Franziska Michael – RADIKALKOMBINATIONEN
SS2016 MBFW
Bilder: Marcello Rubini
Text: Gerhard Paproth
Franziska Michael gehört zu den jungen kompromisslosen Designerinnen der „Berliner Schule“. Ihr Label gibt es seit 2009 und 2013 gewann sie mit diesem Konzeptansatz den „Premium Young Designers Award for Women’s Wear“. Sie lässt harte, unverträgliche Kontraste in Material, Farben und auch Schnitten aufeinandertreffen und versteht ihre Arbeit als Gesamtkunstwerk. Eine Installation im Präsentationsbereich (me Collectors Room in der Auguststraße) aus großen Kissen und aufragenden hard-edge-geschnittenen Tischlerplatten unterstreicht diesen Anspruch; am Ende verteilen sich die Modelle in diesem Ambiente stehend oder sitzend.
Die bewusst wilden Kombinationen aus Crop Oberteilen, weiten Hosen, transparenten oder bauchfreien Abschnitten, übertrieben offenen Säumen mit lang gelassenen Fäden, Psychomustern und geometrischen (vorwiegend rechteckigen) Flächen, dicken Stoffen, Plastik und baumaterialähnlichem Meshgewebe wirken wie entschiedene und konsequente Statements gegen den guten Geschmack. Hinzu treten symbolische Retrobezüge aus den 70ern wie Latzhosen und grüner Langflorplüsch, fast alles in weiten Schnitten, körperfern und eher körperbezuglos. Männer lässt sie allerdings Haut zeigen, auch hier im Gegensatz zur kantigen Form der gestaltdominierenden Schnitte. Aber die Designerin bricht auch die eigene Geradlinigkeit, es gibt nämlich auch einige körpernahe Stücke, ein Paar Hotpants und ein „Cocktailkleid“ aus braunem Plastik mit Psycho-Leggins.
An konsequenter Entschiedenheit gegen klassische Geschmackskategorien lässt die Kollektion keinen Aspekt unberücksichtigt, selbst das Schuhwerk (Teckingsandalen) bestimmt den dazu geeigneten Gang und die Körperhaltung der männlichen und weiblichen Modelle.
Eine konsequente Alternative, deren Zukunftsfähigkeit bereits eingeläutet scheint.
