DSTM – Sinnlichkeit als Statement

DSTM – Sinnlichkeit als Statement

Berlin Fashionweek AW2020, Kraftwerk

Bilder: Andreas Hofrichter
Text: Gerhard Paproth

 

Sie sind nach längerer Pause (seit 2012) wieder da: DSTM, mit einer „body-wear“-Kollektion und einer ungewöhnlichen Präsentation im Stil einer Tanzperformance auf dem Laufsteg mit Livemusik. Verantwortlich für die Schau waren Jen Gilpin (Inhaberin und Designerin der Marke), die Tänzer des Siciliano Contemporary Ballets, das auf sexuelles Selbstverständnis focussiert ist (Choreograph: Salvatore Siciliano) und die Elektronik-Musikerin EMIKA. Diese Performance sollte die Geschmeidigkeit und den Rundumanspruch der Kleidungsstücke auf sinnliche, einschmeichelnde und körperbetonende Weise demonstrieren – insoweit war das auch ein schlüssiges Konzept.

Es ist definitiv eine Bereicherung für die Berliner Fashionweek, wenn dieses Kleidungssegment sich selbstbewusst beteiligt, auch ganz unabhängig von einer eigenen Präsentationsform. Der englische Begriff Body-Wear macht da auch mal Sinn, denn die Erscheinungsbilder bilden quasi eine Synthese von Unter- und Oberbekleidung, weswegen die Bezeichnung Unterwäsche da zu kurz greift. Die Marke bietet ja die Bereiche Lingerie, Bodywear und Clothing an, also eigentlich noch Unterscheidungen, aber aufs Ganze gesehen ist die Sinnlichkeit der Gestaltung das letztlich prägende Merkmal. Und diese Anschauung geht einher mit einem sehr zeitgenössischen Gestaltungsbewusstsein, das einerseits den intimen und den öffentlichen Auftritt nicht mehr konsequent trennen will und andererseits den heutigen Vorstellungen erotischer Lebensgestaltung mehr Rechnung trägt, als klassische Dessousmarken das letztlich können. Der Standort Berlin verstärkt dieses Selbstverständnis und den Anspruch sicherlich auch noch.

Die Designerin Jen Gilpin schlägt diese Brücke sehr geschmacksorientiert und körperbewusst, ohne dabei Idealmasse zu erzwingen. Gewollte Haltbarkeit (also sehr hochwertige Materialien und Verarbeitung) ist darüber hinaus ein Kriterium der Nachhaltigkeit, weswegen die Gestaltungsentwürfe trotz ihrer Zeitgemäßheit auch eine klassische Qualität mitbringen. Daraus ergibt sich zwangsläufig die Einordnung im Luxussegment, dem die gestalterische Qualität voll Rechnung zu tragen weiß. Die Teile kommen wie eigenständige Kunstwerke daher und sind in ihrer Stilistik so prägnant, dass sie untereinander auch geschmackskompatibel sind. Und sie sind eben nicht nur auf eine Schauseite hin konzipiert, sondern rundherum wirkungsvoll. Die ausschließliche Farbe Schwarz ist wohl hauptsächlich dem erotischen, genauer gesagt sinnlichen Basisgeschmack geschuldet, jedenfalls ist damit jede Süßlichkeit ausgeschlossen und stilistische Dezenz garantiert, auch wenn viele Stücke sehr komplex und ideenreich in der Gestaltung erscheinen.

Auffällig ist, wenn man mal Vergleiche mit guten Produkten aus dem Spektrum der Fetisch-etc.-Szene wagt, dass eleganter Geschmack in Kombination mit dem erwähnten klassischen Touch den primären Eindruck hinterlässt und die erotisierende Komponente eher selbstverständlich enthalten ist. Diese Position ist darüber hinaus im Spektrum der Berliner Modephilosophie eine bewusst und stark vernachlässigte Perspektive, die sich zu recht hier kraftvoll, selbstbewusst und wirkungsvoll zu Wort meldet. Auch aus dieser Sicht erscheint der Auftritt wichtig und relevant fürs Ganze.

Die Schau feierte gleichzeitig das 10-jährige Bestehen der Marke DSTM, was den Erfolg des Anspruches belegt. Es bleibt zu hoffen, dass sie auch in den kommenden Berliner Fashionweeks gegenwärtig bleibt und nicht erst nach weiteren zehn Jahren wieder ins Modebewusstsein rückt.

 

DSTM - Sinnlichkeit als Statement

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DSTM - Sinnlichkeit als Statement

DSTM - Sinnlichkeit als Statement

DSTM - Sinnlichkeit als Statement

DSTM - Sinnlichkeit als Statement

DSTM - Sinnlichkeit als Statement

DSTM - Sinnlichkeit als Statement

DSTM - Sinnlichkeit als Statement

DSTM - Sinnlichkeit als Statement

DSTM - Sinnlichkeit als Statement

DSTM - Sinnlichkeit als Statement

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DSTM - Sinnlichkeit als Statement

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