Lebens als Kontrastentwurf zum Hyperurbanen. Mit Wohnaccessoires und Gemütlichkeit soll das Bedürfnis nach Naturverbundenheit zum Ausdruck gebracht werden. Dies spiegelt sich in Zeitschriften wider, die das regional Ländliche als Kulturraum thematisieren und inhaltlich bedienen und den entsprechenden Lifestyle artikulieren. Bekannt sind zum Beispiel die überregionale „Landliebe“, die „Servus“ und das Magazin „Mein Schwarzwald“ oder „#heimat“. Auch in der Mode hat dieser Trend Einzug gefunden und wird oft unter dem Titel Landhausstil geführt.
Gerade in Bezug auf den Schwarzwald spielen auch der Tourismus und die Idealisierung der entsprechenden Bilder- und Ideenwelten eine wichtige Rolle – und es sind nicht nur die typischen Souvenirs wie eine Kuckucksuhr oder ein Bollenhut, die nachgefragt werden – denn mit dem Schwarzwald wird ein Lebensgefühl verbunden.
Es ist selbstredend nicht von heute auf morgen passiert, dass der Schwarzwald als Thema weltweit Fuß gefasst hat. Dem muss mehr als ein Jahrhundert Vorlauf attestiert werden. Mirja Straub, Kuratorin am Augustiner Museum, hat dabei an Werken und dem künstlerischen Wirken von Wilhelm Hasemann analysiert, dass bereits seinerzeit ähnliche Mechanismen der Themen- und Trendsetzung gewirkt haben, wie wir sie zeitgenössisch in den aktuellen digitalen „sozialen Medien“ sehen und von deren Protagonisten und Multiplikatoren kennen. „Influencer“ und „Content Creators“ gäbe es demnach schon im ausgehenden 19. Jahrhundert.
Die Motive von Wilhelm Hasemann und seinen Kollegen aus der Gutacher Künstlerkolonie haben viel dazu beigetragen, den Schwarzwald und seine Trachtenmode und deren idyllische Motive bekannt zu machen. Auch seine Post- und Ansichtskarten hatten hierbei sicher dazu beigetragen und hatten seinerzeit die Funktion dessen, was heute „Postings auf Instagram oder Facebook“ kommunikativ sind. Bilder und Inhalte werden weitergetragen und verfestigen sich in der visuellen und emotionalen Wahrnehmung.
Solche idyllischen Motive finden sich auch auf den Textildrucken, Applikationen und Stickereien bei den Entwürfen von Kim Schimpfle wieder. Die Basis der aktuellen Kreationen ist dabei stylisches Schwarz, welches mit Akzenten aufgebrochen wird. Knallbunte Bommel und schimmernde Drucke und Paillettenapplikationen kontrastieren. Gerade ein Bommelhut in Regenbogenfarben passt gut als „woke“ Aussage in Bezug auf die eigene gesellschaftliche Verortung – hat aber auch schon im Ländle für Kontroversen gesorgt (Stichwort CSD und ANTIFA). Klassisch Rot steht eigentlich für die Unverheiratete, schwarze Bommel für die Hutträgerin, die unter die Haube gekommen ist. Fein sind Details wie Gürtel mit dem Schriftzug Schwarzwald und Lackstiefel heben das schwarze Dirndl in einen modernen Kontext mit Sexiness und selbstbewusster Ausstrahlung.
Auch bei vielen tradierten Trachten des Schwarzwaldes ist Schwarz oft die Basis und wird nur mit weißen Blusen bei den Damen, oder weißen Hemden bei den Herren aufgebrochen und mit roten Akzenten bei Applikationen pointiert. Die Silhouetten bei den Entwürfen von Kim Schimpfle sind durchgängig in A-Form – kurz, oder lang und spielen mit den Volumen. Hier wird oft geschichtet. Die Hüte und anderer Kopfschmuck sind ein Pflichtprogramm, welches durch Accessoires mit Motivtaschen abgerundet wird. Passendes an Kissen findet sich dann zudem noch im Atelier der Designerin.