Esther Perbandt – L’Atelier Dream Machine

Esther Perbandt – L’Atelier Dream Machine

MBFW aw 22, Kraftwerk

Bilder: Andreas Hofrichter

Text: Gerhard Paproth

 

Lange hat man nichts gesehen von Esther Perbandt, jetzt ist sie wieder da. Schleichend und behutsam hat sich die Marke verändert, musste sie ja auch, die Urprungsära von Postpunk, Goth und Post-Industrial ist ja längst vorbei. Immerhin gezielt zum Eleganteren hin, was im Hinblick auf die Startkonstellation vielleicht etwas verquer anmutet, aber grudsätzlichen Gestaltungsstilismen ist die Designerin schon treu geblieben. Besonders dem Schwarz.

Esther Perbandt entdeckt gerne Printmotive, die sie dann in verschiedenen Aufdrucken und Applikationsformen verwendet, in diesem Falle Blaupausezeichnungen mit Erläuterungen zu Seidenproduktionsmachinen aus alten Zeiten und aus Frankreich. Früh-Industrial, könnte man anmerken, das ist noch ein origineller Rückbezug. Aus den gefundenen Motiven sind in Lago di Como, Italien, Jacquardstoffe aus Seide-Leinen entstanden, Jacquard-Foulards aus Wolle und Seide und hochwertige Drucke auf Seide. Ebenso inspirierten sie zu einer neuen Schmucklinie aus teilweise überdimensionierten goldenen Zahnrädern als Ohrringe, Halsketten, Armcuffs und Gürtelbeschlägen. Dazu kommt ein Faible für schwarzseidene Kordeln (siehe ganz unten) mit goldenen Versatzstücken (Enden), wie überhaupt die Kombination Schwarz mit Gold ein wichtiges Gestaltungselement der Kollektion sind.

Hinzu treten Schuhe mit blockartigen Podesten unter den Sohlen (mit denen man aber noch ganz gut laufen kann) und Hüte aller Art von Fiona Bennett, oft sehr hoch wie seinerzeit bei Hoss von „High Chapparal“. Wir lieben Fiona Bennett, aber für diese Kollektion erschienen die Kopfbedeckungen weniger passend, da hätte man sich vielleicht kongruentere Entwürfe zur Kollektion gewünscht. Besonders bei den beiden Milchbubi-Modellen wirkten die Hüte schon ziemlich unernst.

Kaum jemand beherrscht die Gestaltung mit Schwarz in Schwarz und das Lichtspiel darauf so gut wie Esther Perbandt, diese Kompetenz hat sie in bestechender Weise kultiviert. Auch mit eleganten, feinen Textilien und schimmernden, eingewebten Mustern sowie mit den Kontrasten zu dem erwähnten schweren Goldschmuck. In den Schnitten bleibt sie ihren herkömmlichen Verfahren im Wesentlichen treu, aber die Schichtungen mit den stets gekonnten Effekten sind nicht mehr so zwingend die entscheidenden Wirkungsaspekte. Andere Gliederungen und Regulierungen, wie zum Beispiel mit den eleganten Schärpen, haben an Wichtigkeit gewonnen, vorteilhafterweise.

Auch die konsequente Geschlossenheit von dem Füßen bis zum Hals ist jetzt gelegentlich aufgegeben und man entdeckt damit die Erlaubnis zu mehr Sexyness und Hinwendung zum menschlichen Körper, der die Sachen trägt.

Getragene Elektromusik und langsame Bewegung der Modelle ist schon eine ungewöhnliches Schaukonzept, aber Esther Perband kann tolle Inszenierungsideen auf die Beine stellen, insofern reiht sie sich leider trotzdem in die üblichen Laufstegrituale ein, das fanden wir etwas schade, denn, wenn nicht sie, wer soll diese gleichförmig banalen Rituale endlich mal etwas ideenreicher aufbrechen?

Alles in allem ist die durchdringende Veredlung des Ersther-Perbandt-Styles ein absoluter Gewinn, die Geschmacksverfeinerung und Zuwendung zu Eleganz und ästhetischer Aura ist ein echtes Sehvergnügen, gerade da wo das Schwere und Verpackende leichter und raffinierter in der Zurücknahme geworden ist. Damit ist Esther Perbandt mit ihrem „Comeback“ auf dem Schauenzirkus nach wie vor die relevanteste Berliner Modedesignerin aus Berlin.

 

Esther Perbandt - L'Atelier Dream Machine

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Esther Perbandt ist auch gerne anderweitig gestalterisch unterwegs, jenseits der Bekleidung und des Schmucks. Wir berichteten schon anläßlich der Positions von diesen Ambitionen, die sich an der Grenze zwischen Kunst und Modedesign bewegen. Es ist schwierig, diese Arbeiten einzuordnen, man könnte es vielleicht zweckfreies Design nennen. Anläßlich der Fashionweek hat Esther Perbandt eine kleine Installation aus drei Teilen in die Fußgängerpassage des „Bikini“ gestellt, wo sie dann auch der oben erwähnten Lust auf schwarze Kordeln ausführlich frönen konnte. Sieht schön aus.

 

Esther Perbandt - L'Atelier Dream Machine

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