HYÈRES 38 – Showroom der Wettbewerber

HYÈRES 38 – Showroom der Wettbewerber

38. Festival de Mode, de Photographie et d‘Accessoires de Mode, Hyères, Oktober 2023

Bilder und Text: Gerhard Paproth *

 

Man sieht das nicht auf den ersten Blick, aber das diesjährige Festival läutet wohl eine Wende der Generationen ein. Jetzt trifft man auf die Jungdesigner, die in den Anfängen der sozialen Medien geboren wurden, die Gesprächsleitung der Jury war genauso jung und quasi aus dem eigenem Kreis – genauso spontan und manchmal chaotisch sollen die Gespräche gewesen sein. Modegeschichte und ihre Größen waren auf diesem Festival nicht mehr zu sehen und die Grundlagen des Modeverständnisses im Sinne der Nachhaltigkeit mischten das ideelle Gefüge insgesamt neu auf.

Doch die bewährte Organisationsstruktur war gleich und dazu gehört, dass die zehn Kandidaten für die Mode-Preise zwischen den beiden Modeschauen am Freitag und am Samstag für ein paar Stunden ihre Sachen aus der Nähe in einem recht engen Pop-Up-Show-Room (Zelt) der Öffentlichkeit und der Presse vorführen. Das Interesse ist groß und das Gedränge dicht und so wird es schwierig, Fotos zu machen oder gar Gespräche mit den Designern zu führen, obwohl genau das der Sinn der Veranstaltung ist. Andererseits ist die Stimmung blendend, die Tuchfühlung sympathisch und alle Designer sind nicht nur froh, dabei sein zu dürfen, sondern auch optimistisch. Sie alle befinden sich an einem Punkt nach der Ausbildung und vor der Karriere, immer aufgeschlossen und auskunftsbereit, einerseits stolz und selbstbewußt, andererseits gelegentlich etwas befangen: kenntnisreich und interessant aber noch nicht abgeklärt professionell.

Die modischen Ansätze sind wie gewohnt sehr verschieden und nicht selten ist es überraschend, aus welcher Ausgangsidee die Teile entstanden sind. So erfährt man zum Beispiel, dass Igor Dieryks Kollektion der Glamour der Grand-Hotel-Ära zugrunde liegt, wobei er die Regeln und Symbolik von Uniformen untersucht und wie diese die Beziehung des Trägers zur Welt verändern, die zwischenmenschliche Distanz, und von „Ebenen von Bedeutung“. Ausgangspunkt sind reale Erfahrungen, denn Dieryck arbeitete jahrelang an der Rezeption eines Hotels, während er gleichzeitig sein Modestudium an der Königlichen Akademie der Schönen Künste in Antwerpen abschloss. Die Ergebnisse sah man allerdings nur auf der Stange und der Schau am nächsten Tag: Eine Glocke aus einer korsettierten rosa Pagenjacke wurde geöffnet, um eine Hose mit extrem hoher Taille freizulegen, eine surreale „Platten“-Tasche wurde mit einem langen weißen Handschuh verbunden und ein von Streetwear inspirierter, chartreusegrüner Parka wurde neu geformt. Die entstandenen Stufen sind mit Schleifen zierlich zusammengebunden und an der Kapuze, den Schultern und den Ärmeln mit Pailletten im Farbverlauf als Glamourspur übersät.

Vergleichbare Beispiele wie dieses können fast alle Kandidaten erzählen und praktisch würde man viele Stunden und Ruhe und Freiraum brauchen, um alle spannenden Geschichten hinter den Kreationen zu erkunden. Diese Geschichten und ihre anschließenden Experimente bewegen sich in dem Abschnitt zwischen Ausbildung und Berufsengagement und die Ergebnisse, die wir hier sehen, reflektieren noch diesen wunderbaren künstlerischen Freiraum, der mit den erlernten Kompetenzen bestens genutzt wird.

Natürlich wird auch eine Gestaltungsorientierung vorgeführt, die vielversprechend ist, im handwerklichen Sinne, im Gespür für Wirkungen und im Umgang mit Materialien. Und im zeitgeistigen Ausdruck. Darum sind sie hier, dafür werden die Preise ausgelobt, das sucht die Industrie zu vereinnahmen.
Wir fragten Jenny Hytönen, Gewinnerin im letzten Jahr und nun mit ihren seitdem entstandenen Arbeiten in Kooperation mit großen Häusern zu sehen, wie das Jahr der Unterstützung für sie lief. Sie erzählte von einer gewissen Naivität am Anfang und der völlig neuen Arbeitskonstellation danach, vom Erlernen des Profitums, vom Gefühl eines gewissen, sehr schnellen “Erwachsenwerdens” und einer neuen Vorstellung von der Offenheit, die vor ihr liegt. Allerdings erklärte sie auch, und das belegen die Arbeiten, erst mal so weitermachen zu wollen wie bislang. Das gibt jedenfalls zu denken.

Klar ist: dieses kreative Übergangsstadium ist wohl das faszinierendste.

 

Igor Dieryck (Belgien): Yessir, Unisex Kollektion:

*Grand Prix du Jury Première Vision
*Prix le19M des Métiers d’Art (Lemarié)
*Prix du public  – Ville de Hyères

HYÈRES 38 - Showroom der Wettbewerber

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Petra Fagerstrom (Schweden): Lesage:

*Prix de la collection éco responsable Mercedes Benz
*Prix Atelier des matières

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Tiago Bessa (Portugal): Damen Kollektion:

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Bo Kwon Min (Südkorea): Damenkollektion:

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Norman Mabire-Larguier (Frankreich): Herrenkollektion

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Jung-Eun Lee (Südkorea): You Wear the Most Beautiful Animal in the World, Herrenkollektion:

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Leevi Ikäheimo (Finnland): Herrenkollektion:

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Fengyuan Dai (Frankreich): Unisexkollektion:

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Alec Bizby (Großbritannien): Herrenkollektion:

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Marc Sanz Pey (Spanien): Herrenkollektion:

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Jenny Hytönen (Finnland):

*Grand Prix du Jury Première Vision +*Prix du public – Ville de Hyères 2022

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  • Die beiden oberen Fotos zu Petra Fagerström sind Werbebilder (Postkarten) von der Villa Noailles.