digitale Fashionweek ss2022 Seoul, Oktober 2021
Text: Gerhard Paproth
Bilder: Screenshots aus Videos
Wir haben die Seoul Fashionweek für uns entdeckt, denn sie hat, was viele andere Fashionweeks eher weniger zeigen: nämlich eine deutliche nationale Komponente, die sich auf den Kulturraum bezieht. Das will weniger heißen, sie hätte das internationale Format nicht, sondern vielmehr, dass sie solches deswegen hat, weil sie inspirierende Eigenheiten zeigt, die unabhängig vom internationalen Mainstream eine solide Eigenkraft aufweisen. Korea beziehungsweise Asien ist für eine Anreise aus Berlin speziell für die Fashionweek weit, aus dieser Sicht ist die ursprünglich pandemiebedingte, komplette digitale Übertragung („digital Runway“) ein Segen der zeitnahen Vergegenwärtigung, selbst wenn man alle Einschränkungen gegenüber einer besuchten Liveshow bedauern muss.
Das heißt, es gibt viel zu entdecken, bei den dort gestandenen Designern und Designerinnen wie auch bei neu hinzu gekommenen. Im Gegensatz zur letzten Saison sind viele verschiedene Locations als Drehorte ausgesucht, nach wie vor aber repräsentieren die Locations zumeist historische Stätten (Tempel), die einen starken Kontrast zum zeitgemäßen Gestalten darstellen, sich aber dennoch auch als einen gewollten positiven Bezug zum ästhetischen Grundverständnis verstehen lassen.
Das gesamte Programm findet man hier: https://www.seoulfashionweek.org/schedule/
und die Videoübersicht hier: https://www.youtube.com/c/SFW_official/featured
Tipp 1: GREEDILOUS – P.Y.H.
Immer wieder beeindruckend der schier unendliche Einfallsreichtum der Muster und Oberflächenprints. Farbenfroh und gerne auch mal schrill. Es sind eigentlich mehrere Schauen in einer.
Tipp 2: PART OF UNIVERSE: Traditionelle Schnitte neu und cool interpretiert. In der letzten Saison bezog sich die Kollektion von Park Chungae sehr auf die Kultur der schnellen Influencer-Generation, jetzt faszinieren vielseitige ästhetische Crossovers.
Tipp 3: DOUCAN. fantastisch – unser Favorit!
Tipp 4: GRAPHISTE MAN.G – Repenetration. Die alles überdeckenden Schriften, Krickelkrakel und wilden Muster-Kombinationen sind akzentuierten Text- und Bilder-Botschaften gewichen und der Focus liegt jetzt deutlich bei sorgfältigeren Schnitt- und Arrangementkonzepten. Das ist ein Zugewinn in der Entwicklung, aber die Aufregung ist jetzt reduzierter, das Verrückte etwas gebändigt. Spannend anders ist es aber noch immer.
Tipp 5: CAHIERS – gelingt eine Kombination von zeitgemäßer Romantik mit Schleifen und Rüschen und gleichzeitig einer – manchmal komplexen – Architektur mit geometrischer Strenge. Zurückgenommene Weiß-, Beige- und Brauntöne und blasse Farben ergänzen das eher luftige Flair.
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