38. Festival de Mode, de Photographie et d‘Accessoires de Mode, Hyères, Oktober 2023
Défilé für den Grand Prix du Jury Première Vision, Prix du public, Prix de la collection éco responsable Mercedes Benz, Prix le19M
Bilder und Text: Gerhard Paproth
Das Hyères Festival, das am Sonntag, dem 15. Oktober, endete, krönte den Belgier Igor Dieryck und die Schwedin Petra Fagerstrom. Zusammen gewannen sie die fünf Preise des Modewettbewerbs mit „Konzept“-Kollektionen, die vermutlich leicht zu verkaufen sind. Unter den anderen Finalisten hätten auch mehrere Schöpfer, die sich entweder gestalterisch faszinierender oder viel stärker für einen ökologisch nachhaltigen Ansatz einsetzen, eine Auszeichnung verdient. Echtes technisches Know-how, das von gründlicher Materialforschung bis hin zu großer handwerklicher Beherrschung reicht, führten zum Beispiel Alec Bizby, Jung Eun Lee und Fengyuan Dai vor. Und die gestalterische Rasanz zum Beispiel von Tiago Bessa oder Fengyuan Dai wurde dieses Mal weniger gewürdigt, als solche mit Preisen und “Mentions” die letzten Jahre ausgezeichnet wurden. Außerdem wird eben auch deutlich, dass die Nachhaltigkeit, die in Hyères ja eigentlich mehr als zuvor im Raum stand, am Ende wohl doch nicht alles ist, was attraktive Mode bestimmt. So bleiben die Entscheidungen ein wenig rätselhaft, denn den Preisverleihungen werden keine Argumentation oder wesentliche Aspekte davon hinzugefügt. Klar ist andererseits, dass, wenn zwei oder drei wichtige Preise auf dieselbe Kollektion fallen, darunter auch der Publikumspreis, ein entscheidenden Sympathiefaktor vorhanden war. Sei es das Assoziative der erzählten Story, der Charme der Präsentation oder gestalterischer Nerv.
Am Rande und allgemein zu den Schauen bemerkt: Was bei aller barocken Pracht vieler Erscheinungsbilder auch unmittelbar auffällt, ist der durchweg prollige Gang der Modelle auf dem Laufsteg (außer bei Tiago Bessa). Die watschelnde Fortbewegung ist dem immer breiter und platter werdenden Schuhwerk geschuldet, das keine Bewegungseleganz mehr zuläßt. Das läßt Schlimmes befürchten. Ansonsten konnten wir eigentlich keine nennenswerten ästhetisch prägenden Trends ausmachen, die sich dann irgendwie in den Preisnominierungen spiegeln. Wieder viel Schwarz und materielle Aufrüstung, aber das kann Zufall sein.
Neben dem Preisgeld von 20.000 Euro erhielt Igor Dieryck gleich zwei Kooperationen mit der Abteilung Métiers d’Art von Chanel. In der Zwischenzeit wird Dieryck zwei Capsule-Kollektionen herausbringen, eine mit Galeries Lafayette zum Thema Inklusion und eine weitere mit dem Label Icicle, die im nächsten Frühjahr in die Läden kommt. Eine Förderung, die sich sehen lassen kann.
Die schwedische Designerin Petra Fagerstrom war ebenfalls eine große Gewinnerin. Sie erhielt zwei Öko-Preise. Ein zartes, plissiertes Kleid aus altem Fallschirmstoff (Prinzip der Kreislaufwirtschaft) wurde mit dem Mercedes-Benz-Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet, während ausrangiertes Leder aus dem Atelier des Matières ein zweites Leben in Form einer Fliegerjacke und eines plissierten Rocks fand. Plissé ist nach wie vor ein besonders faszinierendes Gestaltungsmittel mit aufwändigem Herstellungsverfahren, die Schau zeigte Hemden, Kleider und Hosenanzüge, die mit Bildern bedruckt sind, die sich in der Bewegung verändern, “um die Träume der Trägerin zu enthüllen”, so die Designerin. Sie plante schon vorher, im Frühjahr ihre eigene Linie zu lancieren, die Teil eines Fünf-Jahres-Nachwuchsprogramms mit dem Swedish Fashion Council ist.
Über die Preise darf man aber eines nicht vergessen: die Scouts der Industrie sind die drei Tage auf dem Festival intensiv unterwegs. Alle Wettbewerber knüpfen schon im Vorfeld der Schau viele wichtige Kontakte und kehren, selbst wenn sie keinen Preis erringen, mit sehr guten Kontakten nach Hause zurück. Die Teilnahme an sich, mit der renommierten Präsentation, ist schon die entscheidende Auszeichnung und wirksame Förderung.
Igor Dieryck (Belgien): Yessir, Unisex Kollektion:
*Grand Prix du Jury Première Vision
*Prix le19M des Métiers d’Art
*Prix du public – Ville de Hyères
Petra Fagerstrom (Schweden):
*Prix de la collection éco responsable Mercedes Benz
*Prix Atelier des matières
Tiago Bessa (Portugal): Damen Kollektion:
Bo Kwon Min (Südkorea): Damenkollektion
Norman Mabire-Larguier (Frankreich): Herrenkollektion
Jung-Eun Lee (Südkorea): You Wear the Most Beautiful Animal in the World, Herrenkollektion:
Leevi Ikäheimo (Finnland): Herrenkollektion:
Fengyuan Dai (Frankreich): Unisexkollektion:
Alec Bizby (Großbritannien): Herrenkollektion:
Marc Sanz Pey (Spanien): Herrenkollektion:
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