John Rocha SS12
Text & Bilder: Boris Marberg
Die kommende Kollektion von John Rocha für den Sommer und das Frühjahr 2012 ist eines der absoluten Highlights der kommenden Saison. Dies gilt sowohl in Bezug auf die künstlerische Ausprägung, wie auch auf die konzeptionelle Umsetzung von Design. Wenn man Modedesign auf den Begriff Design reduziert und sich der Mengenlehre annimmt und das auf die Branche übertragt, so entstehen mehrer Themenkreise mit unterschiedlichsten Schnittmengen. Da ist zum einen Bekleidung, also die Urfunktion dessen, was wir am Körper tragen. Dem gegenüber steht die Kunst, das was wir, oder entsprechend der Künstler mit seinem Schaffen ausdrücken will und das was die Rezipienten wahrnehmen und auch an Emotionalität mit dem Werk verbinden. Wenn Design, je nach Definitionsmaxime, an der Schnittstelle von Funktionalität und künstlerischer Ausdruckskraft steht, also die entsprechende Schnittmenge in Abgrenzung von reiner Bekleidung zu Kunstwerken, dann wird es sehr schwierig Mode an sich zu definieren. Und noch schwieriger wird es dann die Kollektion, welche John Rocha in London präsentiert hat zu verorten.
Ganz offensichtlich handelt es sich bei den Kreationen von John Rocha um Kunst und die Ausprägung dessen, was er uns, nicht nur mit dieser Kollektion, als Kreativer zu sagen hat. Allerdings, wenn man die einzelnen Looks isoliert betrachtet und alles weglässt, was überseigertes Geschmücke ist, so bleibt eine ausgesprochen ästhetische Funktionalität und Tragbarkeit. Jedes einzelne Kollektionsteil ist für sich betrachtet tragbar und überzeugt sowohl im Prunk, den Rocha vermitteln kann, als auch in der Reduziertheit anderer Kreationen, die sich nahtlos in die Linie einbinden und zu einem Gesamtwerk werden. Wie auch in den vorangegangenen Kollektionen, zB John Rocha AW11 bleibt er seiner Linie und seiner Basisfarbpalette weitestgehend treu. Gleiches gilt auch für sein geschicktes Spiel mit Oberflächenstrukturen, Silhouetten und Volumen. Dabei zeigt sich, dass es ihm immer wieder gelingt, auch wenn er seiner Handschrift treu bleibt, Neues, Interessantes und Ansprechendes zu schaffen. Bei der neuen Kollektion stechen insbesondere feminine, mädchenhafte und verspielte Kleider in A-Form auf, mit üppigem Volumen und einer gewissen Steifheit in der Form, ohne zu fest und einengend zu wirken. Vor allem die Oberflächen machen in ihrer Vielgliedrigkeit und in den feinen Strukturierung einen eleganten, üppigen und edlen Charakter aus. Dem stehen enge, figurbetonte geradlinige Kleider und Hosenkombinationen gegenüber, die sowohl tauglich für den Abendanlass, als auch für das Geschäftsleben, den gehobenen Alltag sind. Reduktion, bis auf das wesentliche, in Kombination mit geschickten Schichtungen, Asymmetrien und Transparenz, zeichnen diesen Gegepol aus. Als Fazit und Reflektion kann man sicher festhalten, dass die Kollektion Modedesign par exellence ist!