Julia Starp – Fairy Tales

Julia Starp – Fairy Tales

Potsdam Now, Januar 2015 – Schinkelhalle

Bilder: Boris Marberg

Text: Gerhard Paproth

Wer noch ungebrochene Fantasie, Detailverliebtheit und raffinierte Verarbeitung in der Modewelt liebt, lässt sich eine Schau von Julia Starp nicht entgehen. Auch weil die hochwertigen kostümbildnerischen Kunstwerke nicht unbedingt alltagstauglich auftreten, bedient die Modedesignerin auch den Anspruch des „Tragbaren“ explizit mit einem eigenen Schauabschnitt, der dem „Versponnenen“ Teil vorangestellt wurde und zeigt, dass der gute Geschmack und Pfiff auch im eher schlicht angelegten begeistern können.

Gutes Beispiel ist dafür schon der Auftakt mit einem atemberaubenden roten Damenmantel, tailliert und schwarz gegürtet und, eher ungewöhnlich, mit einem Reißverschluss zu schließen, was zu einem sehr attraktiven und zugleich praktischen Revers bzw. Kragen führt. Sexy Winterkleidung ist eine gestalterische Herausforderung, wenn sie zugleich praktisch und unaufdringlich elegant erscheinen soll. Diesem hinreißenden Stück folgen ebenso aparte Jacken und Kleider, immer schick geschnitten und mit dezenten, aber wirkungsvollen Farbakzenten. Auch die Herrenkleidung verzichtet auf die üblichen Albernheiten und Adoleszenzgeschmack und kann stattdessen eine recht geschickte Kombination von Eleganz und Sportlichkeit anbieten. Dieser Teil der Kollektion ist überaus tragbar im Alltag und man fällt sicher sehr angenehm damit auf.

Den zweiten Abschnitt der Schau leitet ein kleiner Film über den handwerklichen Aufwand der Ausführungen ein, der gut einstimmt auf das Wunderbare, das folgt. Märchenkleider in aufwändig veredelter Reinkultur, denn die Sorgfalt der Verarbeitung und die Ausdifferenzierungen in den Details  machen die fantastischen Stücke wertvoll und edel. Dabei sind die Bezüge zu bestimmten Märchen klug und liebevoll interpretiert und umgesetzt – aufwändig, zart und nicht zuletzt sehr sexy. Hinreißend!

Unterm Strich ist aber der Gegensatz von Tragbar und Versponnen nicht ganz haltbar. Nicht alles, aber so einiges aus der Märchenkollektion erweist sich bei aufmerksamer Betrachtung durchaus als alltags- bzw. festtauglich, auch wenn einiges ob der Exzentrik vielleicht etwas Mut abverlangen würde. Ich würde jedenfalls auf die Knie gehen, wenn eines der Stücke mir einmal bei Gelegenheit begegnen würde.

 

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