German Press Days 2014, Berlin

German Press Days 2014, Berlin

Text: Gerhard Paproth

Fotos: Marcello Rubini

Die German Press Days haben eine Funktion, die sich meines Verständnisses mehr oder weniger entzieht. Denn die Showrooms sind ja immer da und die PR-Mitarbeiter sind immer nett. Aber ich gebe zu, sonst mache ich nicht eine Tour, wo ich mehrere PR-Agenturen nacheinander aufsuche, um interessante Mode aufzuspüren. Überhaupt sind das ja nicht die ersten Adressen, an die man denkt. Aber es lohnt sich schon, man sieht ganze Kollektionen, kann die Stoffe anfassen, in normalem Licht betrachten und bekommt zumeist sachdienliche Erläuterungen. Und man entdeckt wirklich spannende Sachen, die sonst auf Shows z.B. nicht vertreten sind.

Mit der PR-Agentur SILK RELATIONS sind viele Modeschöpfer des aufstrebenden und auch schon etablierten Segments vertreten. Viel Platz hatten Sachen von Kilian Kerner, ein fleißiger Entwerfer, der mutig Terrains (z. B. Abend- bzw. Glamourgarderobe) betritt, die jenseits der anfänglich von ihm bedienten Streetwear eigene Geschmacks- und Gestaltungsqualitäten abfordert. Viele Stücke dieses Brückenschlags sind darum im Schnitt etwas herb und begrenzt in ihrer Sinnlichkeit, weisen aber interessante Dekors und Applikationen auf. Die niedrige Schwelle der Berührungshemmungen führt zu einer großen Vielfalt und wirklich überraschenden Interpretationen, was sicher erheblich zum Erfolg des jungen Shootingstars beiträgt.

Augustin Teboul hingegen sind ihrem Stil und Anspruch durchweg treu geblieben, sowohl in der handwerklichen Verarbeitung als auch und gerade in der exzentrischen Ästhetik, die Spass an Raffinesse mit künstlerischen Experimenten verbindet.

Der Afrikaner Bobby Kolade (geboren im Sudan) war für uns eine neue Entdeckung. Aus Naturmaterialien (wie z.B. Baumrinde und viel Handgewebtes, auch im spannenden Mix) versteht er interessante Kleidung zu gestalten, das tollste aber sind die aufwändigen Färbeverfahren in mehreren Durchgängen, die manche Sachen zu einer fantastischen Leuchtkraft bringen (besonders die Mäntel). Afrikanisches, z.B. äthiopisches Kleiderhandwerk ist ein bemerkenswerter Einfluss und die aktuelle Kollektion 39 zeigt ganz verschiedene Kreationen von Bustiers bis hin zu geradlinigen Mänteln und ungewöhnlichen Oberteilen. Sehr spannend und mitnichten folkloristisch.

Bunt auch die Accessoires von TK maxx, Berlin. Eine neue Retrosicht auf die Neon-Achtziger mit Spaß und Pepp.

Von Anne Gorke gefiel uns der offenkundig winterliche Touch ihrer Kollektion „To Madame“, der dem Mädchen von nebenan einen unspektakulär geschmackvollen Nimbus auf den Weg gibt.

Mit Tiger of Sweden (seit 1903) hat Silk Relations einen klassischen Herrenkonfektionär im Künstlerset, der sich nur begrenzt auf zeitgeistige Experimente stützt.  Scharfe Schnitte mit klarer Linie variieren die klassischen Anzugsmodelle als leichte, aber sehr elegante Anpassungen an den modischen Zeitgeist, die Brechungen sind geschmackvoll und unaufdringlich.

Im Gegensatz dazu NIKE-Woman. Sehr zeitgeistig und sportlich natürlich, sieht man ein riesiges, farbenkräftiges Angebot an Kleidung für Frauen, für die Sportlichkeit im Zentrum moderner Emanzipationskultur steht.

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Bei bei der PR-Agentur ARNE EBERLE sind neben den durch die Fashionweek längst etablierten Perret und Schaad oder Isabel de Hillerin, DSTM, Esther Perbandt, Julian Zigerli etc. auch spannende kleine Designer unter Vertrag, die zwar nicht unbedingt umfangreich, aber doch sehr reizvolle Besonderheiten bieten. Bemerkenswert fanden wir zum Beispiel Schuhe von Velt, die Accessoires von ÈCOLE, die völlig abgefahrenen Prints von Tata Christiane und die Flamingojacke von Frisur.

 

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Einen wunderbaren Abschluss unseres Rundgangs hatten wir bei SCHOELLER & VON REHLINGEN Public Relations in einer gemieteten Suite im Soho House. Zwischen einer kleinen Kollektion von Joop für die Kaufhofmarke Manguun und  einem ambitionierten Online-Shop namens Rebelle präsentierte u. a. Katrin Langer ihre wundervollen kleinen Handtaschen für besondere Anlässe. Hergestellt in Sachsen, u.a. von Musikinstrumentenbauern und Kunststickereien. Ein Triumph der Schönheit der Handwerkskünste. Der gebogene Schichtholzrahmen (Mammutbaum, Nussbaum, Makoré) umfasst wunderschöne Flächen aus Perlmutter, edlen Stoffen und Stickereien. Mit sanft schließendem Magnetverschluß und verhältnismäßig viel Platz sind diese nicht ganz billigen Preziosen der ideale Damen-Begleiter für den besonderen Anlass. Absolut hinreißend.

 

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