Hyères 40 – Les Défilés 2

Hyères 40 – Les Défilés 2

40. Festival de Mode, de Photographie et d‘Accessoires de Mode, Hyères, Oktober 2025

Défilé für den Prix Ateliers Matières und für den Preisträger 2024 Dolev Elron

Text und Bilder: Gerhard Paproth

 

Speziell für den Prix L’Atelier des Matières entwerfen die zehn Kandidaten des Modewettbewerbes ein zusätzliches Outfit. Wie man angesichts der diesjährigen Preisvergabe (im Wert von 10.000 Euro) erkennen kann, geht es nicht zwingend um alternative nachhaltige Materialien allein sondern kann auch auf die Aura um das jeweilige Material zielen, das symbolisch besetzt sein kann wie in diesem Beispiel Leder für Bikerjacken.

Wie bereits berichtet, geht es in den aktuellen Modeentwürfen der Wettbewerber um Geschlechterzuordnungen und ästhetische Zuschreibungen. Auch bei dem Wettbewerb um den Prix Ateliers Matières finden sich diese Leitinteressen wieder. Gewonnen hat den Preis Layla Al Tawaya mit einem ungewöhnlichen Kostüm für Männer mit (Biker-)Jacke und Rock. Dabei ist die Jacke wie weicher Stoff verspielt gerafft und ein Kragen ist aus weichem Tüll angesetzt, während der Rock wie ein Tütü aus Leder gefertigt ist, indem unten ein sehr breiter Saum aus Rüschen angesetzt ist.  So ist die Jacke weich und fließend, während das Tütü eine schwerere, eckige Form annimmt. Zusammengenommen sollen diese Umkehrungen von Materialien und Silhouetten dazu anregen, traditionelle Geschlechterkonstruktionen in Frage zu stellen, und schlagen, quasi als modephilosophischen Gedanken, eine neue Perspektive auf die Grenzen oder vielleicht auf neue Aussichten des Männer-Stylings vor.

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Nicht ganz so philosophisch geriert sich die Schau von Dolev Elron, dem Hauptpreisträger des Vorjahres. Üblicherweise soll die Folgeschau zeigen, inwieweit der Preisträger nun mit professionellen Möglichkeiten und Anbindungen den Ansatz über das Jahr weiterentwickelt hat und vielleicht auch auf den realen Markt hin ausrichten konnte. Das gelingt, trotz der idealen Arbeitskonstellation, den gekürten Jungstars allerdings nicht immer, zumindestens nicht immer überzeugend. Manche ziehen es vor, ihre Ausbildung erst abzuschließen (Christoph Rumpf) oder ihre Materialexperimente frei fortzusetzen (Vanessa Schindler), andere schaffen umgehend den Erfolgs-Sprung in die Industrie (Rushemy Botter und Lisi Herrebrugh). Dolev Elron hatte im letzten Jahr seine Kollektion aus Modifikationen von klassischen Kleidungsformen mit dem Pc durch Verzerrung und Verflüssigung mit Photoshop erzielt und damit nicht nur originelle Verschiebungen erreicht sondern auch weicher fließende Formen, darunter besonders eine bogenförmige. Dieses Verfahren hat er nun weiter genutzt aber, soweit wir erkennen können, wenig konstruktiv ausgebaut. Wir sehen mehr oder weniger in elf Outfits ähnliche Varianten des Gesehenen mit Jeansjacken, -Hosen und Mänteln, lediglich eine schiefe Herrenunterhose fügt sich als Gag in die gezeigte neue Kollektion. In dezentem Grau in Kombination mit einem Blouson soll sie nun in der alltäglichen Öffentlichkeit erscheinen – immerhin ein innovativer Gedanke für Herrenkleidung (mit langen Versionen kennen wir das allerdings schon). Aber vielleicht haben wir unterschätzend übersehen, dass auch damit ein Zeichen für die Relativität geschlechtlicher Fixierungen in der Mode gesetzt werden soll.

 

Défilé für den Prix Ateliers Matières:

NOAH ALMONTE:

LAYLA AL TAWAYA (Prix Ateliers Matières):

LUCAS EMILIO BRUNNER:

IDALIINA FRIMAN:

XINYI HE:

SOFIA HERMENS FERNANDEZ:

ADRIEN MICHEL:

DENNIS SANDERS:

VANESSA SCHREINER:

YOUSSEF ZOGHEIB:

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Défilé Dolev Elron, Grand Prix de la Mode der Jury 2024

mit Unterstützung von Le19m: