40. Festival de Mode, de Photographie et d‘Accessoires de Mode, Hyères, Oktober 2025
Text und Bilder: Gerhard Paproth
Es ist ein wesentlicher Aspekt des Wettbewerbs der jungen Designer und Designerinnen, ihre Arbeit dem interessierten Publikum selbst anhand ihrer Kollektion vorzustellen und zu erklären. Man kann die Beispiele von Nahem betrachten, befühlen und besprechen, hier wird quasi die Brücke geschlagen zwischen dem Anliegen der jungen Gestalter und dem interessierten Publikum, sei es den Profis oder den Konsumenten. Das ist eine wichtige Einrichtung des Festivals, identifikationsstiftend und erkenntnisgerichtet zugleich, der Ort, wo die Nähe zur Kunst und Kreativität auch grundlegend kulturstiftend ist. Bevor sie dann der Exklusivität und dem luxuriösen Showbusiness geopfert wird: schon im Folgejahr bekommt der Gewinner des Wettbewerbs eine offizielle Schau in der Pariser Fashionweek gesponsert, und da ist es dann vorbei mit der Bodenhaftung des kreativen Tuns. Dieser Veranstaltungsteil ist darum sehr beliebt beim interessierten Publikum und bei den Profis, die hier kaufen, Kontakte knüpfen und Qualitäten begutachten – entsprechend voll ist die auf gedrängtem Raum stattfindende Präsentation immer. Mit dem Ortswechsel dieses Jahr hat sich daran nichts geändert, aber der kann schon auch als Zeichen eines veränderten Focus‘ des Festivals verstanden werden.
Der ehemalige Swimmingpool ganz oben in der Villa, mit Bodenplatten abgedeckt, war die vergangenen Jahre stets der Ort, wo ein bekannter Modedesigner bzw. ein großes Modelabel sich in Form von einer Rückschau, einer aufwändigen künstlerischen Installation oder eines elaborierten luxus-handwerklichen Statements präsentieren durfte. Das gab dem Festival jeweils einen Touch des Hochwertigen und zugleich Künstlerischen im schnellen Modegetriebe, einen Ankerpunkt des kulturellen Selbstverständnisses, das über allem stehen sollte und das das Klassische mit dem Modernen schlüssig verknüpfte. Symbolisch verstanden: die (französische) Hochkultur on the Top. Währenddessen präsentierten die Wettbewerbsaspiranten ihre jungen, zukunftsweisenden Entwürfe in einem großen Zelt neben der Villa, bevor sie sie auf dem Laufsteg am Abend dem breiten Publikum vorführten. Dieses Jahr, im Zuge der Neuausrichtung des Festivals, zeigen sie ihre Kollektionen und erklären und diskutieren sie ihre Arbeit und ihre gedanklichen Leitbilder nun hier oben.

Und wie stets, sind die gestalterischen Ansätze so verschieden wie nur irgendwas, einheitliche Standpunkte sind, jenseits der inzwischen selbstverständlichen Nachhaltigkeit, kaum zu finden. Witzige Originalität, romantisierende Nostalgie und pragmatischer Streetstyle beziehungsweise casual Businesslook stehen gleichberechtigt nebeneinander und demonstrieren eine Pluralität, die unseren freien Zeitgeist in alle Richtungen auslotet. Dabei bildet, beispielsweise im Gegensatz zur Berliner Blase, die ästhetische Grundlage von Modegestaltung noch immer den leitenden Focus und nicht die Bedeutung oder Botschaften mit ihren symbolischen Codes, ganz ohne zwanghafte Ausrichtungen. Auch nationale Orientierungen sind höchstens schwach ausgebildet und spielen im Kontext nur inspirative Rollen. Hochwertige Schneiderkunst wird vorausgesetzt – da ist das gute Handwerk der französischen Haute Coutre noch immer ein entscheidendes Kriterium und wird bei den Jurys durch nichts anderes abgelöst.
Wir stellen die zentralen Exponate der Wettbewerber hier vor, denn sie wirken anders als auf dem Laufsteg, die Schau zeigen wir dann eigenständig. Und wie jedes Jahr präsentieren, nebenan, auch die Preisträger des Vorjahres ihre neuen Kreationen.
NOAH ALMONTE – Replicants (Prix Supima)
Collection femme
Schweiz


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LAYLA AL TAWAYA – Perfected Perfecto (Prix L’Atelier des Matières)
Collection homme
Polen – Palestina



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LUCAS EMILIO BRUNNER – À Bout de Souffle (Grand Prix du Jury Mode)
Collection unisexe
Schweiz – Chile


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IDALIINA FRIMAN – Lotta
Collection femme
Finnland


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XINYI HE – I Can Fly
Collection femme
China

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SOFIA HERMENS FERNANDEZ – Semiotics of Girlhood
Collection femme
Deutschland – Spanien


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ADRIEN MICHEL – Outdoors Encounters (Prix le19M des Métiers d’art)
Collection homme
Frankreich



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DENNIS SANDERS – The Standard Man
Collection hommeDeutschland


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VANESSA SCHREINER – used to be
Collection femme
Österreich

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YOUSSEF ZOGHEIB – Gravesend (Prix du public de la ville d’Hyères)
Collection homme
Libanon


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