Ein scheues „Okapi“ zeigt sich stilbewusst.
Text: Bea Twenning
Bilder: Andreas Hofrichter
Guido Maria Kretschmer ist nicht nur einer der bekanntesten und erfolgreichsten Designer der heutigen Zeit, auch wir von Modacycle freuen uns jede Saison erneut, wenn der Großmeister der Mode wieder zeigt, was in ihm steckt. Auch dieser Donnerstagabend, der des 17. Januar, gehörte wieder ihm – wie in jeder Saison. Prominente und Kretschmer-Fans sammelten sich in Scharen und man konnte die Vorfreunde, auf die sagenumworbene Show, förmlich in ihren Gesichtern ablesen. Wenn der Name „Guido Maria Kretschmer“ fällt, ist das positive Raunen in den Menschenmengen kaum zu überhören. Für viele ist er mittlerweile der „deutsche Valentino“.
Geboren 1965 in Münster und stets angetan von der Vielfältigkeit der Mode, begann Kretschmer seine Karriere zunächst als Corporate Fashion Designer und mit erst 22 Jahren gründete er damals sein Unternehmen „GMK by Pepper“, mit Hauptsitz in Mallorca, wo Kretschmer noch heute Zuhause ist. 2004 erfüllte Guido Maria sich schließlich einen Traum: Sein heute sagenumwobenes Modelabel „Guido Maria Kretschmer Couture“, mit der er uns Saison für Saison auf eine Reise aus edlen Materialien, glamourösen Kleidern und weiblicher Eleganz entführt. So auch dieses Mal. „Okapi“ so lautet Kretschmers neustes Mode-Clou. „Okapi?“, werden sich vermutlich viele von uns fragen. Das Okapi ist ein in Afrika beheimatetes zebragroßes Tier, welches aus der Antilopenfamilie stammt. Facettenreiche und individuelle Fellzeichnung, sowie der lange Hals zeichnen das Tier aus und inspirierten Kretschmer zu seiner neuen Kollektion. Das Fell des Okapis ist kastanienbraun, wobei seine Beine zebraartig gestreift sind.
Zu afrikanischen Klängen schritten die Models mit eleganten, aufgetürmten Afroköpfen und einem hinreißenden gold-glitzernden Augen-Make-Up über den Catwalk. Allein die wundervollen, sanften Klavierklänge waren so hinreißend passend zu den Roben, dass man sich insgeheim wünschte, dass die Präsentation Kretschmers nie enden würde. Mitgerissen durch die Schönheit Afrikas, war jede einzelne Robe ein spektakuläres Highlight für sich. Rotbraune elegante Mäntel, teilweise mit Pelzbesatz, die mit Strumpfhosen im Zebralook und bronzefarbenen Handtaschen und Clutches kombiniert wurden. Aber auch viele graue bis schwarze Töne schlichen sich in die Kollektion. Der Mix aus fließender Seide und kontrastreichen Stoffen aus Wolle, Leder, Pfaufedern und Jaquard und die fantastische Farbgebung ließen immer wieder das Gefühl der afrikanischen Steppe aufkommen. Besonders wichtig war es Kretschmer, dass sich Afrika und seine tierischen Bewohner in seiner Kollektion widerspiegeln, jedoch nicht in Form des altbekannten und mittlerweile unspektakulären Animal-Prints, sondern vielmehr ging es um die Farblichkeiten. Die Schnittführung des Designers ist genauso abwechslungsreich, wie seine Farbpalette: Geradlinig, aber auch asymmetrisch, mal wild am Körper drapiert, mal ganz feminin taillenbetont – dabei immer raffiniert verspielt. Schillernd trifft auf matt, knielange Kleider treffen auf bodenlange Roben, seidige mädchenhafte Blusen, bis hin zu hautengen oder weit geschnittene Hosen.
Besonders atemberaubend aber war das letzte Kleid, eine bodenlange, komplett mit silbernen Pailletten besetzte Abendrobe mit einer langen Schleppe, der man sprachlos hinterher sah. Ein Raunen ging durch die Menge, als das Model in einem eleganten, silbernen Kleid den Laufsteg betrat, schnell gefolgt vom tobenden Beifall. Ich muss gestehen, dass selbst mir bei diesem atemberaubenden Mode-Feuerwerk gepaart mit wundervoll filigranen Klängen und die gesamte Atmosphäre im Raum, das eine oder andere Tränchen meine Wange nässte. Alle waren sich einig: Diese Kollektion war ein echter Volltreffer. Im Rahmen seiner Fashion Show stellte Kretschmer zudem auch seine erste Schuhkollektion vor, die er mit der bekannten Schuhmarke „Högl“ bereits im Vorfeld kreiert hatte. Die 15-teilige streng limitierte Kollektion „Guido Maria Kretschmer for Högl“ besteht in erster Linie aus eleganten Pumps, Sneaker, Stiefeln sowie auch Stiefeletten im bronzefarbenen Leo-Print und ist somit ein absolutes „Must-Have“ für Kretschmer-Fans, die preislich alle zwischen 150 und 350 Euro liegen. Auch in den sogenannten „Goodie-Bags“, welche meist ausschließlich der „Front Row“ und „Second Row“ zuteil sind, befand sich ein limitiertes Büchlein mit den Roh-Skizzen der Schuhkollektion für Högl. Auch eine Widmung an seine Fans, sowie eine persönliche Signatur Kretschmers ist in diesem Büchlein zu finden. Angesprochen darauf, was Kretschmer sich von seiner neuen Schuhkollektion mit Högl erhoffe, sagte er: „Meine Schuhe sollen Ihnen als treue Wegbegleiter dienen.“ Abgesehen von seinen atemberaubenden Mode- und Schuh-Kollektionen, kennen die meisten Guido Maria Kretschmer wahrscheinlich durch die Vox-Nachmittagssendung „Shopping Queen“, wo er mit bissigen, aber niemals verletzenden Kommentaren die Show moderiert und den Kleidungsstil aller Damen der Sendung kommentiert. Viele böse Zungen behaupten, Kretschmer würde sich mit der Moderation dieser Show seinen guten Ruf zerstören, der Designer selbst jedoch sieht das ganz anders. Er behauptete einmal, dass „Shopping Queen“ eigentlich nur für fünf Sendungen geplant war, aber er und sein Fernsehteam schnell merkten, dass die Sendung viele Frauen erreichen und man dabei, hingegen vieler Nachmittagssendungen, auch etwas lernen würde. Jede Frau, egal welchen Alters, kann und darf eine Wahnsinnsfrau sein. Das ist die Message von Shopping Queen. Kretschmer selbst sieht das ganz genauso, denn all seine bisherigen Kollektionen, sowie auch seine neuste Okapi-Kreation, sollen nicht ausschließlich nur von jungen Frauen getragen werden. Im Gegenteil. „Egal, wie schön ein Abendkleid auch sein mag, an einer selbstbewussten, reifen Frau, die vieles im Leben erlebt hat und voller Stolz und Würde durch den Raum schreitet, an solchen Frauen wirken viele Abendkleider noch viel hinreißender.“, so der Designer. Und vielleicht genau deshalb, ist Kretschmer mit dieser Einstellung international so beliebt. Im September diesen Jahres wird Kretschmer deshalb auch seine Kollektionen erstmalig auf der New Yorker Fashion Week zeigen. Berlin muss sich allerdings keine Sorgen um seinen deutschen Valentino machen – Kretschmer ist und bleibt ein fester Bestandteil (und vermutlich auch der glamouröste) der deutschen Modewoche.